Dieser kürzlich erschienene Führer zu den Whisk(e)y Destillerien der Welt ist voller inhaltlicher, orthographischer und grammatikalischer Fehler. Das ambitionierte Projekt einer Auflistung und Beschreibung der aktiven Whisk(e)y‑Destillerien von Afrika, Asien, Australien, Neuseeland, Europa, England, Irland, Wales, Scotland, Kanada, USA und Lateinamerika ist nicht nur oberflächlich recherchiert, sondern mangelhaft, ja fast ungenügend editiert. Im Anhang findet der Leser eine Zusammenstellung der weltweit operierenden Whisky-Konzerne, Landkarten mit den jeweiligen geografischen Lagen der Brennereien sowie einen Index.
Eric Abraham Zandona trägt offensichtlich die herausgeberische Gesamtverantwortung für dieses Werk, das er für das American Distilling Institute zusammenstellte (er schrieb das Vorwort). Zandona sollte die Ausgabe schleunigst korrigieren und re-editieren.
Die Gründe:
Die „Irish Sea“ liegt nordöstlich von Inverness, die walisische Brennerei Penderyn wird nach Irland verlegt und fälschlicherweise dem amerikanischen Distiller Sazerac als Eigentümer zugeordnet. Tobermory Distillery liegt jetzt auf dem westlichen schottischen Festland in Morvern, eine kleine luxemburgische Brennerei findet sich selbst im Herzogtum Liechtenstein wieder. Für die Autoren Eric Abraham Zandon, Nancy Fraley, Julia Nourney und Bill Owens heißen die Hebriden „Isles of Skye“. Die Angaben des Weltführers wurden von den Autoren in vielen Bereichen sehr oberflächlich recherchiert, kommentiert und wenig sorgfältig editiert.
Vom Rezensenten wurden insbesondere die Angaben zu schottischen und irischen Brennereien geprüft. So sind die Beschreibungen der Brennereien und die inhaltlichen Angaben der Autoren insgesamt wenig strukturiert, eher zufällig und sprachlich in einem schlechten Schreibstil wiedergegeben: „They…They…They…“ Die unstrukturierte unterschiedliche und nicht-harmonisierte Groß-und Kleinschreibung der wiederkehrenden Begriffe machen den Word Guide to Whisk(e)y Distilleries zu einem Ärgernis. Einmal werden lückenhaft und zufällig Gründungsdaten der Brennereien angeführt, anderorts zufällig die Eigentümerverhältnisse angegeben und dann wiederum bestimmte Brennerei-Produkte aufgelistet. Es fehlt jegliche Systematik und Einheitlichkeit in der Beschreibung, die eine derartig ambitionierte und wünschenswerte Veröffentlichung auszeichnen sollte.
Ein Blick in vergleichbare, aber qualitativ wertvolle Editionen, wie Ingvar Rondes Malt Whisky Yearbook oder Dave Brooms World Whisky Atlas wäre hilfreich und lehrreich für die beteiligten Autoren gewesen. Ronde und Broom setzen Maßstäbe, daran müssen sich Eric Abraham Zandon, Nancy Fraley, Julia Nourney und Bill Owens messen lassen.
Der Leser lernt viele falsche Informationen kennen:
- „Amrut Fusion Single Malt Whisky, a blend of Indian and Scotch Malt Whisky.“ Richtig ist, für die Destillation wurde jeweils eine in Schottland gemälzte rauchige Gerste und in Indien gemältzte nicht-rauchige Gerste zu einem Cocktail in der Amrut Distillery gemixt, gemahlen, geläutert und weiter verarbeitet.
- Nordirlands Bushmills Malt Distillery wird zu ältesten irischen Brennerei ernannt, die „1608 eröffnet wurde.“ Den Autoren ist nicht bekannt, dass diese Distillery erst 1784 gegründet wurde, während die im Co Meath gelegene bereits 1757 gegründete Kilbeggan Distillery nachweislich die älteste arbeitende irische Brennerei ist.
- „Opperated by Irish Distillery, a subsidiary of Pernod-Ricard, Midleton distillery produces a number of triple distilled Irish whiskies including Jameson and Tullamore Dew.“ (sic) Schreibfehler mischen sich hier mit mangelhaften Angaben. Richtig ist vielmehr der Betreiber nennt sich „Irish Distillers Group“, Midleton Distilleries, denn dort wird in Kolonnen und Pot Stills Grain Whiskey, Malt Whiskey und Irish Pot Still Whiskey produziert. Die Labels „Powers, Paddy, Redbreast, Green Spot“ und viele andere haben dort ihren Ursprung, nicht nur der Tullamore Whiskey. Der Plural schreibt sich im Irischen Irish whiskeys…
- Natürlich fehlen in der Aufzählung Brennereien: Carlow, Tullamore, Glen Keith, London Distillery Company, die Papiermühle in Jena oder Gerlach & Papst in Bad Dürkheim um nur einige zu nennen.
