Am 25. und 16. Februar 2012 fand die zweite Auflage der HANSE SPIRIT statt. Hamburgs einzige Whiskymesse wird organisiert von Chris Rickert und seinem Team von Hansemalt, einem lokalen Whiskyklub. Verstärkt wurden Sie von Michael Schlüter von Whiskynews.de, den ich so auch endlich mal kennen lernen konnte.
2011 hatte ich leider keine Zeit und so ging es wohl auch vielen anderen, denn die Messe war eher spärlich besucht. Für die zweite Auflage wurde deutlich mehr Werbung betrieben und da ich vor rund 25 Jahren das letzte Mal im Hamburg war, wollte ich mir ein verlängertes Wochenende mit ein wenig Lebenswasser nicht entgehen lassen. Und so viel vorneweg: Es waren zwar weniger Aussteller gemeldet, dafür kamen alleine am Samstag schon mehr Besucher als im letzten Jahr. Der Sonntag war dann etwas gemütlicher, aber insgesamt dürfte sich die Besucherzahl gut verdoppelt haben.
Hamburg begrüßte mich Freitag abends mit typischem Schietwetter, was mich von einem ersten Rundgang durch die Stadt aber nicht abhielt. Als dann Samstag morgens die Sonne langsam aufwachte und die Alsterarkaden nahe des Rathauses beschien wurde klar: Hamburg ist schön. Nennt mir mal eine andere Großstadt, wo man in der Fußgängerzone läuft und über einem kreisen Möwen? Beeindruckend ist auch die Speicherstadt, die nach fast kompletter Zerstörung durch den Krieg originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Und Sonntags habe ich es auch noch zu Planten un Blomen geschafft, dem Stadtpark an den alten Wallanlagen mit einem sehenswerten japanischen Garten.
In Laufweite davon, in der Rothenbaumchaussee 11, befindet sich das 1911 fertig gestellte Curiohaus, ehemaliger Sitz eines Lehrervereins. Seit 2004 wird es als Event-Location benutzt und bildet einen mehr als passenden Rahmen für eine Whiskymesse. Auf zwei Ebenen waren die Stände unter gebracht, die meisten Whisky-Anbieter im großen Saal, auf der Empore darüber die Raucher-Lounge und Sitzmöglichkeiten zum Entspannen. im Stockwerk darunter die kleineren Stände und andere Spirituosen (Rum, Tequila, Obstbrände, …). Im Erdgeschoss befand sich das Catering, laut allgemeiner Aussage der Besucher zum letzten Jahr deutlich verbessert. Schön auch, dass man sich an einem Stand im ersten Stock jederzeit ein frisches Glas holen konnte und gegen eine kleine Spende zudem eine Erfrischung in Form einer fritz-kola.
Zum Einstand habe ich endlich mal Detlef Sommer kennen gelernt, der seit letztem Jahr das Marketing von Säntis Malt verantwortet. Am Stand mit Marc A. Hoffmann von Marc’s Whisky Collection bot er verschiedene Editionen des Appenzeller Single Malts an, unter anderem die Edition Dreifaltigkeit mit Appenzeller Torf, die schon von Jim Murray in den Schweizer Himmel gelobt wurde. Und ich muss sagen, dass die Verbindung aus malziger Süße und dem rauchigen und würzigen Torf wirklich sehr gut gelungen ist. An den anderen Abfüllungen habe ich nur gerochen (Vorbildlich: Alle standen ausgeschenkt zum Riechen da!), aber auch die waren äußerst vielversprechend.
Danach habe ich mich erst mal auf meine zweite Liebe Rum konzentriert und bei Scotland-and-Malts eine sehr schöne Eigenabfüllung aus Panama entdeckt. Bei Whisky Depot einen ebenfalls schönen Pampero 1992. Gleiche Destillerie und Jahr, aber andere Stärke und noch ein Stück besser: Pampero 1992 The Overseas Trail bei Alba Import – gekauft.
