Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
von Ernie – Ernst J. Scheiner, The Gateway to Distilleries
Nach dem Verkauf der in Elgin am River Lossie gelegenen Distillery trat Glen Moray allmählich aus dem Schatten der Partnerbrennereien Glenmorangie und Ardbeg hervor. Im September 2008 veräußerte der Luxusgüterkonzern Louis Vuitton Moet Hennessy (LVMH) die während des schottischen Whisky-Booms 1897 aus der ursprünglich 1828 gegründeten Elgin West Brewery hervorgegangene Brennerei. Käufer war der ebenenfalls von Frankreich aus operierende Getränkekonzern La Martiniquaise (COFEPP). Die Anlage gehört nicht zu den schönsten, denn die Gebäude der 1978 geschlossenen Maltings dominieren die Distillery. Bis 1977 arbeiteten die Mälzer rund um die Uhr und produzierten mit ihren Saladin-Keimkästen eine gemälzte Gerste für die nahe Tain liegende Glenmorangie Distillery.
Heute beherbergt der mehrstöckige von Sporen schwarzgefärbte riesige Quaderbau achtzehn Malz-Silos, in denen das Malz der Mälzer von Port Gordon auf die Weiterverarbeitung zu einem Spirit wartet. Ein Teil der Anlage wurde kürzlich abgerissen, um Platz für die Erweiterung einer neuen Produktionseinheit – Mash House, außenliegende Washbacks, Still House – zu schaffen. Dort arbeitet die im März 2016 installierte leistungsfähige elf Tonnen große Mash Tun. Das Läutern dauert nur drei Stunden gegenüber traditionellen Maischebottichen, die in der Regel bis zu acht Stunden benötigen.
Standards
Die Single Malts wie der Glen Moray Classic waren im Niederpreis-Segement angesiedelt und wurden vom damaligen Eigentümer Glenmorangie plc als eine Marke auf dem internationalen Whisky-Markt nicht wirklich entwickelt. Der größte Teil der Produktion des Gerstenbrands verschwand in schottischen Blends, darunter der Baile Nicol Jarvie sowie in den sogenannten White Labels der Supermarktketten. Der Blended Scotch Baile Nicol Jarvie wurde 1994 von Glenmorangie mit neuer Rezeptur wieder belebt. Die Produktion des in Großbritannien hochgeschätzten Blends endete allerdings 2008, da die für den Verschnitt notwendigen Malts ausgingen. Früher hatten die Glasgower Nicol Anderson & Co diesen in britischen Clubs sehr beliebten Blended Scotch verschnitten.
Ab 1924 wurde der BNJ von den neuen Eigentümern, Macdonald & Muir Ltd. aus Leith, weiter produziert. 1996 wechselte der Firmenname in Glenmorangie plc. Reifen durfte der Glen Moray Whisky in unterschiedlichen Fässern, wie es damals in der Whisky-Industrie üblich war, in den Dunnage Warehouses am Ort der Destillation. Daher war es kein Wunder, das der Malt aus Elgin den Charakter ihres Baile Nicol Jarvie prägte. Mittlerweile zählt der nach einem Charakter aus Sir Walter Scotts Romanen benannte Scotch zu den Rare Collectables.
Neue Blütezeit
Glen Moray schrieb Geschichte. Master Distiller Edwin Dodson war einer der ersten, der systematisch mit einer Reifung eines Whiskys in Weinfässern experimentierte. Während der 1990er Jahre reifte der Spirit aus 100% gemälzter Gerste zunächst in Bourbon-Fässern, um danach für einige Monate in Barriques, in denen zuvor französische Winzer die Weißweine der Rebsorten Chenin blanc und Chardonnay ausbauten, eine finale aromatische und geschmackliche Prägung zu erhalten. 1999 kamen zwei in 225 bzw. 228 Liter großen aus amerikanischer oder französischer Limousin-Eiche geböttcherten Weißweinfässer gefinishten Glen Moray Single Malts auf den Markt.