- Die schottische Highland Brennerei Edradour wird unreflektiert mit ihrem Werbeslogan portraitiert und als „kleinste schottische Brennerei“ vorgestellt, sind doch die Distilleries von Strathearn oder Loch Ewe weitaus kleiner.
- Schmunzelnd liest sich folgende Aussage: „DIAGEO…sold 160 million litres of Johnny Walker in the last six months of 2011.“ (sic cf Johnnie!) Diese statistischen Angaben suggerieren einen unglaublichen Jahresumsatz von 320 Millionen Litern Alkohol nur für Johnnie Walker, was eindeutig falsch ist.
- Bei der Aufzählung der „Distilleries operated by Major Conglomerates“ fehlen die japanischen Konzerne Nikka und Suntory, der indische Getränkegigant United Spirits der United Breweries Group, der Luxuskonzern LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton oder beispielsweise auch Inver House, der ein Teil der International Beverage Holdings of ThaiBev ist.
Wenige Sorgfalt und Einfallsreichtum bieten die Autoren ebenfalls bei den Bildunterschriften, sie wiederholen einfach ihre Beschreibungen der Brennereien. Diese ‚Schnoddrigkeit’ setzt sich bei den Landkarten mit ihren geografischen Brennerei-Lagen fort. In Irland fehlt die Dingle Distillery, in Dublin erscheinen zwei Brennereien, die aber in den Beschreibungen der aufgelisteten Distilleries fehlen, in Schottland werden Ardnamurchan, Ben Nevis, Strathearn, Wolfburn unterschlagen, dafür erscheinen auf Islay neun Whisky-Brennereien (ist darunter bereits Gartbreck?). Im westlichen Highland bei Achnasheen und auf Shetland markieren zwei rosa Punkte unbekannte Distilleries, die in der allgemeinen Beschreibung und Aufzählung nicht zu finden sind.
Die Idee der Autoren einer geografischen Visualisierung der Brennereistandorte ist gut und lobenswert, nur ihre Umsetzung macht mit dem riesigen Maßstab keinen Sinn, denn die Brennereien in der Schweiz, Deutschland, Österreich sowie jene der Speyside können keinesfalls im Konglomerat der Punktdichte annähernd lokalisiert werden.
Andere Darstellungen und Beschreibungen zu Destillerien in USA, Canada, Japan usw. wurden nicht rezensiert. Die Korrektheit der Kontaktdaten (Adressen, Telefon oder Mail und Web) wurde ebenfalls nicht überprüft.
Fazit:
Wer ein „Telefon- und Adressbuch“ mit vielen Fehlern erwerben möchte, sollte dies tun und eine eigene Fehlersuche starten. Der Versuch eine Übersicht über Whisk(e)y Brennereien der Welt zu präsentieren ist allemal löblich, sehr gut ist die aktuelle Auflistung der „USA Craft Distilleries“. Dennoch, die Autoren sollten sorgfältiger recherchieren und editieren. Eine gute Chance bietet eine Neuauflage, die schleunigst geschehen sollte, denn diese „Telefonbuch“ entspricht keinesfalls dem Niveau des Auftraggebers „American Distilling Institute“. Die vorliegende Publikation sollte wegen der Mängel sofort vom Markt genommen werden. Erschienen ist das 151 starke Seiten Buch bei White Mule Press, einem Verlag des American Distilling Institutes, Hayward, USA, 2013.
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
Dieser kürzlich erschienene Führer zu den Whisk(e)y Destillerien der Welt ist voller inhaltlicher, orthographischer und grammatikalischer Fehler. Das ambitionierte Projekt einer Auflistung und Beschreibung der aktiven Whisk(e)y‑Destillerien von Afrika, Asien, Australien, Neuseeland, Europa, England, Irland, Wales, Scotland, Kanada, USA und Lateinamerika ist nicht nur oberflächlich recherchiert, sondern mangelhaft, ja fast ungenügend editiert. Im Anhang findet der Leser eine Zusammenstellung der weltweit operierenden Whisky-Konzerne, Landkarten mit den jeweiligen geografischen Lagen der Brennereien sowie einen Index.
Eric Abraham Zandona trägt offensichtlich die herausgeberische Gesamtverantwortung für dieses Werk, das er für das American Distilling Institute zusammenstellte (er schrieb das Vorwort). Zandona sollte die Ausgabe schleunigst korrigieren und re-editieren.
