Am vergangenen Wochenende fand wieder einmal das Munich Whisky & Bar Festival statt, dieses Jahr nicht nur unter dem neuen Namen Finest Spirits 2010, sondern auch an neuer Stelle. Die Praterinsel war als Location zwar schön, aber für Veranstalter und Aussteller wegen fehlender Infrastruktur schon immer unpraktisch. Im letzten Jahr stieß sie deutlich an ihre Kapazitätsgrenzen und als dann auch noch der Vermieter pleite ging wurde es Zeit, sich nach etwas neuem umzusehen. Fündig wurde man ein paar 100 m weiter im Neuen Forum am Deutschen Museum, einem kombinierten Kino- und Eventzentrum.
Es bietet mit 2.500 qm nicht nur genügend Platz, sondern auch die nötige Infrastruktur mit Kassen, Restaurant, Anfahrtswegen für die Aussteller, etc. Sollte es Befürchtungen gegeben haben, das Ganze wäre etwas überdimensioniert, so wurden diese bereits am Freitag schnell zerstreut.
Auf zwei Etagen waren die Aussteller gut verteilt, auch die großen und kleinen Namen der Szene waren gut gemischt, so dass beim Schlendern durch die wesentlich großzügigeren Gänge keine Langeweile aufkam. Zwischen der Öffnung um 16 Uhr und dem frühen Abend war es noch recht angenehm, um dann so ab 19 Uhr deutlich voller zu werden. Da war schon klar, dass auch die neue Ausgabe ein großer Erfolg werden sollte.
Am Samstag waren dann auch die letzten Zweifel zerstreut. Bereits vor der Öffnung um 14 Uhr bildeten sich lange Schlangen vor den Kassen, wer nicht schon wie ich am Freitag eine 2‑Tages-Karte erworben hatte, musste sich auf lange Wartezeiten einstellen. Leider nicht nur am Eingang, sondern auch nochmal vor der Garderobe. Das Statement des Veranstalters dazu könnt ihr in seinem Blog nachlesen 😉
Der Sonntag war dann wohl etwas weniger voll, trotzdem kamen insgesamt mit offiziellen 4.550 Besuchern 30% mehr als im letzten Jahr. Da auch die Aussteller (übrigens auch 40% mehr als im letzten Jahr) sehr zufrieden waren, steht der nächsten Ausgabe 2011 nichts im Wege.
Eines der Highlights 2010 war natürlich der Ausschank des Ardbeg Rollercoaster, den alle Committee Member gegen Vorlage der Tags zuvor erhaltenen E‑Mail umsonst bekamen. Ausgeschenkt wurde er aus einer 4,5‑Liter-Flasche, die man vorher nur vom Ardbeg Mòr kannte.
Unerwartet interessant war auch der Stand von Jack Daniels im Untergeschoss. Nicht wegen des Whiskies, sondern sie hatten zwei Flaschen ihres New Make dabei, vor und nach der Filterung durch Holzkohle. Nachdem ich beide gerochen und probiert habe, muss ich sagen, dass ihm zum einen die Filterung nicht unbedingt gut tut. Natürlich wird er runder und weniger alkoholisch, aber es geht auch ein guter Teil der Lebendigkeit und Fruchtigkeit flöten. Zum zweiten ist der Unterschied zu schottischem New Make nicht so groß wie gedacht. Man merkt zwar schon, dass es Mais statt Gerstenmalz ist, aber … Wie wäre es denn mal mit einem Experiment? Man nehme den ungefilterten JD-New-Make und stecke ihn in ein gebrauchtes Bourbon-Fass, verschiffe ihn nach Schottland und lasse ihn im dortigen Klima 10 Jahre lang lagern … Hm?
Weitere Entdeckungen in Sachen Whisky waren zwei Abfüllungen von Dun Bheagan: Ein sehr heller und leichter aber interessant-orangiger Glentauchers 15yo mit 43% sowie ein kräftig-kräuteriger Rosebank 18yo aus einem Sherry-Fass mit 48%.
Der Stand der SMWS-Süd bot auch Nicht-Mitgliedern die Gelegenheit, mal wieder die aktuellen Abfüllungen der Scotch Malt Whisky Society zu probieren. Und ich muss sagen, sie haben wieder kräftig angezogen, dieses Mal bei der Qualität und nicht bei den Preisen. Sehr empfehlenswert ist der Highland Park 4.137 mit 58,7% aus einem Sherry-Refill, das ihm genau den richtigen Kick verleiht, ohne zu überziehen. Einfach genial ist der Hakushu 120.5 mit 59% aus 1st-fill Spanish Oak, eine fantastische Sherrytunte. Nicht zu verachten der Glenmorangie 125.29 (würzig), Tormore 105.12 (Sherry-Schwein) und Ardmore 66.30 (rauchig). Sehr nett und fachkundig im übrigen auch die Standbesatzung.
