Im vierteljährlich erscheinenden Irland Journal veröffentlichte Ernie – Ernst J. Scheiner einen lesenswerten Artikel, der einen guten Einblick in die heutige Brennerei-Landschaft von Campbeltown gibt. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Christian Ludwig Verlags, Moers.
„Mull of Kintyre / Oh, mist rolling in from the sea / My desire is always to be here / Oh, Mull of Kintyre…“ schallte es 1977 aus den Radios und machte Paul McCartneys Song für zehn Wochen zur No. 1 in den deutschen und irischen Charts. Das Kap im Südwesten Schottlands, an den Straits of Moyle gegenüber Irland und südwestlich von Glasgow gelegen, wurde schlagartig weltberühmt.
Die Kelten winkten vom Maol Chinn Tìre hinüber zu ihren Verwandten an der irischen Küste. Sie kannten die berühmten neun Glens von Antrim. Mit ihren long boats ruderten sie auf dem North Channel nach Islay, Jura oder Irland. Es ist daher kein Wunder, dass Baile an Chaisleáin (Gälisch für Ballycastle) seit dem 17. Jhd. bis heute zu seiner jährlichen Ould Lammas Fair zahlreiche Gäste aus dem nahegelegenen Kintyre oder Islay begrüßt. Wenn dort die Brennereien Bowmore, Bruichladdich, Lochindaal und Port Ellen ihre Gerste mälzten, roch es an der Küste Antrims nach geröstetem Malz und Torfrauch.
Die in Finlaggan auf Islay residierenden Lords of the Isles hatten vom 13. bis 15. Jhd. die Region im Westen Schottlands politisch vereint und einen großen Wirtschaftraum geschaffen, der von Antrim, über Argyll und bis hin zu den nordwestlichen Hebriden reichte. Selbst die Gebiete um Glencoe in Lochaber zählten dazu, denn der König Schottlands, Robert the Bruce, hatte einem der Lord of the Isles, Angus Og MacDonald, vieles zu verdanken. Auf Islay fand er schützende Zuflucht vor dem ihn verfolgenden englischen König Edward II. Später unterstützte ihn der Fürst der Inseln in der berühmten Schlacht von Bannockburn (1314). Die Menschen im Reich der Lord of the Isles sprachen die gleiche Sprache, lauschten den gleichen Legenden und Märchen, teilten doch sie dieselben ethnischen Wurzeln. Ihre Vorfahren wurden von den römischen Geschichtsschreibern als Scoti bezeichnet. Mit ihren Überfällen machten sie das Leben den römischen Siedlern im südlichen Schottland unsicher.
Irische Wurzeln
Die aus Ulster kommenden irischen Stämme Cenél Loairn, Cenél nÓengusa, Cenél nGabráin siedelten im nordwestlichen Schottland und in Argyll, auf Islay und bevölkerten die Halbinsel Kintyre. Sie gründeten bereits im 6. Jhd. ein Königreich und benannten es mit dem alt-Irischen Begriff Dál Riata, auf Deutsch ‚Teile von…’ Ihre im Kilmartin Glen gelegene Festung Dunnad war das politisch-kulturelle Zentrum. Von hier aus regierten sie über die nördlichen Teile Ulsters und die schottische Westküste. Zweihundert Jahre später im Jahr 843 sollte einer der Könige von Dál Riata, Kenneth MacAlpin, der erste König des neuen Königreichs Alba werden, das die im westlichen Schottland siedelnden Scoti mit denen im nordöstlichen Schottland lebenden Picti vereinigte.
Es waren vermutlich die irischen Siedler, die den christlichen Glauben allmählich in die iro-schottischen Townships brachten. Die Legende berichtet, dass Saint Columba mit zwölf Getreuen den etwa 12 Meilen breiten North Channel in Curraghs, in lederbespannten Booten überquerte. Um 563 betrat Colm Cille, so sein gaelischer Name, von Ballycastle kommend in der Carskey Bay den Boden von Kintyre und überbrachte den dort lebenden Scoti das Evangelium. Lange hielt sich die Mär Columba hätte neben dem christlichen Glauben auch die Kunst der Destillation nach Schottland gebracht. Nach neueren Erkenntnissen waren es wohl die belesenen irisch-stämmigen Mediziner der Lord of the Isles, die MacBeathas oder Beatons, die das Destillationswissen der spanischen Mauren im 13. und 14. Jahrhundert nach Islay und damit nach Schottland brachten.