Mit La Martiniquaise begann für die Brennerei eine neue Blütezeit an den Ufern des River Lossie. Die Franzosen hatten Großes vor. In den Lowlands begannen sie bereits 2007 eine riesige Grain Distillery buchstäblich aus dem Boden zu stampfen, um sich langfristig mit eigenen Grain-Whiskies für ihre Hausmarken Label 5, den zwölfjährigen und achtzehnjährigen Label 5, den Label 5 Reserve No. 55 oder Sir Edwards zu versorgen.
Die Jahreskapazität der vonAndy Manson geleiteten Starlaw Distillery beträgt 25 Millionen Liter reinen Alkohol. Außerdem ermöglichte die gigantische Produktion von Grain-Spirits aus Mais den Tausch mit anderen schottischen Distilleries. Dieser reziproke Handel eröffnet La Martiniquaise eine breitere aromatische und geschmackliche Vielfalt für ihre Blends bereitzustellen. In Bathgate westlich von Edinburgh reifen nicht nur die Grain Whiskies, sondern auch jene Malt-Whiskies aus den fünf Whisky-Regionen – Lowlands, Highlands, Speyside, Islay und Campbeltown -, die für die Blends zum Verschneiden benötigt werden. In rund 600 000 Fässern schlummern Whiskies in fünfundzwanzig riesigen Paletized Warehouses.
Ein vorwiegend in Frankreich vertriebenes Glen Turner Blended Malt-Paket formt sich aus dem Heritage (ohne Altersangabe), einem Achtjährigen Tourbè & Vanille und einem Zwölfjährigen Fin & Genereux, dem Einundzwanzigjährigen Moelleux & Fruite. Mittlerweile zählt der 1969 erstmals auf den Markt erschienene Blended Whisky Label 5 zu den neun bestverkauften Scotch Blends der Welt. Der Glen Moray Single Malt spielt darin als sogenannter Kern-Malt ebenso eine tragende Rolle wie in den Glen Turner Blended Malts. In Bathgate werden im Blending und Bottling Centre alle Glen Moray Single Malts wie auch die Blended Whiskies abgefüllt und versandfertig paletiert.
Ausführliche Informationen zur Glen Turner Distillery finden Sie im Whisky Magazin The Highland Herold. Ein kostenfreier Download ist möglich.
Renaissance eines Single Malts
Mit der Einstellung von Graham Coull im Jahre 2005 – bis dahin war er als Distillery Manager bei William Grant & Sons tätig – entwickelte sich eine neue Dynamik. Experimentierfreudig entfaltete sich unter Coull eine differenzierteres Angebot, das im Kern seit 2016 aus einem Classic Single Malt ohne Altersangabe, einem Glen Moray Classic Sherry Cask Finish, einem Glen Moray Classic Port Cask Finish, einem Glen Moray Classic Chardonnay Cask Finish und dem Glen Moray Classic Peated Single Malt Whisky besteht. Ergänzt wird die Reihe mit limitierten Ausgaben eines 25jährigen Glen Moray Port Finish sowie mit einem 1994-er Jahrgangswhisky (erhältlich im Visitor Centre).
Mit der neuen Produktreihe möchten die französischen Eigner international in die Premium Kategorie der Single Malts eindringen und Glen Moray als Qualitätsmarke etablieren. Eine attraktivere Ausstattung, neue Labels und eine moderne Webseite wie auch flankierende Werbemaßnahmen in Hochglanzzeitschriften sowie Präsentationen werden den Speysider in die Regale der Whiskyfachgeschäfte bringen. Die Marketingspezialisten hoffen, den Glen Moray Single Malt aus dem bisherigen Schattendasein zu holen.
„Der Classic Single Malt ist unser Signature Malt. Im Schnitt reiften die Whiskies sieben Jahre in ehemaligen Bourbon-Fässern, die meisten davon in first-fill Casks,“ erklärt der verantwortliche Whisky-Macher und Masterblender Graham Coull.