Ebenfalls bei Alba Import gab es die neuen Abfüllungen von Wemyss Malts. Mein Favorit ist Vanilla Summer, ein Clynelish, der die ähnlich gelagerte The Maltman-Abfüllung deutlich in den Schatten stellt. Lustig auch der Brennivin, ein isländischer Kümmelschnaps, der viel sanfter daher kommt als sein gar nicht unterkühltes Marketing. Zurück bei Scotland-and-Malts habe ich verschiedene Abfüllungen von A.D. Rattray probiert, die mich nicht begeistern konnten. Dafür aber seine Eigenabfüllung eines Mannochmore 1992, die einen Kauf wert ist. Schon wieder 92 … muss wohl ein gutes Jahr gewesen sein. Probieren durfte ich dann noch einen hochinteressanten Glenlivet 1972, der erst in einem Fino Sherry Cask gereift und dann 10 Monate in einem Jamaica-Rum-Fass gefinished wurde. Das riecht man!
Bei Andy McNeill habe ich mir dann noch von Coopers Choice einen Littlemill 1985 mit 53% aus einem Hogshead mitgenommen. Eine fantastische Abfüllung! Natürlich hatten auch Whisky & Dreams aus Eppertshausen wieder Ihren Stand aufgebaut. Neben der üblich üppigen Auswahl an Bruichladdich-Abfüllungen gab es dort auch die leckeren Mackies of Scotland Potato Crisps. Vorsicht: Suchtfaktor erheblich! Haggis & Cracked Pepper war schon am ersten Tag aus, bei Flamegrilled Aberdeen Angus habe ich Sonntags kräftig nachgeholfen. Vorsicht bei Scotch Bonnet Chili Pepper, die verdienen ihren Namen zurecht…
Apropos Scotch Bonnet: Im Gang nebenan hatte Scojendus Schottische Feinkost seinen Stand aufgebaut. Auch wenn die Website (noch) wenig her gibt – das Sortiment ist sehenswert mit Senf, Ölen, Saucen und jeder Menge anderem Zeug, alles aus Schottland und teils mit Whisky, so z.B. die Scotch Bonnet Sauce mit immerhin 12% Scoch Whisky.
Natürlich muss auch noch der Stand der SMWS Nord erwähnt werden, an dem Kerstin und Frank sich dem Ansturm entgegen stemmten und meinem Rucksack Asyl boten (Danke!). Und die Herren von Ron Centenario, deren Rum aus Costa Rica wirklich gut ist. Zu empfehlen sind besonders die 25- und 30-jährigen Abfüllungen, die allerdings auch ihren Preis haben. Immer wieder gern gesehen ist auch die Edelbrennerei Dirker aus Mömbris, die alles brennen, was bei drei vom Baum runter ist, und dafür zurecht viele Auszeichnungen erhalten haben.
Auf Wiedersehen (in) Hamburg!
Das ganze mal aus Besucher-Sicht:
Weniger Stände, mehr Besucher = mehr Gedränge vor den Ständen, keine nette Probieratmosphäre.
Bowmore-Tasting besucht, 15 € für 3 Drams Standard-Bowmore, nichts besonders, die am Stand vermutlich insgesamt 10 € gekostet hätten. Dazu noch ein schlechter Vortrag, der fast nichts über den Whisky erzählt hat.
Letztes Jahr habe ich mich von einem guten Tasting bei Alba und einer guten Probieratmosphäre dazu annimieren lassen einige schöne Flaschen mitzunehmen. Dieses Jahr habe ich mir dort die Stimmung vom uninteressanten tasting und dem Gedränge so verderben lassen, dass ich mit leeren Händen nach Hause gegangen bin.
Auch das Gegeize mit den Gläsern beim Tasting ist nervig. Man hat für 3–4 Drams nur ein Glas und muss das im vorgegebenen Takt leeren, damit der nächste da hinengepanscht werden kann.
Mal länger stehen lassen oder nochmal vergleichen ist offensichtlich nicht gewünscht.