Usquebaugh = Wasser des Lebens
Wahrscheinlich wurde seit jener Zeit in Kintyre das Wasser des Lebens – auf Irisch uisce beatha und auf Schottisch uisge beatha – gebrannt, denn die Gerste wuchs dort prächtig, fand sie doch beste Anbaubedingungen vor, ein feuchtes Klima bei der Aussaat, mineralreichen Boden und lange Sonnentage im Sommer. Wasser und Torf gab es zum Destillieren im Überfluss. Die Gerste wurde gemälzt, um daraus ein rauchiges Bier zu brauen, welches mit lokalen Gewürzen oder importiertem Ingwer aromatisiert wurde. Bier ist ja bekanntlich die Grundlage für das Brennen eines Whiskys. Es wird berichtet, dass der Laird of Calder, Alex Campbell, im September 1591 als Pachtzins einen Krug gefüllt mit Wasser des Lebens erhielt. Der feudale Großgrundbesitzer konnte nicht erahnen, dass sich im 19. Jhd. Campbeltown in Kintyre einmal zur Whisky-Welthauptstadt mit bis zu 34 aktiven Brennereien entwickeln würde.
Der Standort mit einer natürlichen Hafenbucht war ideal. Leere Fässer der schottischen und irischen Whisky-Blender sowie Gerste aus den Lowlands oder Irland konnten leicht angelandet werden. Mit vollen Whisky-Fässern kehrten die dampfbetriebenen Clyde Puffers in die Whisky-Blend Centres von Glasgow oder Belfast zurück. Whisky, Schiffsbau, Viehzucht, Fischfang und ein reger Handel machten die von ihren Einwohnern charmant umschriebene Wee Town, kleine Stadt, zu der prosperierenden Wirtschaftszone in Kintyre. Der rasch wachsende Wohlstand spiegelte sich in der viktorianischen Architektur der Bürgerhäuser, der öffentlichen Gebäude und in den Straßen wieder. Geld spielte keine Rolle. Die angesagten Glasgower Architekten John Burnet, Thomas Watson oder Henry Clifford schufen ein Stadtbild, dessen rotes Sandsteingesicht an die Metropole am River Clyde erinnert.
Als der Chronist Alfred Barnard 1885–86 die Whisky-Brennereien des Vereinigten Königreichs bereiste, dokumentierte er 21 Whisky-produzierende Distilleries in Campbeltown. Klangvolle Namen wie Albyn, Benmore, Dalaruan, Glen Nevis, Kinloch, Lochside, Riechlachan u.a. belegten die große Beliebtheit der Single Malts aus Kinlochkilkerran, wie die alte Stadtbezeichnung des Royal Borough bis ins 17. Jhd. lautete. Heutzutage sucht der Whisky-Liebhaber nach diesen Brennereien vergebens, denn sie überlebten wie viele ihrer irischen Nachbarn den in den 1920ern mit der amerikanischen Prohibition und der Weltwirtschaftskrise einsetzenden Niedergang nicht. Übrig blieben nur die Brennereien Glengyle, Glen Scotia und Springbank.
The New Lord of the Isles
Frank McHardy war und ist das Gesicht der Whisky-Renaissance von Campbeltown. Bis 2013 prägte er wie kein anderer 26 Jahre lang die Single Malts von Springbank. Er führte die von den Farmern und Schafzüchtern John und William Mitchell 1837 erworbene Brennerei zu neuem Ruhm. Noch heute ist Springbank in der siebten Generation im Familienbesitz von Hedley G. Wright, eines direkten Nachfahren der Mitchells. Sie ist somit die älteste familiengeführte unabhängige Destillerie Schottlands.
Als der junge Frank im Alter von 14 Jahren die Schule ohne einen Abschluss verließ und sich als Landarbeiter durchschlug, konnte er sich nicht vorstellen, einmal als weltbekannter Whisky-Botschafter in Magazinen und auf Messen zu erscheinen. In der Invergordon Grain Distillery begann er im März 1963 als Hilfskraft sein Leben für den Whisky zu entfalten. „Mein Vater war für das Personal zuständig und gab mir eine Chance.“ Als Schichtarbeiter durchlebte er eine für Schottland typische Karriere. Stufenweise erarbeitete sich Frank neue Kompetenzen und entwickelte sich vom Maltman, Mashman, Stillman, Warehouseman bis hin zum Head Brewer, Master Distiller und schließlich zum Distillery Manager. Stationen waren die Speyside-Brennerei Tamnavulin, die Islay-Brennerei Bruichladdich und die Bushmills Distillery in Antrim. „Dort verbrachte ich meine glücklichsten Jahre, die Iren sind halt fantastische Menschen,“ erinnert sich Frank wehmütig. „In Irland erlernte ich als Master Distiller die Koordination der Produktionsprozesse eines dreifach gebrannten Single Malts und war verantwortlich für 30 Mitarbeiter. Bushmills war damals die Schottischste der irischen Brennereien.“ Er habe da in zehn Jahren viel Neues gelernt. Einer seiner Lehrmeister Brendan Monks – Master of Maturation bei den Midleton Distilleries im Co. Cork – habe ihm detailliert die Wirkungsprozesse der Fassreifung eines Whiskies erläutert. Gemeinsam seien sie in den Bodegas von Jerez und Porto auf die Suche nach Sherry- und Portweinfässern für die Reifung ihrer Whiskies gegangen. Frank McHardy wurde damit zum einzigen Schotten, der sowohl in Antrim, Islay als auch in Kintyre verantwortlich Whisky destillierte, sozusagen ein prominenter Lord of the Isles der heutigen Zeit.
