Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
Edradour, in den Hügeln von Pitlochry gelegen, ist ein romantisches Schmuckstück, ein Kleinod der Destillierkunst. Es ist ein historisches Denkmal des 19. Jhds. in dem Whisky nach traditionellen Verfahren in sehr kleinen Kupferbrennblasen doppelt gebrannt wird. Die Highland Brennerei ist eine der wenigen, die ihre bäuerliche Herkunft nicht verleugnet. In den viktorianischen Gebäuden wird der Whisky heute noch so richtig von Hand gemacht, traditionell eben, wie das seit Generationen schon immer war. Die Single Malts besitzen ihren eigenen Charakter und folgen nicht den Mainstream-Produkten der Whisky-Industrie.
Im Jahr 2002 erwarb der Whisky-Händler Andrew Symington aus Edinburgh die 1825 von Tenant Farmern auf dem Estate of Atholl erbaute Brennerei für 5,4 Millionen Pfund von den Besitzern Chivas Brothers Ltd. (dahinter verbirgt sich der zweitgrößte Global Player der Alkoholproduzenten Pernod Ricard). Den finanziellen Grundstein hatte der weltweit hochgeachtete, unabhängige Whisky-Abfüller mit seinen Signatory-Original-Fassabfüllungen Anfang der neunziger Jahre gelegt. Sie machten in der Fachwelt Furore und begeisterten mit ihrer Qualität die Whisky-Nasen. Jährlich produziert seine zwei Mann-Destillerie rund 130 000 Liter Gerstenbrand und zählt mit über 100 000 Besuchern zu den touristischen Hotspots im Hochland.
Frühburgunder und Edradourwhisky
Unter Kennern der Whisky-Szene ist Edradour für die in Bourbon‑, aber auch in diversen Weinfässern gereifte Whiskies bekannt. Das ist auch kein Wunder, denn der bekennende Weinliebhaber Andrew arbeitete während seiner beruflichen Karriere u.a. als Sommelier und Bartender in verschiedenen Hotels, darunter auch eines in München. Er liebt die roten Weine aus Frankreich, Italien und Deutschland. Seit 2003 destilliert der Vater von drei Söhnen eine Variante aus getorftem Malz, die unter dem Label Ballechin (Name einer 1927 geschlossenen Perthshire Distillery) erstmals 2006 auf den Markt kam.
Ein Zufall wollte es, dass der Weinmacher Klaus Singer-Fischer aus dem rheinhessischen Ingelheim den Whiskymacher Andrew Symington kennenlernte. Die Idee, in Ingelheimer Weinfässern den Edradour Whisky durch eine Nachreifung auszubauen, begeisterte den experimentierfreudigen Schotten. Der Winzer versprach die Anlieferung von erstklassigen Barrique-Fässern, die von renommierten Küfern aus französischer und amerikanischer Eiche aufgebaut wurden.
Im Dezember 2013 standen die Ergebnisse in der Vinothek im Ingelheimer Stadtteil Großwinternheim auf dem Tisch. Es waren dies drei Abfüllungen eines Single Malts aus der Edradour Distillery, der sich mit den Aromen und dem Geschmack von Ingelheimer Weinen vermählte. Ihre funkelnde Farbe erinnerte an kräftige Rosé-Weine, die Aromen erfreuten die Nase wie ein Spätburgunder aus der Rotweinstadt am Rhein. Alkoholstark unverfälscht abgefüllt wurden zwei Whiskies in ihrer natürlichen Fass-Stärke, während der Dritte mit einer reduzierten Alkoholstärke von 46 % vol. ebenfalls in der bauchigen Old Dumpy Bottle stand.
„Es sollte ein natürliches Produkt bleiben, der Charakter sollte nicht durch Zuckerkulör verfälscht oder durch eine Kühlfiltrierung, wie dies bei den Blended Whiskies üblich ist, beeinträchtigt werden,“ betont Bruder Matthias Singer-Fischer, der Ideengeber und bekennende Whiskyfan. Mit ihren ersten Edradour-Einzelfass-Abfüllungen war ihnen ein Glückstreffer gelungen. Die elfjährige Edradour-Frühburgunder-Abfüllung mit einer Alkoholstärke von 57,2 % vol. war eine Weltsensation. Es wurde die erste Nachreifung eines schottischen Whiskies in einem Frühburgunder-Barrique überhaupt. Darüber hinaus präsentierte die Edradour Distillery Außergewöhnliches: beide Produzenten, Andrew Symington und Klaus Singer Fischer, wurden gleichberechtigt in englischer sowie in deutscher Übersetzung auf dem Etikett genannt.