Die Gründe:
Die „Irish Sea“ liegt nordöstlich von Inverness, die walisische Brennerei Penderyn wird nach Irland verlegt und fälschlicherweise dem amerikanischen Distiller Sazerac als Eigentümer zugeordnet. Tobermory Distillery liegt jetzt auf dem westlichen schottischen Festland in Morvern, eine kleine luxemburgische Brennerei findet sich selbst im Herzogtum Liechtenstein wieder. Für die Autoren Eric Abraham Zandon, Nancy Fraley, Julia Nourney und Bill Owens heißen die Hebriden „Isles of Skye“. Die Angaben des Weltführers wurden von den Autoren in vielen Bereichen sehr oberflächlich recherchiert, kommentiert und wenig sorgfältig editiert.
Vom Rezensenten wurden insbesondere die Angaben zu schottischen und irischen Brennereien geprüft. So sind die Beschreibungen der Brennereien und die inhaltlichen Angaben der Autoren insgesamt wenig strukturiert, eher zufällig und sprachlich in einem schlechten Schreibstil wiedergegeben: „They…They…They…“ Die unstrukturierte unterschiedliche und nicht-harmonisierte Groß-und Kleinschreibung der wiederkehrenden Begriffe machen den Word Guide to Whisk(e)y Distilleries zu einem Ärgernis. Einmal werden lückenhaft und zufällig Gründungsdaten der Brennereien angeführt, anderorts zufällig die Eigentümerverhältnisse angegeben und dann wiederum bestimmte Brennerei-Produkte aufgelistet. Es fehlt jegliche Systematik und Einheitlichkeit in der Beschreibung, die eine derartig ambitionierte und wünschenswerte Veröffentlichung auszeichnen sollte.
Ein Blick in vergleichbare, aber qualitativ wertvolle Editionen, wie Ingvar Rondes Malt Whisky Yearbook oder Dave Brooms World Whisky Atlas wäre hilfreich und lehrreich für die beteiligten Autoren gewesen. Ronde und Broom setzen Maßstäbe, daran müssen sich Eric Abraham Zandon, Nancy Fraley, Julia Nourney und Bill Owens messen lassen.
Der Leser lernt viele falsche Informationen kennen:
Wenige Sorgfalt und Einfallsreichtum bieten die Autoren ebenfalls bei den Bildunterschriften, sie wiederholen einfach ihre Beschreibungen der Brennereien. Diese ‚Schnoddrigkeit’ setzt sich bei den Landkarten mit ihren geografischen Brennerei-Lagen fort. In Irland fehlt die Dingle Distillery, in Dublin erscheinen zwei Brennereien, die aber in den Beschreibungen der aufgelisteten Distilleries fehlen, in Schottland werden Ardnamurchan, Ben Nevis, Strathearn, Wolfburn unterschlagen, dafür erscheinen auf Islay neun Whisky-Brennereien (ist darunter bereits Gartbreck?). Im westlichen Highland bei Achnasheen und auf Shetland markieren zwei rosa Punkte unbekannte Distilleries, die in der allgemeinen Beschreibung und Aufzählung nicht zu finden sind.
Die Idee der Autoren einer geografischen Visualisierung der Brennereistandorte ist gut und lobenswert, nur ihre Umsetzung macht mit dem riesigen Maßstab keinen Sinn, denn die Brennereien in der Schweiz, Deutschland, Österreich sowie jene der Speyside können keinesfalls im Konglomerat der Punktdichte annähernd lokalisiert werden.
Andere Darstellungen und Beschreibungen zu Destillerien in USA, Canada, Japan usw. wurden nicht rezensiert. Die Korrektheit der Kontaktdaten (Adressen, Telefon oder Mail und Web) wurde ebenfalls nicht überprüft.
Fazit:
Wer ein „Telefon- und Adressbuch“ mit vielen Fehlern erwerben möchte, sollte dies tun und eine eigene Fehlersuche starten. Der Versuch eine Übersicht über Whisk(e)y Brennereien der Welt zu präsentieren ist allemal löblich, sehr gut ist die aktuelle Auflistung der „USA Craft Distilleries“. Dennoch, die Autoren sollten sorgfältiger recherchieren und editieren. Eine gute Chance bietet eine Neuauflage, die schleunigst geschehen sollte, denn diese „Telefonbuch“ entspricht keinesfalls dem Niveau des Auftraggebers „American Distilling Institute“. Die vorliegende Publikation sollte wegen der Mängel sofort vom Markt genommen werden. Erschienen ist das 151 starke Seiten Buch bei White Mule Press, einem Verlag des American Distilling Institutes, Hayward, USA, 2013.