Springbank
Auf seine Zeit bei Springbank ist Frank McHardy allerdings besonders stolz, denn es sei die einzige noch verbliebene schottische Brennerei, die mittlerweile alle Herstellungsprozesse vor Ort selbständig und vollständig verantworte. „Paul McCartneys neuer Hit Mull of Kintyre tönte im Feather’s Inn, als ich erstmals nach Campbeltown kam. Die Brennerei war damals nicht sehr bedeutend, wir produzierten wenig Whisky, wir kauften sogar das Malz von der Industrie,“ erinnert sich Frank, „aber wir mussten überleben und Springbank entwickeln. Wir besannen uns auf unsere eigenen Stärken.“ Seit den 90er Jahren sind Springbank Whiskies unter Whiskykennern Kult, auch dank der ehrlichen und überzeugenden Ausstrahlung des Production Directors Frank McHardy.
„Heute mälzen wir unsere Gerste nach traditionellen Methoden auf der Tenne selbst, destillieren ohne Computer, reifen den Whisky in unseren fünf traditionellen Dunnage Warehouses und zwei Steelrack Warehouses am Ort der Brennerei. Selbst die Abfüllung der Flaschen geschieht per Hand ausschließlich durch uns.“ Springbank sei mit rund 33 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in Campbeltown: „Wir tragen eine große Verantwortung für die Stadt.“ Mit etwa 130 000 Litern Jahresproduktion im Jahre 2014 gehört Springbank jedoch zu den kleinsten Whisky-Produzenten Schottlands überhaupt.
Sein Nachfolger Gavin McLachlan ist ein waschechter „Junge“ aus Campbeltown. „Ich hatte den besten Lehrmeister, wurde von Frank ausgebildet und durchlief alle Jobs der Whisky-Herstellung,“ schwärmt der bescheidene und beliebte Distillery Manager. In nur vier Jahren stieg er vom Flaschenfüller in der brennereieigenen Bottling Hall, zum Mashman und Stillman auf. 2006 durfte er schon den Distillery Manager vertreten und 2010 wurde er Manager – eine Blitzkarriere. Er ist zudem seit 60 Jahren der erste local, der die Mitchell-Distillery führt. „Wir produzieren mit unseren drei kupfernen zwiebelförmigen Brennblasen den zweieinhalbfach destillierten Springbank mit seiner feinen dezenten Rauchnote, den stark getorften zweifach gebrannten Longrow, sowie den dreifach-destillierten Hazelburn wie in Bushmills aus nicht getorftem Malz. Von den beiden letzteren werden jährlich nur jeweils 10 000 Liter gebrannt.“ Der Spirit reife am Ort in Eichenholzfässern in denen zuvor entweder Bourbon, Sherry, Port, Madeira oder Rum lagerten.
Glengyle reborn
Die nur vierhundert Meter von Springbank entfernte Glengyle Distillery gehe auf einen Streit der Gründungsbrüder John und William Mitchell zurück. „Sie stritten sich so heftig über die Schafzucht, dass William 1872 seine eigene Gersten-Brennerei gründete,“ erläutert Gavin, der passionierte Golfspieler des weltberühmten Machrihanish Clubs. In der Glebe Street sprudelte bis 1925 der Gerstenbrand aus den kupfernen Brennblasen. Danach nutzen und erhielten ein Schützenclub und eine Bauern-Kooperative die Gebäude. Im Jahre 2000 kaufte der Besitzer von Springbank, Hedley G. Wright, die alten, entkernten Gebäude der Glengyle Distillery, denn er wollte die alte regionale Herkunftsbezeichnung Campbeltown für seine Whiskies unbedingt erhalten. Dazu waren nach den Bestimmungen mindestens drei Destillerien in einer Region notwendig. Zu Glen Scotia und Springbank gesellte sich ein neuer, alter Mitstreiter. Frank McHardy machte sich auf die Suche nach einer Ausstattung. Er hatte großes Glück. Von der Speyside-Brennerei Craigellachie kam die dort ausgemusterte Porteus-Malzmühle, von der im Jahre 1993 stillgelegten Northern Highland Distillery Ben Wyvis in Invergordon stammten die Brennblasen. Dort hatte er als Teenager ehedem den Hof gefegt und ihren Einbau beobachtet. „Die Kupferschmiede von Forsyth in Rothes modifizierten die noch sehr gut im Kupfer erhaltenen und nur zehn Jahre alten Pot Stills dahingehend, dass wir einen leichten, fruchtigen, ja floralen Gestenbrand in Glengyle erzeugen können,“ freut sich Frank McHardy.