Gleiches gilt wie immer auch für Cadenhead’s, wo mich besonders der von Markus Müller empfohlene Fettercairn 16yo Rum Cask mit 56,8% begeistert hat. Empfehlenswert auch der Single Grain Port Dundas 20yo mit 55,6%. Und keine Angst vor unbekannten Namen 😉
Ansonsten habe ich mich dieses Jahr mehr auf Rum und Fruchtbrand konzentriert und dabei vor allem viel Samples abgefüllt sowie anregende Gespräche geführt, z.B. mit Rainer Hosie über die Damoiseau Rhum Agricole von Gouadeloupe sowie den Single Malt Vodka der Speyside Distillery. Erwähnt werden sollte auch der Ingwer(!)-Brand von Gansloser, für den man immerhin einen der 1cl-Gutscheine gut anlegen konnte. Gleiches gilt für Apfel- und Zwetschgenbrand von Ziegler, deren Single Malt namens Aureum man dagegen getrost vergessen kann. Er schmeckt eh nur nach der “Alten Zwetschge”, in deren Fässern er gereift ist.
Hängen geblieben bin ich schließlich am kleinen aber feinen Stand vom Franz Kostenzer und seiner Achensee’r Edelbrennerei aus Österreich. Er und sein Spezi Georg Hiebl waren schon mehrfach auf dem Festival zu Gast, und das völlig zu Recht. Nicht nur wegen dem einmaligen Rote-Rübe-Brand und so feinen Stöffchen wie der Waldbrombeere. Auch der Rye- & Malt-Whisky und vor allem der Grain Whisky sind deutlich interessanter als so manch andere „deutschsprachige“ Brennversuche. Der Rum ist eher Geschmackssache, weil sehr zurückhaltend. Der Bockbierbrand Zigarre dagegen wieder im wahrsten Sinne der Wortes ausgezeichnet. Falls Ihr es nicht schon getan habt, merkt Euch den Stand für nächstes Jahr unbedingt mal vor!
Weitere Fotos vom Festival findet Ihr in meiner Picasa-Bildergalerie sowie im Blog des Veranstalters und bei Munich Spirits.
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
Am vergangenen Wochenende fand wieder einmal das Munich Whisky & Bar Festival statt, dieses Jahr nicht nur unter dem neuen Namen Finest Spirits 2010, sondern auch an neuer Stelle. Die Praterinsel war als Location zwar schön, aber für Veranstalter und Aussteller wegen fehlender Infrastruktur schon immer unpraktisch. Im letzten Jahr stieß sie deutlich an ihre Kapazitätsgrenzen und als dann auch noch der Vermieter pleite ging wurde es Zeit, sich nach etwas neuem umzusehen. Fündig wurde man ein paar 100 m weiter im Neuen Forum am Deutschen Museum, einem kombinierten Kino- und Eventzentrum.
Es bietet mit 2.500 qm nicht nur genügend Platz, sondern auch die nötige Infrastruktur mit Kassen, Restaurant, Anfahrtswegen für die Aussteller, etc. Sollte es Befürchtungen gegeben haben, das Ganze wäre etwas überdimensioniert, so wurden diese bereits am Freitag schnell zerstreut.
Auf zwei Etagen waren die Aussteller gut verteilt, auch die großen und kleinen Namen der Szene waren gut gemischt, so dass beim Schlendern durch die wesentlich großzügigeren Gänge keine Langeweile aufkam. Zwischen der Öffnung um 16 Uhr und dem frühen Abend war es noch recht angenehm, um dann so ab 19 Uhr deutlich voller zu werden. Da war schon klar, dass auch die neue Ausgabe ein großer Erfolg werden sollte.
Am Samstag waren dann auch die letzten Zweifel zerstreut. Bereits vor der Öffnung um 14 Uhr bildeten sich lange Schlangen vor den Kassen, wer nicht schon wie ich am Freitag eine 2‑Tages-Karte erworben hatte, musste sich auf lange Wartezeiten einstellen. Leider nicht nur am Eingang, sondern auch nochmal vor der Garderobe. Das Statement des Veranstalters dazu könnt ihr in seinem Blog nachlesen 😉
Der Sonntag war dann wohl etwas weniger voll, trotzdem kamen insgesamt mit offiziellen 4.550 Besuchern 30% mehr als im letzten Jahr. Da auch die Aussteller (übrigens auch 40% mehr als im letzten Jahr) sehr zufrieden waren, steht der nächsten Ausgabe 2011 nichts im Wege.