Whisky-Enthusiasten aus nah und fern strömten nicht nur in das Weingut, sondern auch in die Brennerei. Die seltenen Einzelfass-Abfüllungen lockten sie an. „Wir hatten 138 Flaschen für den Verkauf geplant. Wir waren überwältigt von der Resonanz und bestellten sofort weitere Flaschen aus Schottland,“ freute sich Winzer Klaus. Innerhalb weniger Monate waren die Raritäten hier wie dort ausverkauft. Und das Besondere, jeder Whisky konnte im Weingut nur mit dem jeweiligen Wein erstanden werden, in dessen Fässern Whisky und Wein ihre Prägung erhielten.
Der großartige Erfolg ihrer Bottlings und das anerkennende Lob der Whisky-Freunde motivierten die Brüder Singer-Fischer und Andrew Symington zur Fortführung des deutsch-schottischen Projekts. Der Gedanke wieder einen Edradour-Whisky in Ingelheimer Weinfässern reifen zu lassen, nahm konkrete Formen an. Winzermeister Klaus schickte im Herbst 2013 wiederum drei Barrique-Fässer (jeweils 225 Liter groß) an den „Bach des Königs Edred,“ so die Übersetzung aus dem Gälischen für Edradour. Neu war seine Idee, einen Edradour in einem „Port“-Weinfass auszubauen.
German Fortified Wine and Whisky
Den Winzer faszinierten während einer Portugalreise die Portweine und ihre aromatische Kraft. Er nahm die Anregung seiner portugiesischen Kollegen auf, selbst einen starken Wein aus Ingelheimer Trauben in der Art eines Portweins auszubauen. Zunächst reifte eine Cuvée aus den farbintensiven Trauben Dornfelder (50 %) zusammen mit kräftigem Spätburgunder (30 %) und sanftem Sankt Laurent (10 %) für sechs Jahre in einem drittbelegten Barrique und danach für weitere zwei Jahre in einem anderen ebenfalls zum dritten Mal belegten Barrique. Da die Maische nach achttägiger Gärung mit einem einjährigen holzfassgelagerten Branntwein (destilliert aus einem Rheingau-Riesling) „aufgesprittet“ wurde, hat die Singer-Fischer-Variante eines nach Portwein-Methoden ausgebauten Ingelheimer Weines eine Alkoholkonzentration von 19,1 % vol.
Symington wählte einen vierzehnjährigen Edradour Whisky, der in first-fill Bourbon Hogsheads (250 Liter) im Dunnage Warehouse heranreifte. Der Whisky-Macher legte ihn für weitere 24 Monate in das Ingelheimer ‚German Fortified Wine Barrique’ aus amerikanischer Eiche zur Nachreifung. Herausgekommen sind im Oktober 2015 290 mit der natürlichen Fassstärke von 54,4 % vol. Alk. gefüllte traditionelle Dumpy Bottles. Selbstverständlich wurde der Single Malt nicht kühlgefiltert und nicht mit Zuckerkulör gefärbt. Letzteres wäre auch nicht möglich gewesen, denn der Whisky veränderte während der Nachreifung seine Erscheinung von einer goldenen Bernsteinfarbe zu einem dunkelrot schimmernden Espressoton. Im Glas glaubt man das funkelnde purpurne Farbmuster eines Tawny Porto aus dem Alto Douro wieder zu erkennen. Die Aromen des Edradour wurden im Weinfass opulenter und vielschichtiger. Ein facettenreicher frischer Cocktail aus Trockenobst, schwarzen Johannisbeeren, Nüssen und kakaoreicher Herrenschokolade umschmeichelt intensiv die Nase. Klare weinige Noten geben dem Single Malt eine glanzvolle Finesse und schaffen eine ausgewogene Harmonie zwischen Nase und Zunge. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden und sticht trotz seiner hohen Konzentration nicht. Auf der Zunge breiten sich weinige Noten gepaart mit lang anhaltenden würzigen, pfeffrigen und leicht bitteren Schokoladengeschmack aus. Die Tannine des Holzes bewirken einen kräftigen Ingwerton. Dennoch ist das Endergebnis angenehm weich und relativ trocken im Abgang. Die Zugabe von ein paar Tropfen Wasser mildert die pfeffrigen Noten.