Am 25. März 2004 wurde die Brennerei feierlich wieder eröffnet. Das erste Destillat wurde zur Reifung auf zwei Sherry Butts, ein Bourbon Barrel sowie jeweils ein Madeira‑, ein Port- und ein Rumfass verteilt. 2014 werden diese Whiskies als „Six Packs“ auf den Markt kommen. „Allerdings werden sie, wie alle bisher abgefüllten Flaschen, nicht mit dem Label Glengyle Single Malt betitelt, sondern mit Kilkerran, da wir nicht die Namensrechte dafür besitzen. Es gibt bereits einen Blended Whisky, der so heißt,“ erklärt Gavin McLachlan sein Dilemma, „aber wie alle unsere Produkte werden auch diese Whiskies weder kühlgefiltert noch mit E150 gefärbt, so bleiben sie in ihrer Aromen- und Geschmacksqualität zu 100% erhalten und erscheinen vollkommen unverfälscht.“
Glen Scotia, Tal der Schotten
Hier spukt es – der Geist von Duncan MacCullum durchweht das alte Gemäuer. Hatte sich doch der ehemalige Besitzer von Glen Scotia 1930 als Folge seines Bankrotts just im Crosshill Loch ertränkt, aus dem seine Distillery wie auch Glengyle und Springbank das Produktionswasser beziehen. Ihr Name wurde aus dem Gälischen Glen Scoti, also Tal der Schotten, abgeleitet. Die im Jahre 1832 gegründete Brennerei ist seit 1996 im Besitz der Loch Lomond Distillery Co. – Glen Catrine Bonded Warehouses Ltd.- war, wurde im März 2014 an die Investorengruppe Exponent Private Equity Partners Gp Ii in Edinburgh veräußert. Viele unglückliche Zeiten markieren die Geschichte des in der High Street von Campbeltown liegenden Unternehmens. Häufige Besitzerwechsel und fehlendes Kapital verursachten große Probleme. Von 1927 bis 1935, von 1984 bis 1989 und schließlich von 1994 bis 1999 ruhte der Betrieb gänzlich. Es ist daher umso erstaunlicher, dass Glen Scotia das massenhafte Brennereisterben Campbeltowns in den 1920er Jahren überlebte. Damals schlossen 17 Brennereien ihre Pforten für immer. Distillery Manager Iain McAlister: „Man war nur am schnellen Geld interessiert, die Qualität der Produktion litt daher erheblich. Die Whiskies waren oft schlecht. So etwas akzeptierten die Whisky-Blender auf dem schottischen Festland nicht, Campbeltown-Whisky ließ sich einfach nicht mehr verkaufen.“
Glen Scotias Neuanfang begann mit dem Interim-Engagement von Springbank. Mitte 1999 wurde von Frank McHardy die Destillation wieder angekurbelt. Davon angestachelt setzte der eigentliche Besitzer, die Loch Lomond Distillery Co., die Produktion mit zwei Personen fort. 2005 erschien ein 12jähriger Whisky aus alten Lagerbeständen auf dem Markt, der sich unter Whiskyfreunden zu einem Geheimtipp entwickelte. „Unsere Single Malts werden selbstverständlich nicht mit Zuckerkulör E 150 farblich verfälscht und nicht kühlgefiltert, denn wir wollen die Aromen und den Geschmack vollständig erhalten wie sie sich nach langer Reifung im Eichenholzfass natürlich aufgebaut haben. Wir sind stolz auf unsere Whiskies,“ betont der gebürtige Campbeltowner Iain. 2012 wurden die Flaschenform und das Design verbessert. Es stehen wieder 10, 12, 16, 18 und 21jährige Glen Scotia Single Malts in den Regalen der Geschäfte. Nach der Übernahme im Jahre 2014 wurde ein erneute Änderung der Flaschenform und des Labels vorgenommen.