Eines der Highlights 2010 war natürlich der Ausschank des Ardbeg Rollercoaster, den alle Committee Member gegen Vorlage der Tags zuvor erhaltenen E‑Mail umsonst bekamen. Ausgeschenkt wurde er aus einer 4,5‑Liter-Flasche, die man vorher nur vom Ardbeg Mòr kannte.
Unerwartet interessant war auch der Stand von Jack Daniels im Untergeschoss. Nicht wegen des Whiskies, sondern sie hatten zwei Flaschen ihres New Make dabei, vor und nach der Filterung durch Holzkohle. Nachdem ich beide gerochen und probiert habe, muss ich sagen, dass ihm zum einen die Filterung nicht unbedingt gut tut. Natürlich wird er runder und weniger alkoholisch, aber es geht auch ein guter Teil der Lebendigkeit und Fruchtigkeit flöten. Zum zweiten ist der Unterschied zu schottischem New Make nicht so groß wie gedacht. Man merkt zwar schon, dass es Mais statt Gerstenmalz ist, aber … Wie wäre es denn mal mit einem Experiment? Man nehme den ungefilterten JD-New-Make und stecke ihn in ein gebrauchtes Bourbon-Fass, verschiffe ihn nach Schottland und lasse ihn im dortigen Klima 10 Jahre lang lagern … Hm?
Weitere Entdeckungen in Sachen Whisky waren zwei Abfüllungen von Dun Bheagan: Ein sehr heller und leichter aber interessant-orangiger Glentauchers 15yo mit 43% sowie ein kräftig-kräuteriger Rosebank 18yo aus einem Sherry-Fass mit 48%.
Der Stand der SMWS-Süd bot auch Nicht-Mitgliedern die Gelegenheit, mal wieder die aktuellen Abfüllungen der Scotch Malt Whisky Society zu probieren. Und ich muss sagen, sie haben wieder kräftig angezogen, dieses Mal bei der Qualität und nicht bei den Preisen. Sehr empfehlenswert ist der Highland Park 4.137 mit 58,7% aus einem Sherry-Refill, das ihm genau den richtigen Kick verleiht, ohne zu überziehen. Einfach genial ist der Hakushu 120.5 mit 59% aus 1st-fill Spanish Oak, eine fantastische Sherrytunte. Nicht zu verachten der Glenmorangie 125.29 (würzig), Tormore 105.12 (Sherry-Schwein) und Ardmore 66.30 (rauchig). Sehr nett und fachkundig im übrigen auch die Standbesatzung.
Gleiches gilt wie immer auch für Cadenhead’s, wo mich besonders der von Markus Müller empfohlene Fettercairn 16yo Rum Cask mit 56,8% begeistert hat. Empfehlenswert auch der Single Grain Port Dundas 20yo mit 55,6%. Und keine Angst vor unbekannten Namen 😉
Ansonsten habe ich mich dieses Jahr mehr auf Rum und Fruchtbrand konzentriert und dabei vor allem viel Samples abgefüllt sowie anregende Gespräche geführt, z.B. mit Rainer Hosie über die Damoiseau Rhum Agricole von Gouadeloupe sowie den Single Malt Vodka der Speyside Distillery. Erwähnt werden sollte auch der Ingwer(!)-Brand von Gansloser, für den man immerhin einen der 1cl-Gutscheine gut anlegen konnte. Gleiches gilt für Apfel- und Zwetschgenbrand von Ziegler, deren Single Malt namens Aureum man dagegen getrost vergessen kann. Er schmeckt eh nur nach der “Alten Zwetschge”, in deren Fässern er gereift ist.
Hängen geblieben bin ich schließlich am kleinen aber feinen Stand vom Franz Kostenzer und seiner Achensee’r Edelbrennerei aus Österreich. Er und sein Spezi Georg Hiebl waren schon mehrfach auf dem Festival zu Gast, und das völlig zu Recht. Nicht nur wegen dem einmaligen Rote-Rübe-Brand und so feinen Stöffchen wie der Waldbrombeere. Auch der Rye- & Malt-Whisky und vor allem der Grain Whisky sind deutlich interessanter als so manch andere „deutschsprachige“ Brennversuche. Der Rum ist eher Geschmackssache, weil sehr zurückhaltend. Der Bockbierbrand Zigarre dagegen wieder im wahrsten Sinne der Wortes ausgezeichnet. Falls Ihr es nicht schon getan habt, merkt Euch den Stand für nächstes Jahr unbedingt mal vor!
Weitere Fotos vom Festival findet Ihr in meiner Picasa-Bildergalerie sowie im Blog des Veranstalters und bei Munich Spirits.