Der 16 Jahre alte Edradour German Fortified Wine Finish ist eine Rarität, die schnell vergriffen sein wird. Gemeinsam mit der Edel & Stark Weinabfüllung wird der Single Malt im Paar für 146,- Euro von der Brotherhood angeboten. Der Vorteil für den Verbraucher, beide Varianten können sensorisch miteinander verglichen und begutachtet werden, um dabei die Einflüsse des Fasses auf den Whisky zu überprüfen.
Edradour Frühburgunder Barrique Cask Finish
Aus der bekannten Tonnellerie Sylvain in Bordeaux stammt das 225 Liter große Barrique der Premiumgüteklasse Sélection. Symington wählte dieses Mal zur Beschickung einen 13-jährigen Edradour Malt Whisky aus einem first-fill Bourbon Hogshead. Die Edradour-Frühburgunder-Abfüllung ist erst die zweite Nachreifung eines schottischen Whiskies in einem Frühburgunder-Barrique überhaupt. Die Frühburgunderrebe wird in Deutschland sehr selten angebaut, in der Rotweinstadt Ingelheim ist sie dagegen sehr beliebt. Wie bei der ersten Abfüllung werden die beide Produzenten, Andrew Symington und Klaus Singer Fischer, gleichberechtigt in englischer sowie in deutscher Sprache auf dem Etikett genannt. Die detaillierte Darstellung der Macher sowie die genauen Angaben über das Alter, die Dauer und die Art der Fassreifung sowie die Fasskulturen erlauben Einsichten in die Ausbaukultur, die in der Regel den Whisky-Interessierten bei industriellen Standardabfüllungen verschlossen bleiben.
In französischen Barriques der ersten Kategorie – ein 225 Liter-Fass kostet bis zu 900,- Euro – baut Winzer Klaus Singer-Fischer seine wertvollen Lagenweine aus. So reiften zwei seiner prämierten Frühburgunder aus der renommierten Großwinternheimer Lage Heilig Häuschen für jeweils 24 Monate in einem aus amerikanischer Weißeiche geböttcherten Fass. Eine intensive und tiefe Durchdringung der Dauben mit Aromen der 13,5 % vol. starken Weine war das Ergebnis. „Andrew wollte meine Fässer wieder auf dem schnellsten Weg bekommen, nicht ausgespült, hermetisch verschlossen,“ berichtet Klaus, „denn die Aromen und die Frische sollten erhalten bleiben.“ In Edradour wurde das Ingelheimer Fass selbstverständlich sofort gefüllt.
Destilliert wurde der Edradour Spirit am 28. Juni 2000, abgefüllt wurde der Single Malt in einer Stärke von 46 % vol. am 22. Oktober 2015.
Farbe: intensive rötliche, an dunkle Rosè Weine erinnernde Erscheinung, kristallklar, rein und leuchtend. Die Nase erinnert an weinige Aromen, reife Erdbeeren, Kirschen, heller Früchte und Vanille. Er ist frisch fruchtig, gepaart mit einem dezenten Holzton. Je länger der double-matured Whisky im Glas steht, desto stärker entfalten sich seine Aromen. Im Geschmack ist er angenehm weinig frisch, trotz der Alkoholstärke nicht brennend, trocken, man spürt etwas Vanille und eine überraschende Würzigkeit mit kräftigen Ingwernoten. Der Edradour ist dezent fruchtig, nicht ölig und ohne Raucharomen. Nach einiger Zeit im Glas entfalten sich vielschichte Fruchtaromen und bieten eine angenehme harmonische Erwartungshaltung, die auf der Zunge nicht enttäuscht wird.