„Vor drei Jahren begannen wir die Brennerei systematisch zu renovieren, eine neue Heiztechnik wurde eingebaut und die bestehende Anlage aufgefrischt. Aber wir haben ihren traditionellen Charakter erhalten, bei uns gibt es keine Computer, alles wird handgemacht,“ beschreibt der frühere Wassertechniker und Quereinsteiger seine Philosophie. In der Tat, ein Besuch der Glen Scotia Distillery ist wie der Gang in eine andere Zeit, überall strahlt Patina und fasziniert die Besucher. Mittlerweile wird dem Trend folgend auch getorftes Malz verarbeitet, was bisher untypisch für Glen Scotia Malts war. 2013 sprudelten rund 24 000 Liter rauchiger Spirit durch den Spirit Safe, während der Anteil des normalen Spirits etwa 400 000 Liter Jahresproduktion erreichte. „Der typische Glen Scotia ist fruchtig, floral und frisch in den Aromen, er ist aber auch würzig, daher reift er fast ausschließlich in first fill Bourbon barrels,“ beschreibt Iain seine Whiskies, „denn in diesen Eichenholzfässern entfalten sich die leichten Aromen besonders gut.“
Fazit
In Campbeltown haben das massive Sterben von 31 Whisky Distilleries, der Rückgang der Fischerei und des Schiffsbaus deutliche Spuren hinterlassen. Die Stadt leidet noch heute an Auszehrung.
Selbst Sir Paul McCartney, der 1966 die 600 acre High Park Farm unweit der ehemaligen Welt-Whisky-Metropole erworben hatte, kam in den vergangenen Jahren kaum noch in seinen persönlichen Rückzugsort. Vor allem seine 1997 verstorbene Frau Linda schätzte ebenfalls das Leben in der „Einsamkeit am Ende der Welt.“ Gemeinsam mit ihren Kindern Heather, Stella, James und Mary genossen beide von den siebziger bis in die neunziger Jahre das einfache ländliche Leben während der Sommermonate. „We liked the privacy and the views to Antrim in Northern Ireland.“ Der Feldweg, der zu ihrem bescheidenen Farm House führt, inspirierte Paul zum Song The Long And Winding Road. Sie fühlten sich mit der Landschaft Kintyres verbunden. Im Oktober 2013 gab McCartney sein Anwesen allerdings überraschend auf und entließ zwei Wochen vor Weihnachten die zwei dort für ihn langjährig tätigen Angestellten. Die Community und sein Nachbar David Young reagierten geschockt, waren sie doch immer stolz, ihn als einen der ihren unter sich zu wissen: „But putting people out of houses and sacking people is going to sour things.“ Die SUN titelte: „Cull of Kintyre.“
Campbeltown und Kintyre sind ein ideales Reiseziel für Menschen, die sich für Geschichte, Kultur, Natur, Wandern, Whisky, Mountainbiking und/oder Golf interessieren. Drei Brennereien und sieben erstklassige Golfplätze, darunter Championship Courses, sind zu entdecken. Im Sommer gibt es sogar eine Fährverbindung nach Ballycastle, die einen Besuch der Bushmills Distillery oder einen der Glens of Antrim ermöglicht.
Weitere Informationen
Destillerien:
www.springbankwhisky.com
www.glenscotia-distillery.co.uk
www.kintyre.org
Campbeltown:
www.whisky-distilleries.net, The Gateway to Distilleries
www.hawe-bremen.de, Importeur von Glen Scotia und Springbank
finde-deinen-whisky.de, Whisky aus Campeltown
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
Im vierteljährlich erscheinenden Irland Journal veröffentlichte Ernie – Ernst J. Scheiner einen lesenswerten Artikel, der einen guten Einblick in die heutige Brennerei-Landschaft von Campbeltown gibt. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Christian Ludwig Verlags, Moers.
„Mull of Kintyre / Oh, mist rolling in from the sea / My desire is always to be here / Oh, Mull of Kintyre…“ schallte es 1977 aus den Radios und machte Paul McCartneys Song für zehn Wochen zur No. 1 in den deutschen und irischen Charts. Das Kap im Südwesten Schottlands, an den Straits of Moyle gegenüber Irland und südwestlich von Glasgow gelegen, wurde schlagartig weltberühmt.
Die Kelten winkten vom Maol Chinn Tìre hinüber zu ihren Verwandten an der irischen Küste. Sie kannten die berühmten neun Glens von Antrim. Mit ihren long boats ruderten sie auf dem North Channel nach Islay, Jura oder Irland. Es ist daher kein Wunder, dass Baile an Chaisleáin (Gälisch für Ballycastle) seit dem 17. Jhd. bis heute zu seiner jährlichen Ould Lammas Fair zahlreiche Gäste aus dem nahegelegenen Kintyre oder Islay begrüßt. Wenn dort die Brennereien Bowmore, Bruichladdich, Lochindaal und Port Ellen ihre Gerste mälzten, roch es an der Küste Antrims nach geröstetem Malz und Torfrauch.