Die Elgin Heritage Selection wird von einem 12-jährigen, einem 15-jährigen sowie einem 18-jährigen Single Malt geprägt. „Diese Reihe ist etwas Besonderes, sie ist typisch für das milde Klima der Speyside, die Whiskies sind weich, leicht süß und zeigen einen angenehmen Eichenholzton mit einem vielschichtigen Abgang,“ berichtet sichtbar stolz Coull.
Der Distillery Manager ist ebenfalls verantwortlich für das Aromen- und Geschmacksprofil des mittlerweile in über 100 Länder exportierten Blended Scotch Label 5 Classic Black. Der kostengünstige Verschnitt begeistert seine Liebhaber mit einer interessanten leicht rauchigen Note. Blumige und fruchtige Töne runden den Schotten harmonisch ab. Diese überraschenden Qualitäten bewies er eindrucksvoll in vielen Blind Tastings. „Ich wusste gar nicht, dass ein Blended Whisky so gut schmeckt,“ staunte eine Teilnehmerin. Er ist nicht nur im Nachbarland Frankreich sehr beliebt. Bei der San Francisco World Spirits Competition konnte Coulls Blend sogar eine Goldmedaille gewinnen. 2015 wurden von La Martiniquaise weltweit 2,6 Millionen 9‑Litre Cases abgesetzt. Die Tendenz ist steigend. In Deutschland ist Label 5 ebenfalls erhältlich, der Vertrieb erfolgt durch die Kammer-Kirsch GmbH, Karlsruhe.
Ausbau der Produktionskapazität
Wegen der Verkaufserfolge wurde die Brennereikapazität in Elgin erweitert. Die drei alten kupfernen Wash Stills – Rohbrandblasen – wurden in Spirit Stills gewandelt und mit drei neuen in Italien von Frilli SRL aus Siena gebauten Wash Stills ergänzt. Die Energieeffizienz sollte nachhaltig in ihrem Wirkungsgrad verbessert werden. Seit Sommer 2017 produzieren neun zwiebelförmige Kupferbrennblasen einen Brand aus 100 % Gerste destillieren.
Zwei Mashtuns – Läuterbottiche- verarbeiten derzeit ein Malz aus der Gerstensorte Concerto, die aus einer Industriemälzerei in Port Gordon stammt. Eine flüssige Hefe bringt die Würze in fünf Washbacks zum Gären. Früher endete der Gärprozess nach 44 Stunden, heute dauert er 70 Stunden. Das Bier erreicht eine Alkoholkonzentration von rund 8,8 Vol. %. „Die längere Gärzeit mündet in eine charaktervollere, fruchtigere Wash mit kräftigen Noten von Bananen und Zitrus, außerdem ist der Ertrag an Alkohol höher,“ erklärte der Leiter des Visitor Centres Iain Allan die Vorzüge einer Ausdehnung der Gärzeiten.
„Ein neues System einer Hochdruck- und Vakuum-Heizung in den Rohbrand-Brennblasen soll die notwendigen Einsparungen erbringen, wir sparen damit rund 50% der Energiekosten. Es war das erste derartige System in Schottland,“ betont Iain Allan während einer Führung. Ein ähnliches System wurde mittlerweile in der Lowland Distillery Inchdarnie – ebenfalls von Frilli – installiert und arbeitet zur Zufriedenheit der dortigen Distiller. „Nur in Glen Moray hatten wir ein technisches Problem, das von den Technikern der Kupferschmiede Frilli mittlerweile gelöst wurde. In den Vakuum-Röhrenkondensatoren kam es phasenweise zum Überdruck und zerstörte teilweise die Destillationsanlage, es kam zu Rissen im Röhrenkondensator. Mittlerweile wurden die Steuerungsfehler der Software behoben, die Destillationsanlage repariert und neu aufgebaut. „Alles ist wieder an seinem Ort und läuft prima,“ freut sich nunmehr Distillery Manager Graham Coull. Glen Moray kann seit diesen Sommer wieder voll produzieren.
