Nachdem der Beitrag über den Highland Park 12 Jahre so gute Reaktionen hervorgerufen hat, beschäftige ich mich diese Woche nochmal mit ein paar Standards. Vor kurzem wurde ich vom Badischen Landesmuseum gebeten, im Museum beim Markt in Karlsruhe ein Tasting im Rahmen der Sonderausstellung Waren und Welten der 50er Jahre Jahre abzuhalten. Da das Budget des Museums begrenzt war kam ich auf die Idee, beim Karlsruher Whisky-Importeur Kammer-Kirsch anzufragen, ob sie das Ganze sponsern möchten. Sie wollten und in einem netten Telefonat hatten wir uns auf folgende Abfüllungen geeinigt:
BenRiach 12yo, 43%
Ein klassischer Speyside-Malt aus „lightly peated malt“ (laut Backlabel). Seit die Brennerei 2004 den Besitzer gewechselt hat haben die Jungs ordentlich Gas gegeben und eine ganze Reihe von Abfüllungen auf den Markt gebracht, darunter auch stark getorfte Abfüllungen. Ich selbst bin kein großer Fan der Marke, was sich auch hier wieder bestätigt hat (und mir auch von den Teilnehmern bestätigt wurde).
Auge: Helles Troh, erstaunlich wenig Legs.
Nase: Zitronig und würzig, recht starke Eiche und sehr alkoholisch.
Mund: Frisch, trocken, holziger Honig, etwas säuerlich.
Hals: Trocken und würzig, Tannenhonig, etwas trockener Torf.
Fazit: Zu alkoholisch für seine Stärke und der Einfluss des Holzes ist mir persönlich zu stark. Er „kratzt“.
Deanston 12yo, 46,3% (non-chillfiltered)
Eine eher unbekannte Destillerie, die früher nur für Blends produziert hat und von der dann lange Zeit nur eine langweilige 12jährige Abfüllung mit 40 oder 43% erhältlich war. Ein klassischer Supermarkt-Whisky. Seit 2009 gibt es den neuen, ungefärbten und ungefilterten Deanston 12yo mit 46,3%. Der ist ein ganz anderes Kaliber:
Auge: Gelbgold und Legs galore.
Nase: Kräftig würzig und süß mit Organgenblütenhonig.
Mund: Pricklendes Orangenöl mit Nelken, etwas Chili und viel Honig mit einem Hauch Bitterschokolade.
Hals: Kräftig und warm, Bitterschoko mit nur noch leichtem Orangenschalenabrieb. Mittel bis lang.
Fazit: Ein toller, völlig unterschätzter Trinkwhisky zu einem sehr akzeptablen Preis!
Glendronach Original 12yo, 43% (PX/Oloroso)
Glendronach war schon früher immer das klassische Beispiel für einen sherrylastigen Whisky, obwohl es in der Regel Mischungen von Bourbon- und Sherryfässern waren. Der „neue“ Original ist nun Sherry-only, dabei eine Doppelreifung in Pedro Ximemenz und Oloroso-Fässern. Das hat ihn nicht unbedingt verbessert:
Auge: Schönes Rotgold mit vielen Legs.
Nase: Pappsüße, geschwefelte Trockenfrüchte, Rosinen.
Mund: Kühl, Rosinen, viel Holz und eher wenig fruchtig.
Hals: Deutlich holzig und eher Port-Süße als Sherry-Frucht, erstaunlich kurz.
Fazit: Mir persönlich viel zu holzig und gleichzeitig zu süß. Kam aber ganz gut an.
Isle of Jura Prophecy, 46% (peated, Oloroso finish)
Mit den Jura-Malts werde ich sonst nicht sonderlich warm, sie haben mir alle zu viel Ähnlichkeit mit Salzwasser. Der nagelneue Prophecy ist stark getorft und durch die Nachreifung bekommt er endlich die richtige Kurve:
Auge: Rotgold.
Nase: Süß, nasses Leder, feuchter Torf, Zimt, Vanille, Bratapfel.
Mund: Frisch, süß, leicht scharf, sanft torfig, salzig-maritim.
Hals: Erst jetzt kommt der volle würzig-salzige Torf durch, feucht und süß, feurig. Mittellang.
Fazit: Wunderbar abgerundet, von allem etwas aber von nichts zu viel. Hat erstaunlich vielen geschmeckt, darunter auch einigen, die torfige Abfüllungen sonst nicht mögen.
Die Abfüllungen dieses Tastings lagen alle im Bereich von 30–40 Euro. Für die Zielgruppe der Einsteiger genau richtig, zumal man sie bei Kammer-Kirsch im Fabrikverkauf noch etwas günstiger bekommt und sogar vorher probieren kann. Es müssen nicht immer die ganz teuren Teile sein!