Die in Finlaggan auf Islay residierenden Lords of the Isles hatten vom 13. bis 15. Jhd. die Region im Westen Schottlands politisch vereint und einen großen Wirtschaftraum geschaffen, der von Antrim, über Argyll und bis hin zu den nordwestlichen Hebriden reichte. Selbst die Gebiete um Glencoe in Lochaber zählten dazu, denn der König Schottlands, Robert the Bruce, hatte einem der Lord of the Isles, Angus Og MacDonald, vieles zu verdanken. Auf Islay fand er schützende Zuflucht vor dem ihn verfolgenden englischen König Edward II. Später unterstützte ihn der Fürst der Inseln in der berühmten Schlacht von Bannockburn (1314). Die Menschen im Reich der Lord of the Isles sprachen die gleiche Sprache, lauschten den gleichen Legenden und Märchen, teilten doch sie dieselben ethnischen Wurzeln. Ihre Vorfahren wurden von den römischen Geschichtsschreibern als Scoti bezeichnet. Mit ihren Überfällen machten sie das Leben den römischen Siedlern im südlichen Schottland unsicher.
Irische Wurzeln
Die aus Ulster kommenden irischen Stämme Cenél Loairn, Cenél nÓengusa, Cenél nGabráin siedelten im nordwestlichen Schottland und in Argyll, auf Islay und bevölkerten die Halbinsel Kintyre. Sie gründeten bereits im 6. Jhd. ein Königreich und benannten es mit dem alt-Irischen Begriff Dál Riata, auf Deutsch ‚Teile von…’ Ihre im Kilmartin Glen gelegene Festung Dunnad war das politisch-kulturelle Zentrum. Von hier aus regierten sie über die nördlichen Teile Ulsters und die schottische Westküste. Zweihundert Jahre später im Jahr 843 sollte einer der Könige von Dál Riata, Kenneth MacAlpin, der erste König des neuen Königreichs Alba werden, das die im westlichen Schottland siedelnden Scoti mit denen im nordöstlichen Schottland lebenden Picti vereinigte.
Es waren vermutlich die irischen Siedler, die den christlichen Glauben allmählich in die iro-schottischen Townships brachten. Die Legende berichtet, dass Saint Columba mit zwölf Getreuen den etwa 12 Meilen breiten North Channel in Curraghs, in lederbespannten Booten überquerte. Um 563 betrat Colm Cille, so sein gaelischer Name, von Ballycastle kommend in der Carskey Bay den Boden von Kintyre und überbrachte den dort lebenden Scoti das Evangelium. Lange hielt sich die Mär Columba hätte neben dem christlichen Glauben auch die Kunst der Destillation nach Schottland gebracht. Nach neueren Erkenntnissen waren es wohl die belesenen irisch-stämmigen Mediziner der Lord of the Isles, die MacBeathas oder Beatons, die das Destillationswissen der spanischen Mauren im 13. und 14. Jahrhundert nach Islay und damit nach Schottland brachten.
Usquebaugh = Wasser des Lebens
Wahrscheinlich wurde seit jener Zeit in Kintyre das Wasser des Lebens – auf Irisch uisce beatha und auf Schottisch uisge beatha – gebrannt, denn die Gerste wuchs dort prächtig, fand sie doch beste Anbaubedingungen vor, ein feuchtes Klima bei der Aussaat, mineralreichen Boden und lange Sonnentage im Sommer. Wasser und Torf gab es zum Destillieren im Überfluss. Die Gerste wurde gemälzt, um daraus ein rauchiges Bier zu brauen, welches mit lokalen Gewürzen oder importiertem Ingwer aromatisiert wurde. Bier ist ja bekanntlich die Grundlage für das Brennen eines Whiskys. Es wird berichtet, dass der Laird of Calder, Alex Campbell, im September 1591 als Pachtzins einen Krug gefüllt mit Wasser des Lebens erhielt. Der feudale Großgrundbesitzer konnte nicht erahnen, dass sich im 19. Jhd. Campbeltown in Kintyre einmal zur Whisky-Welthauptstadt mit bis zu 34 aktiven Brennereien entwickeln würde.
Der Standort mit einer natürlichen Hafenbucht war ideal. Leere Fässer der schottischen und irischen Whisky-Blender sowie Gerste aus den Lowlands oder Irland konnten leicht angelandet werden. Mit vollen Whisky-Fässern kehrten die dampfbetriebenen Clyde Puffers in die Whisky-Blend Centres von Glasgow oder Belfast zurück. Whisky, Schiffsbau, Viehzucht, Fischfang und ein reger Handel machten die von ihren Einwohnern charmant umschriebene Wee Town, kleine Stadt, zu der prosperierenden Wirtschaftszone in Kintyre. Der rasch wachsende Wohlstand spiegelte sich in der viktorianischen Architektur der Bürgerhäuser, der öffentlichen Gebäude und in den Straßen wieder. Geld spielte keine Rolle. Die angesagten Glasgower Architekten John Burnet, Thomas Watson oder Henry Clifford schufen ein Stadtbild, dessen rotes Sandsteingesicht an die Metropole am River Clyde erinnert.