Technische Innovation
Der italienische Anlagenbauer Frilli ist einer der Vorreiter von energiesparenden Prozessen bei der Destillation von Alkoholen. Dabei spielen nicht nur die Energierückgewinnung, d.h. die Verwendung von Abwärme, die während der Produktion abfällt, sondern auch der Einsatz von energiesparenden Verfahren bei der Beheizung von Brennblasen mit Dampf. Besondere Aufmerksamkeit schenken die italienischen Ingenieure den Prozessen, die bei der Kondensierung und damit Abkühlung der Alkoholdämpfe durch kaltes Wasser entstehen. Unter der Leitung von Fabio Sansovini entwickelten die sie einen Thermic Vapor Compressor (TVR), der unter den hohen Druckbedingungen das gewonnene Warmwasser in einen gasförmigen Zustand wandelt und damit den Energiekoeffizienten merklich verbessert. Erhebliche Energiekosten können somit eingespart werden. Ein TVR-System kann sowohl beim Rohbrand‑, wie auch beim Feinbrand-Verfahren wirkungsvoll eingesetzt werden, ohne dass sich dabei der Charakter eines New Makes verändert.
Sechs Millionen Liter Spirit mit einer durchschnittliche Alkoholkonzentration von 69,4 % wurden 2016 bei Glen Moray destilliert, davon gehen drei Millionen Liter in den eigenen Blend Label 5, zwei Millionen in den Single Malt von Glen Moray und ungefähr eine Million Liter in den in Schottland üblichen Austauschhandel mit anderen Destillerien und Blendern.
Sensorik, neu definiert
Ein Tasting im Dunnage Warehouse No. 1 ist in der Tat für jeden Whisky-Liebhaber ein intensives Erlebnis. In keiner anderen Distillery Schottlands hat der Gast die Möglichkeit Whiskies in ihren Aromen vergleichend zu begutachten, die in Fässern heranreifen in den vorher Oloroso- oder Pedro Ximenez-Sherry, Rum, Cognac, Madeira, Bier, Wein u.a. ausgebaut wurden. Der parallele aromatische Eindruck vermittelt Einsichten in die Wirkungsweise der unterschiedlichen Fasskulturen. Ein derartiges Nosing ist sehr lehrreich und für jede Whiskyliebhaberin selbstentdeckend nachvollziehbar. „Das hier praktizierte Verfahren ist schlichtweg einmalig in seiner Art,“ staunte Willi Schildge, Veranstalter der Rüsselsheimer Whiskymesse, „diese Erfahrung ist andernorts zur Nachahmung sehr zu empfehlen.“
Natürlich öffnet der direkte Vergleich eines New Make mit dem neuen 15jährigen Glen Moray Single Malt Welten (dieser ersetzt den bisherigen 16jährigen). Ein Tasting verdeutlicht die magische Zauberwirkung des Fasses auf die aromatische und geschmackliche Qualität eines Whiskies. Sherry-Noten wettstreiten mit Bourbon-Eindrücken. Dunkle Früchte und Karamell zaubern einen vollmundigen leicht süßen Whisky mit nachhaltigen Eindrücken von exotischen Früchten und etwas Banane sowie Honig. Überraschend ist die leicht aufkommende Würzigkeit mit einem Pfefferton, der sich allmählich im Munde zu einer zartbitteren Schokolade wandelt, währenddessen die anfängliche Süße allmählich abnimmt. Das i‑Tüpfelchen der Wahrnehmungen markiert jedoch ein zarter nicht-medizinischer Rauch.