Der Single Malt ist nicht mit E 150a gefärbt und behielt seine natürliche Farbe, er ist nicht kühlgefiltert und reifte zunächst 13 Jahre in Bourbon-Hogsheads. Diese Eichenfässer werden in Schottland aus den Dauben der importierten amerikanischen Ex-Bourbon-Fässer aufgebaut (amerikanische Brennereien dürfen ihre ausgekohlten Eichenholzfässer nur einmal benutzen). Danach prägte das medium-getoastete vier Jahre alte Ingelheimer Frühburgunder-Fass aus amerikanischer Weißeiche für weitere 24 Monate den Edradour. Das Weinfass formte im Zusammenspiel die Aromen und den Geschmack neu. Das Resultat ist eine schmackhafte harmonische Erscheinung mit einer frischen weinartigen Finesse, so wie man sich einen weichen fruchtigen, leicht malzigen Whisky vorstellt.
Die Auflage des Edradour Frühburgunder Barrique Cask Finish ist auf 366 Flaschen limitiert. Er kostet im Brotherhood Paket zusammen mit einer Flasche Wein, eine Cuvée aus Ingelheimer Frühburgunder und Spätburgunder, die ehemals in den von Edradour-mit Whisky belegten Barriques reiften. Preis 98,- Euro.
Spätburgunder und Whisky
Das frische Ingelheimer Spätburgunder-Barrique befüllte Andrew Symington mit einem Edradour-Whisky, der 13 Jahre lang in einem 250 Liter großen für Schottland typischen Bourbon-Hogshead herangereifte. Am 28. Juni 2000 wurde der Spirit aus 100% gemälzter Gerste destilliert und am 22. Oktober 2015 in 372 Flaschen abgefüllt. Er stammt aus einem first-fill Bourbon Hogshead, das im Dunnage Warehouse von Edradour lagerte. Danach schlummerte der Whisky für 24 Monate in einem 225 Liter großen Barrique – geböttchert aus luftgetrockneter französischer Allier-Eiche – in dem zuvor ein Spätburgunderwein aus der Toplage Ingelheimer Schlossberg von Klaus Singer-Fischer für 24 Monate in der Drittbelegung reifen durfte. Eine magische Nachreifung des Whiskys, die Schotten gerne als „finishing“ bezeichnen, begann. Bereits nach wenigen Wochen hatte der Highland-Whisky sein Farbkleid in die Nähe eines roten Ingelheimer Weines verändert. Seine Aromen wurden dezenter und filigraner, strenge Töne des Alkohols gingen allmählich zurück, fruchtige und weinige Nuancen traten in den Vordergrund. Erdbeere, Kirsche, Pfirsich und Apfel bündelten sich mit Vanille. Auf der Zunge erscheint ein würziger Ingwerton, im Mundraum entfaltet sich ein fruchtbetonter Geschmack. Nach 24 Monaten Zweitreifung wurde ein neuer fruchtiger Whisky mit einer dezenten weinigen Finesse geboren. Es war „das Resultat zweier Experten ihres Fachs.“ Das Spätburgunder Barrique Cask Finish kam mit einer Trinkstärke von 46 % vol., nicht kühlgefiltert und nicht mit E 150a gefärbt in das Weingut im Ingelheimer Stadtteil Großwinterheim. Er kostet im Brotherhood Paket mit einer Flasche Wein, eine Cuvée aus Frühburgunder und Spätburgunder 98,- Euro.
Präsentation und Party
Am Samstag, den 5. Dezember 2015 werden die Whiskies und Weine der Brotherhood Singer-Fischer vorgestellt. Whisky-Enthusiasten haben die Möglichkeit zur Verkostung. Sie können die Single Malts und die dazugehörige Cuvée aus Früh- und Spätburgunder sowie den Fortified Wine Edel & Stark begutachten. Fachgespräche mit Klaus und Matthias Singer Fischer schaffen differenzierte Einblicke in den Weinausbau, die Wirkung des Holzes und die Whisky-Kultur, die Außenstehenden normalerweise verborgen bleiben. Ab 15.00 bis offenes Ende.
Weitere Informationen über die Edradour Distillery finden Sie unter Ernst J. Scheiners Webseite The Gateway to Distilleries oder in der Herbstausgabe 2012 des Irland Journals.
Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
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von Ernst J. Scheiner, Herausgeber von The Gateway to Distilleries
Edradour, in den Hügeln von Pitlochry gelegen, ist ein romantisches Schmuckstück, ein Kleinod der Destillierkunst. Es ist ein historisches Denkmal des 19. Jhds. in dem Whisky nach traditionellen Verfahren in sehr kleinen Kupferbrennblasen doppelt gebrannt wird. Die Highland Brennerei ist eine der wenigen, die ihre bäuerliche Herkunft nicht verleugnet. In den viktorianischen Gebäuden wird der Whisky heute noch so richtig von Hand gemacht, traditionell eben, wie das seit Generationen schon immer war. Die Single Malts besitzen ihren eigenen Charakter und folgen nicht den Mainstream-Produkten der Whisky-Industrie.
Im Jahr 2002 erwarb der Whisky-Händler Andrew Symington aus Edinburgh die 1825 von Tenant Farmern auf dem Estate of Atholl erbaute Brennerei für 5,4 Millionen Pfund von den Besitzern Chivas Brothers Ltd. (dahinter verbirgt sich der zweitgrößte Global Player der Alkoholproduzenten Pernod Ricard). Den finanziellen Grundstein hatte der weltweit hochgeachtete, unabhängige Whisky-Abfüller mit seinen Signatory-Original-Fassabfüllungen Anfang der neunziger Jahre gelegt. Sie machten in der Fachwelt Furore und begeisterten mit ihrer Qualität die Whisky-Nasen. Jährlich produziert seine zwei Mann-Destillerie rund 130 000 Liter Gerstenbrand und zählt mit über 100 000 Besuchern zu den touristischen Hotspots im Hochland.
Frühburgunder und Edradourwhisky
Unter Kennern der Whisky-Szene ist Edradour für die in Bourbon‑, aber auch in diversen Weinfässern gereifte Whiskies bekannt. Das ist auch kein Wunder, denn der bekennende Weinliebhaber Andrew arbeitete während seiner beruflichen Karriere u.a. als Sommelier und Bartender in verschiedenen Hotels, darunter auch eines in München. Er liebt die roten Weine aus Frankreich, Italien und Deutschland. Seit 2003 destilliert der Vater von drei Söhnen eine Variante aus getorftem Malz, die unter dem Label Ballechin (Name einer 1927 geschlossenen Perthshire Distillery) erstmals 2006 auf den Markt kam.
Ein Zufall wollte es, dass der Weinmacher Klaus Singer-Fischer aus dem rheinhessischen Ingelheim den Whiskymacher Andrew Symington kennenlernte. Die Idee, in Ingelheimer Weinfässern den Edradour Whisky durch eine Nachreifung auszubauen, begeisterte den experimentierfreudigen Schotten. Der Winzer versprach die Anlieferung von erstklassigen Barrique-Fässern, die von renommierten Küfern aus französischer und amerikanischer Eiche aufgebaut wurden.
Im Dezember 2013 standen die Ergebnisse in der Vinothek im Ingelheimer Stadtteil Großwinternheim auf dem Tisch. Es waren dies drei Abfüllungen eines Single Malts aus der Edradour Distillery, der sich mit den Aromen und dem Geschmack von Ingelheimer Weinen vermählte. Ihre funkelnde Farbe erinnerte an kräftige Rosé-Weine, die Aromen erfreuten die Nase wie ein Spätburgunder aus der Rotweinstadt am Rhein. Alkoholstark unverfälscht abgefüllt wurden zwei Whiskies in ihrer natürlichen Fass-Stärke, während der Dritte mit einer reduzierten Alkoholstärke von 46 % vol. ebenfalls in der bauchigen Old Dumpy Bottle stand.
„Es sollte ein natürliches Produkt bleiben, der Charakter sollte nicht durch Zuckerkulör verfälscht oder durch eine Kühlfiltrierung, wie dies bei den Blended Whiskies üblich ist, beeinträchtigt werden,“ betont Bruder Matthias Singer-Fischer, der Ideengeber und bekennende Whiskyfan. Mit ihren ersten Edradour-Einzelfass-Abfüllungen war ihnen ein Glückstreffer gelungen. Die elfjährige Edradour-Frühburgunder-Abfüllung mit einer Alkoholstärke von 57,2 % vol. war eine Weltsensation. Es wurde die erste Nachreifung eines schottischen Whiskies in einem Frühburgunder-Barrique überhaupt. Darüber hinaus präsentierte die Edradour Distillery Außergewöhnliches: beide Produzenten, Andrew Symington und Klaus Singer Fischer, wurden gleichberechtigt in englischer sowie in deutscher Übersetzung auf dem Etikett genannt.