Als der Chronist Alfred Barnard 1885–86 die Whisky-Brennereien des Vereinigten Königreichs bereiste, dokumentierte er 21 Whisky-produzierende Distilleries in Campbeltown. Klangvolle Namen wie Albyn, Benmore, Dalaruan, Glen Nevis, Kinloch, Lochside, Riechlachan u.a. belegten die große Beliebtheit der Single Malts aus Kinlochkilkerran, wie die alte Stadtbezeichnung des Royal Borough bis ins 17. Jhd. lautete. Heutzutage sucht der Whisky-Liebhaber nach diesen Brennereien vergebens, denn sie überlebten wie viele ihrer irischen Nachbarn den in den 1920ern mit der amerikanischen Prohibition und der Weltwirtschaftskrise einsetzenden Niedergang nicht. Übrig blieben nur die Brennereien Glengyle, Glen Scotia und Springbank.
The New Lord of the Isles
Als der junge Frank im Alter von 14 Jahren die Schule ohne einen Abschluss verließ und sich als Landarbeiter durchschlug, konnte er sich nicht vorstellen, einmal als weltbekannter Whisky-Botschafter in Magazinen und auf Messen zu erscheinen. In der Invergordon Grain Distillery begann er im März 1963 als Hilfskraft sein Leben für den Whisky zu entfalten. „Mein Vater war für das Personal zuständig und gab mir eine Chance.“ Als Schichtarbeiter durchlebte er eine für Schottland typische Karriere. Stufenweise erarbeitete sich Frank neue Kompetenzen und entwickelte sich vom Maltman, Mashman, Stillman, Warehouseman bis hin zum Head Brewer, Master Distiller und schließlich zum Distillery Manager. Stationen waren die Speyside-Brennerei Tamnavulin, die Islay-Brennerei Bruichladdich und die Bushmills Distillery in Antrim. „Dort verbrachte ich meine glücklichsten Jahre, die Iren sind halt fantastische Menschen,“ erinnert sich Frank wehmütig. „In Irland erlernte ich als Master Distiller die Koordination der Produktionsprozesse eines dreifach gebrannten Single Malts und war verantwortlich für 30 Mitarbeiter. Bushmills war damals die Schottischste der irischen Brennereien.“ Er habe da in zehn Jahren viel Neues gelernt. Einer seiner Lehrmeister Brendan Monks – Master of Maturation bei den Midleton Distilleries im Co. Cork – habe ihm detailliert die Wirkungsprozesse der Fassreifung eines Whiskies erläutert. Gemeinsam seien sie in den Bodegas von Jerez und Porto auf die Suche nach Sherry- und Portweinfässern für die Reifung ihrer Whiskies gegangen. Frank McHardy wurde damit zum einzigen Schotten, der sowohl in Antrim, Islay als auch in Kintyre verantwortlich Whisky destillierte, sozusagen ein prominenter Lord of the Isles der heutigen Zeit.
Springbank
„Heute mälzen wir unsere Gerste nach traditionellen Methoden auf der Tenne selbst, destillieren ohne Computer, reifen den Whisky in unseren fünf traditionellen Dunnage Warehouses und zwei Steelrack Warehouses am Ort der Brennerei. Selbst die Abfüllung der Flaschen geschieht per Hand ausschließlich durch uns.“ Springbank sei mit rund 33 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in Campbeltown: „Wir tragen eine große Verantwortung für die Stadt.“ Mit etwa 130 000 Litern Jahresproduktion im Jahre 2014 gehört Springbank jedoch zu den kleinsten Whisky-Produzenten Schottlands überhaupt.