Ist ein Besuch der Glen Moray Distillery zu empfehlen? Ja, meint nicht nur Roland Horn: „Ich war beeindruckt, wie locker und entspannt uns Iain Allan über die Probleme und Zwischenfälle während der Tests und des Neuaufbaus der Anlagenerweiterung berichtet hatte. Toll war auch zu sehen, wie direkt neben der ‚Baustelle‘, die wir uns bis in die kleinsten Details anschauen konnten, wie beispielswiese das Verlegen der Steuereinheiten für die Computersteuerung, der routinemäßige Betrieb der ‚Altanlage‘ fortgeführt wird. Noch nie wurde mir so deutlich der Unterschied zwischen historisch gewachsener Produktion und generalsstabsmäßig geplantem Anlagenbau an einem Ort vor Augen geführt. Als wir dann noch im Lagerhaus direkt die verschiedenen Reifungseinflüsse der unterschiedlichen Fassbelegungen ‚erschnüffeln‘ durften, waren wir vollends begeistert, auch diesen fast wichtigsten Schritt beim erschaffen eines Whiskies so konkret und live erleben zu können. Getopped wurde das ganze von einem Tasting, das so nur vor Ort möglich ist!!! Für mich ein ganz besonderer Tag an den ich lange zurück denken werde. Eine so herzliche und leidenschaftlich Führung durch eine Distille kann man sich nur wünschen!!“
Immer mehr Whisky-Touristen entdecken, die in der Nachbarschaft eines bürgerlichen Wohngebiets liegende Malt Distillery in Elgin. „Im Jahre 2016 zählten wir rund 18 000 Besucher,“ berichtet freudig lächelnd der Leiter des Besucherzentrums Iain Allan, „wir planen wegen der steigenden Besucherzahlen den Bau eines neuen Visitor Centres, um so den Ansprüchen unserer Kunden gereiht zu werden.“
Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
von Ernie – Ernst J. Scheiner, The Gateway to Distilleries
Nach dem Verkauf der in Elgin am River Lossie gelegenen Distillery trat Glen Moray allmählich aus dem Schatten der Partnerbrennereien Glenmorangie und Ardbeg hervor. Im September 2008 veräußerte der Luxusgüterkonzern Louis Vuitton Moet Hennessy (LVMH) die während des schottischen Whisky-Booms 1897 aus der ursprünglich 1828 gegründeten Elgin West Brewery hervorgegangene Brennerei. Käufer war der ebenenfalls von Frankreich aus operierende Getränkekonzern La Martiniquaise (COFEPP). Die Anlage gehört nicht zu den schönsten, denn die Gebäude der 1978 geschlossenen Maltings dominieren die Distillery. Bis 1977 arbeiteten die Mälzer rund um die Uhr und produzierten mit ihren Saladin-Keimkästen eine gemälzte Gerste für die nahe Tain liegende Glenmorangie Distillery.
Heute beherbergt der mehrstöckige von Sporen schwarzgefärbte riesige Quaderbau achtzehn Malz-Silos, in denen das Malz der Mälzer von Port Gordon auf die Weiterverarbeitung zu einem Spirit wartet. Ein Teil der Anlage wurde kürzlich abgerissen, um Platz für die Erweiterung einer neuen Produktionseinheit – Mash House, außenliegende Washbacks, Still House – zu schaffen. Dort arbeitet die im März 2016 installierte leistungsfähige elf Tonnen große Mash Tun. Das Läutern dauert nur drei Stunden gegenüber traditionellen Maischebottichen, die in der Regel bis zu acht Stunden benötigen.
Standards
Die Single Malts wie der Glen Moray Classic waren im Niederpreis-Segement angesiedelt und wurden vom damaligen Eigentümer Glenmorangie plc als eine Marke auf dem internationalen Whisky-Markt nicht wirklich entwickelt. Der größte Teil der Produktion des Gerstenbrands verschwand in schottischen Blends, darunter der Baile Nicol Jarvie sowie in den sogenannten White Labels der Supermarktketten. Der Blended Scotch Baile Nicol Jarvie wurde 1994 von Glenmorangie mit neuer Rezeptur wieder belebt. Die Produktion des in Großbritannien hochgeschätzten Blends endete allerdings 2008, da die für den Verschnitt notwendigen Malts ausgingen. Früher hatten die Glasgower Nicol Anderson & Co diesen in britischen Clubs sehr beliebten Blended Scotch verschnitten.