Whisky-Enthusiasten aus nah und fern strömten nicht nur in das Weingut, sondern auch in die Brennerei. Die seltenen Einzelfass-Abfüllungen lockten sie an. „Wir hatten 138 Flaschen für den Verkauf geplant. Wir waren überwältigt von der Resonanz und bestellten sofort weitere Flaschen aus Schottland,“ freute sich Winzer Klaus. Innerhalb weniger Monate waren die Raritäten hier wie dort ausverkauft. Und das Besondere, jeder Whisky konnte im Weingut nur mit dem jeweiligen Wein erstanden werden, in dessen Fässern Whisky und Wein ihre Prägung erhielten.
Der großartige Erfolg ihrer Bottlings und das anerkennende Lob der Whisky-Freunde motivierten die Brüder Singer-Fischer und Andrew Symington zur Fortführung des deutsch-schottischen Projekts. Der Gedanke wieder einen Edradour-Whisky in Ingelheimer Weinfässern reifen zu lassen, nahm konkrete Formen an. Winzermeister Klaus schickte im Herbst 2013 wiederum drei Barrique-Fässer (jeweils 225 Liter groß) an den „Bach des Königs Edred,“ so die Übersetzung aus dem Gälischen für Edradour. Neu war seine Idee, einen Edradour in einem „Port“-Weinfass auszubauen.
German Fortified Wine and Whisky
Den Winzer faszinierten während einer Portugalreise die Portweine und ihre aromatische Kraft. Er nahm die Anregung seiner portugiesischen Kollegen auf, selbst einen starken Wein aus Ingelheimer Trauben in der Art eines Portweins auszubauen. Zunächst reifte eine Cuvée aus den farbintensiven Trauben Dornfelder (50 %) zusammen mit kräftigem Spätburgunder (30 %) und sanftem Sankt Laurent (10 %) für sechs Jahre in einem drittbelegten Barrique und danach für weitere zwei Jahre in einem anderen ebenfalls zum dritten Mal belegten Barrique. Da die Maische nach achttägiger Gärung mit einem einjährigen holzfassgelagerten Branntwein (destilliert aus einem Rheingau-Riesling) „aufgesprittet“ wurde, hat die Singer-Fischer-Variante eines nach Portwein-Methoden ausgebauten Ingelheimer Weines eine Alkoholkonzentration von 19,1 % vol.
Symington wählte einen vierzehnjährigen Edradour Whisky, der in first-fill Bourbon Hogsheads (250 Liter) im Dunnage Warehouse heranreifte. Der Whisky-Macher legte ihn für weitere 24 Monate in das Ingelheimer ‚German Fortified Wine Barrique’ aus amerikanischer Eiche zur Nachreifung. Herausgekommen sind im Oktober 2015 290 mit der natürlichen Fassstärke von 54,4 % vol. Alk. gefüllte traditionelle Dumpy Bottles. Selbstverständlich wurde der Single Malt nicht kühlgefiltert und nicht mit Zuckerkulör gefärbt. Letzteres wäre auch nicht möglich gewesen, denn der Whisky veränderte während der Nachreifung seine Erscheinung von einer goldenen Bernsteinfarbe zu einem dunkelrot schimmernden Espressoton. Im Glas glaubt man das funkelnde purpurne Farbmuster eines Tawny Porto aus dem Alto Douro wieder zu erkennen. Die Aromen des Edradour wurden im Weinfass opulenter und vielschichtiger. Ein facettenreicher frischer Cocktail aus Trockenobst, schwarzen Johannisbeeren, Nüssen und kakaoreicher Herrenschokolade umschmeichelt intensiv die Nase. Klare weinige Noten geben dem Single Malt eine glanzvolle Finesse und schaffen eine ausgewogene Harmonie zwischen Nase und Zunge. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden und sticht trotz seiner hohen Konzentration nicht. Auf der Zunge breiten sich weinige Noten gepaart mit lang anhaltenden würzigen, pfeffrigen und leicht bitteren Schokoladengeschmack aus. Die Tannine des Holzes bewirken einen kräftigen Ingwerton. Dennoch ist das Endergebnis angenehm weich und relativ trocken im Abgang. Die Zugabe von ein paar Tropfen Wasser mildert die pfeffrigen Noten.