Glengyle reborn
Am 25. März 2004 wurde die Brennerei feierlich wieder eröffnet. Das erste Destillat wurde zur Reifung auf zwei Sherry Butts, ein Bourbon Barrel sowie jeweils ein Madeira‑, ein Port- und ein Rumfass verteilt. 2014 werden diese Whiskies als „Six Packs“ auf den Markt kommen. „Allerdings werden sie, wie alle bisher abgefüllten Flaschen, nicht mit dem Label Glengyle Single Malt betitelt, sondern mit Kilkerran, da wir nicht die Namensrechte dafür besitzen. Es gibt bereits einen Blended Whisky, der so heißt,“ erklärt Gavin McLachlan sein Dilemma, „aber wie alle unsere Produkte werden auch diese Whiskies weder kühlgefiltert noch mit E150 gefärbt, so bleiben sie in ihrer Aromen- und Geschmacksqualität zu 100% erhalten und erscheinen vollkommen unverfälscht.“
Glen Scotia, Tal der Schotten
Glen Scotias Neuanfang begann mit dem Interim-Engagement von Springbank. Mitte 1999 wurde von Frank McHardy die Destillation wieder angekurbelt. Davon angestachelt setzte der eigentliche Besitzer, die Loch Lomond Distillery Co., die Produktion mit zwei Personen fort. 2005 erschien ein 12jähriger Whisky aus alten Lagerbeständen auf dem Markt, der sich unter Whiskyfreunden zu einem Geheimtipp entwickelte. „Unsere Single Malts werden selbstverständlich nicht mit Zuckerkulör E 150 farblich verfälscht und nicht kühlgefiltert, denn wir wollen die Aromen und den Geschmack vollständig erhalten wie sie sich nach langer Reifung im Eichenholzfass natürlich aufgebaut haben. Wir sind stolz auf unsere Whiskies,“ betont der gebürtige Campbeltowner Iain. 2012 wurden die Flaschenform und das Design verbessert. Es stehen wieder 10, 12, 16, 18 und 21jährige Glen Scotia Single Malts in den Regalen der Geschäfte. Nach der Übernahme im Jahre 2014 wurde ein erneute Änderung der Flaschenform und des Labels vorgenommen.
„Vor drei Jahren begannen wir die Brennerei systematisch zu renovieren, eine neue Heiztechnik wurde eingebaut und die bestehende Anlage aufgefrischt. Aber wir haben ihren traditionellen Charakter erhalten, bei uns gibt es keine Computer, alles wird handgemacht,“ beschreibt der frühere Wassertechniker und Quereinsteiger seine Philosophie. In der Tat, ein Besuch der Glen Scotia Distillery ist wie der Gang in eine andere Zeit, überall strahlt Patina und fasziniert die Besucher. Mittlerweile wird dem Trend folgend auch getorftes Malz verarbeitet, was bisher untypisch für Glen Scotia Malts war. 2013 sprudelten rund 24 000 Liter rauchiger Spirit durch den Spirit Safe, während der Anteil des normalen Spirits etwa 400 000 Liter Jahresproduktion erreichte. „Der typische Glen Scotia ist fruchtig, floral und frisch in den Aromen, er ist aber auch würzig, daher reift er fast ausschließlich in first fill Bourbon barrels,“ beschreibt Iain seine Whiskies, „denn in diesen Eichenholzfässern entfalten sich die leichten Aromen besonders gut.“
Fazit
In Campbeltown haben das massive Sterben von 31 Whisky Distilleries, der Rückgang der Fischerei und des Schiffsbaus deutliche Spuren hinterlassen. Die Stadt leidet noch heute an Auszehrung.
Selbst Sir Paul McCartney, der 1966 die 600 acre High Park Farm unweit der ehemaligen Welt-Whisky-Metropole erworben hatte, kam in den vergangenen Jahren kaum noch in seinen persönlichen Rückzugsort. Vor allem seine 1997 verstorbene Frau Linda schätzte ebenfalls das Leben in der „Einsamkeit am Ende der Welt.“ Gemeinsam mit ihren Kindern Heather, Stella, James und Mary genossen beide von den siebziger bis in die neunziger Jahre das einfache ländliche Leben während der Sommermonate. „We liked the privacy and the views to Antrim in Northern Ireland.“ Der Feldweg, der zu ihrem bescheidenen Farm House führt, inspirierte Paul zum Song The Long And Winding Road. Sie fühlten sich mit der Landschaft Kintyres verbunden. Im Oktober 2013 gab McCartney sein Anwesen allerdings überraschend auf und entließ zwei Wochen vor Weihnachten die zwei dort für ihn langjährig tätigen Angestellten. Die Community und sein Nachbar David Young reagierten geschockt, waren sie doch immer stolz, ihn als einen der ihren unter sich zu wissen: „But putting people out of houses and sacking people is going to sour things.“ Die SUN titelte: „Cull of Kintyre.“
Campbeltown und Kintyre sind ein ideales Reiseziel für Menschen, die sich für Geschichte, Kultur, Natur, Wandern, Whisky, Mountainbiking und/oder Golf interessieren. Drei Brennereien und sieben erstklassige Golfplätze, darunter Championship Courses, sind zu entdecken. Im Sommer gibt es sogar eine Fährverbindung nach Ballycastle, die einen Besuch der Bushmills Distillery oder einen der Glens of Antrim ermöglicht.
Weitere Informationen
Destillerien:
www.springbankwhisky.com
www.glenscotia-distillery.co.uk
www.kintyre.org
Campbeltown:
www.whisky-distilleries.net, The Gateway to Distilleries
www.hawe-bremen.de, Importeur von Glen Scotia und Springbank
finde-deinen-whisky.de, Whisky aus Campeltown