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
Nachdem der Beitrag über den Highland Park 12 Jahre so gute Reaktionen hervorgerufen hat, beschäftige ich mich diese Woche nochmal mit ein paar Standards. Vor kurzem wurde ich vom Badischen Landesmuseum gebeten, im Museum beim Markt in Karlsruhe ein Tasting im Rahmen der Sonderausstellung Waren und Welten der 50er Jahre Jahre abzuhalten. Da das Budget des Museums begrenzt war kam ich auf die Idee, beim Karlsruher Whisky-Importeur Kammer-Kirsch anzufragen, ob sie das Ganze sponsern möchten. Sie wollten und in einem netten Telefonat hatten wir uns auf folgende Abfüllungen geeinigt:
BenRiach 12yo, 43%
Ein klassischer Speyside-Malt aus „lightly peated malt“ (laut Backlabel). Seit die Brennerei 2004 den Besitzer gewechselt hat haben die Jungs ordentlich Gas gegeben und eine ganze Reihe von Abfüllungen auf den Markt gebracht, darunter auch stark getorfte Abfüllungen. Ich selbst bin kein großer Fan der Marke, was sich auch hier wieder bestätigt hat (und mir auch von den Teilnehmern bestätigt wurde).
Auge: Helles Troh, erstaunlich wenig Legs.
Nase: Zitronig und würzig, recht starke Eiche und sehr alkoholisch.
Mund: Frisch, trocken, holziger Honig, etwas säuerlich.
Hals: Trocken und würzig, Tannenhonig, etwas trockener Torf.
Fazit: Zu alkoholisch für seine Stärke und der Einfluss des Holzes ist mir persönlich zu stark. Er „kratzt“.
Deanston 12yo, 46,3% (non-chillfiltered)
Eine eher unbekannte Destillerie, die früher nur für Blends produziert hat und von der dann lange Zeit nur eine langweilige 12jährige Abfüllung mit 40 oder 43% erhältlich war. Ein klassischer Supermarkt-Whisky. Seit 2009 gibt es den neuen, ungefärbten und ungefilterten Deanston 12yo mit 46,3%. Der ist ein ganz anderes Kaliber:
Auge: Gelbgold und Legs galore.
Nase: Kräftig würzig und süß mit Organgenblütenhonig.
Mund: Pricklendes Orangenöl mit Nelken, etwas Chili und viel Honig mit einem Hauch Bitterschokolade.
Hals: Kräftig und warm, Bitterschoko mit nur noch leichtem Orangenschalenabrieb. Mittel bis lang.
Fazit: Ein toller, völlig unterschätzter Trinkwhisky zu einem sehr akzeptablen Preis!
Glendronach Original 12yo, 43% (PX/Oloroso)
Glendronach war schon früher immer das klassische Beispiel für einen sherrylastigen Whisky, obwohl es in der Regel Mischungen von Bourbon- und Sherryfässern waren. Der „neue“ Original ist nun Sherry-only, dabei eine Doppelreifung in Pedro Ximemenz und Oloroso-Fässern. Das hat ihn nicht unbedingt verbessert:
Auge: Schönes Rotgold mit vielen Legs.
Nase: Pappsüße, geschwefelte Trockenfrüchte, Rosinen.
Mund: Kühl, Rosinen, viel Holz und eher wenig fruchtig.
Hals: Deutlich holzig und eher Port-Süße als Sherry-Frucht, erstaunlich kurz.
Fazit: Mir persönlich viel zu holzig und gleichzeitig zu süß. Kam aber ganz gut an.
Isle of Jura Prophecy, 46% (peated, Oloroso finish)
Mit den Jura-Malts werde ich sonst nicht sonderlich warm, sie haben mir alle zu viel Ähnlichkeit mit Salzwasser. Der nagelneue Prophecy ist stark getorft und durch die Nachreifung bekommt er endlich die richtige Kurve:
Auge: Rotgold.
Nase: Süß, nasses Leder, feuchter Torf, Zimt, Vanille, Bratapfel.
Mund: Frisch, süß, leicht scharf, sanft torfig, salzig-maritim.
Hals: Erst jetzt kommt der volle würzig-salzige Torf durch, feucht und süß, feurig. Mittellang.
Fazit: Wunderbar abgerundet, von allem etwas aber von nichts zu viel. Hat erstaunlich vielen geschmeckt, darunter auch einigen, die torfige Abfüllungen sonst nicht mögen.
Die Abfüllungen dieses Tastings lagen alle im Bereich von 30–40 Euro. Für die Zielgruppe der Einsteiger genau richtig, zumal man sie bei Kammer-Kirsch im Fabrikverkauf noch etwas günstiger bekommt und sogar vorher probieren kann. Es müssen nicht immer die ganz teuren Teile sein!