Der 16 Jahre alte Edradour German Fortified Wine Finish ist eine Rarität, die schnell vergriffen sein wird. Gemeinsam mit der Edel & Stark Weinabfüllung wird der Single Malt im Paar für 146,- Euro von der Brotherhood angeboten. Der Vorteil für den Verbraucher, beide Varianten können sensorisch miteinander verglichen und begutachtet werden, um dabei die Einflüsse des Fasses auf den Whisky zu überprüfen.
Edradour Frühburgunder Barrique Cask Finish
Aus der bekannten Tonnellerie Sylvain in Bordeaux stammt das 225 Liter große Barrique der Premiumgüteklasse Sélection. Symington wählte dieses Mal zur Beschickung einen 13-jährigen Edradour Malt Whisky aus einem first-fill Bourbon Hogshead. Die Edradour-Frühburgunder-Abfüllung ist erst die zweite Nachreifung eines schottischen Whiskies in einem Frühburgunder-Barrique überhaupt. Die Frühburgunderrebe wird in Deutschland sehr selten angebaut, in der Rotweinstadt Ingelheim ist sie dagegen sehr beliebt. Wie bei der ersten Abfüllung werden die beide Produzenten, Andrew Symington und Klaus Singer Fischer, gleichberechtigt in englischer sowie in deutscher Sprache auf dem Etikett genannt. Die detaillierte Darstellung der Macher sowie die genauen Angaben über das Alter, die Dauer und die Art der Fassreifung sowie die Fasskulturen erlauben Einsichten in die Ausbaukultur, die in der Regel den Whisky-Interessierten bei industriellen Standardabfüllungen verschlossen bleiben.
In französischen Barriques der ersten Kategorie – ein 225 Liter-Fass kostet bis zu 900,- Euro – baut Winzer Klaus Singer-Fischer seine wertvollen Lagenweine aus. So reiften zwei seiner prämierten Frühburgunder aus der renommierten Großwinternheimer Lage Heilig Häuschen für jeweils 24 Monate in einem aus amerikanischer Weißeiche geböttcherten Fass. Eine intensive und tiefe Durchdringung der Dauben mit Aromen der 13,5 % vol. starken Weine war das Ergebnis. „Andrew wollte meine Fässer wieder auf dem schnellsten Weg bekommen, nicht ausgespült, hermetisch verschlossen,“ berichtet Klaus, „denn die Aromen und die Frische sollten erhalten bleiben.“ In Edradour wurde das Ingelheimer Fass selbstverständlich sofort gefüllt.
Destilliert wurde der Edradour Spirit am 28. Juni 2000, abgefüllt wurde der Single Malt in einer Stärke von 46 % vol. am 22. Oktober 2015.
Farbe: intensive rötliche, an dunkle Rosè Weine erinnernde Erscheinung, kristallklar, rein und leuchtend. Die Nase erinnert an weinige Aromen, reife Erdbeeren, Kirschen, heller Früchte und Vanille. Er ist frisch fruchtig, gepaart mit einem dezenten Holzton. Je länger der double-matured Whisky im Glas steht, desto stärker entfalten sich seine Aromen. Im Geschmack ist er angenehm weinig frisch, trotz der Alkoholstärke nicht brennend, trocken, man spürt etwas Vanille und eine überraschende Würzigkeit mit kräftigen Ingwernoten. Der Edradour ist dezent fruchtig, nicht ölig und ohne Raucharomen. Nach einiger Zeit im Glas entfalten sich vielschichte Fruchtaromen und bieten eine angenehme harmonische Erwartungshaltung, die auf der Zunge nicht enttäuscht wird.
Der Single Malt ist nicht mit E 150a gefärbt und behielt seine natürliche Farbe, er ist nicht kühlgefiltert und reifte zunächst 13 Jahre in Bourbon-Hogsheads. Diese Eichenfässer werden in Schottland aus den Dauben der importierten amerikanischen Ex-Bourbon-Fässer aufgebaut (amerikanische Brennereien dürfen ihre ausgekohlten Eichenholzfässer nur einmal benutzen). Danach prägte das medium-getoastete vier Jahre alte Ingelheimer Frühburgunder-Fass aus amerikanischer Weißeiche für weitere 24 Monate den Edradour. Das Weinfass formte im Zusammenspiel die Aromen und den Geschmack neu. Das Resultat ist eine schmackhafte harmonische Erscheinung mit einer frischen weinartigen Finesse, so wie man sich einen weichen fruchtigen, leicht malzigen Whisky vorstellt.
Die Auflage des Edradour Frühburgunder Barrique Cask Finish ist auf 366 Flaschen limitiert. Er kostet im Brotherhood Paket zusammen mit einer Flasche Wein, eine Cuvée aus Ingelheimer Frühburgunder und Spätburgunder, die ehemals in den von Edradour-mit Whisky belegten Barriques reiften. Preis 98,- Euro.
Spätburgunder und Whisky
Das frische Ingelheimer Spätburgunder-Barrique befüllte Andrew Symington mit einem Edradour-Whisky, der 13 Jahre lang in einem 250 Liter großen für Schottland typischen Bourbon-Hogshead herangereifte. Am 28. Juni 2000 wurde der Spirit aus 100% gemälzter Gerste destilliert und am 22. Oktober 2015 in 372 Flaschen abgefüllt. Er stammt aus einem first-fill Bourbon Hogshead, das im Dunnage Warehouse von Edradour lagerte. Danach schlummerte der Whisky für 24 Monate in einem 225 Liter großen Barrique – geböttchert aus luftgetrockneter französischer Allier-Eiche – in dem zuvor ein Spätburgunderwein aus der Toplage Ingelheimer Schlossberg von Klaus Singer-Fischer für 24 Monate in der Drittbelegung reifen durfte. Eine magische Nachreifung des Whiskys, die Schotten gerne als „finishing“ bezeichnen, begann. Bereits nach wenigen Wochen hatte der Highland-Whisky sein Farbkleid in die Nähe eines roten Ingelheimer Weines verändert. Seine Aromen wurden dezenter und filigraner, strenge Töne des Alkohols gingen allmählich zurück, fruchtige und weinige Nuancen traten in den Vordergrund. Erdbeere, Kirsche, Pfirsich und Apfel bündelten sich mit Vanille. Auf der Zunge erscheint ein würziger Ingwerton, im Mundraum entfaltet sich ein fruchtbetonter Geschmack. Nach 24 Monaten Zweitreifung wurde ein neuer fruchtiger Whisky mit einer dezenten weinigen Finesse geboren. Es war „das Resultat zweier Experten ihres Fachs.“ Das Spätburgunder Barrique Cask Finish kam mit einer Trinkstärke von 46 % vol., nicht kühlgefiltert und nicht mit E 150a gefärbt in das Weingut im Ingelheimer Stadtteil Großwinterheim. Er kostet im Brotherhood Paket mit einer Flasche Wein, eine Cuvée aus Frühburgunder und Spätburgunder 98,- Euro.
Präsentation und Party
Am Samstag, den 5. Dezember 2015 werden die Whiskies und Weine der Brotherhood Singer-Fischer vorgestellt. Whisky-Enthusiasten haben die Möglichkeit zur Verkostung. Sie können die Single Malts und die dazugehörige Cuvée aus Früh- und Spätburgunder sowie den Fortified Wine Edel & Stark begutachten. Fachgespräche mit Klaus und Matthias Singer Fischer schaffen differenzierte Einblicke in den Weinausbau, die Wirkung des Holzes und die Whisky-Kultur, die Außenstehenden normalerweise verborgen bleiben.
Ab 15.00 bis offenes Ende.
Kontakt und Information: www.singer-fischer.de
Weitere Informationen über die Edradour Distillery finden Sie unter Ernst J. Scheiners Webseite The Gateway to Distilleries oder in der Herbstausgabe 2012 des Irland Journals.