Ab 1924 wurde der BNJ von den neuen Eigentümern, Macdonald & Muir Ltd. aus Leith, weiter produziert. 1996 wechselte der Firmenname in Glenmorangie plc. Reifen durfte der Glen Moray Whisky in unterschiedlichen Fässern, wie es damals in der Whisky-Industrie üblich war, in den Dunnage Warehouses am Ort der Destillation. Daher war es kein Wunder, das der Malt aus Elgin den Charakter ihres Baile Nicol Jarvie prägte. Mittlerweile zählt der nach einem Charakter aus Sir Walter Scotts Romanen benannte Scotch zu den Rare Collectables.
Neue Blütezeit
Glen Moray schrieb Geschichte. Master Distiller Edwin Dodson war einer der ersten, der systematisch mit einer Reifung eines Whiskys in Weinfässern experimentierte. Während der 1990er Jahre reifte der Spirit aus 100% gemälzter Gerste zunächst in Bourbon-Fässern, um danach für einige Monate in Barriques, in denen zuvor französische Winzer die Weißweine der Rebsorten Chenin blanc und Chardonnay ausbauten, eine finale aromatische und geschmackliche Prägung zu erhalten. 1999 kamen zwei in 225 bzw. 228 Liter großen aus amerikanischer oder französischer Limousin-Eiche geböttcherten Weißweinfässer gefinishten Glen Moray Single Malts auf den Markt.
Mit La Martiniquaise begann für die Brennerei eine neue Blütezeit an den Ufern des River Lossie. Die Franzosen hatten Großes vor. In den Lowlands begannen sie bereits 2007 eine riesige Grain Distillery buchstäblich aus dem Boden zu stampfen, um sich langfristig mit eigenen Grain-Whiskies für ihre Hausmarken Label 5, den zwölfjährigen und achtzehnjährigen Label 5, den Label 5 Reserve No. 55 oder Sir Edwards zu versorgen.
Die Jahreskapazität der von Andy Manson geleiteten Starlaw Distillery beträgt 25 Millionen Liter reinen Alkohol. Außerdem ermöglichte die gigantische Produktion von Grain-Spirits aus Mais den Tausch mit anderen schottischen Distilleries. Dieser reziproke Handel eröffnet La Martiniquaise eine breitere aromatische und geschmackliche Vielfalt für ihre Blends bereitzustellen. In Bathgate westlich von Edinburgh reifen nicht nur die Grain Whiskies, sondern auch jene Malt-Whiskies aus den fünf Whisky-Regionen – Lowlands, Highlands, Speyside, Islay und Campbeltown -, die für die Blends zum Verschneiden benötigt werden. In rund 600 000 Fässern schlummern Whiskies in fünfundzwanzig riesigen Paletized Warehouses.
Ein vorwiegend in Frankreich vertriebenes Glen Turner Blended Malt-Paket formt sich aus dem Heritage (ohne Altersangabe), einem Achtjährigen Tourbè & Vanille und einem Zwölfjährigen Fin & Genereux, dem Einundzwanzigjährigen Moelleux & Fruite. Mittlerweile zählt der 1969 erstmals auf den Markt erschienene Blended Whisky Label 5 zu den neun bestverkauften Scotch Blends der Welt. Der Glen Moray Single Malt spielt darin als sogenannter Kern-Malt ebenso eine tragende Rolle wie in den Glen Turner Blended Malts. In Bathgate werden im Blending und Bottling Centre alle Glen Moray Single Malts wie auch die Blended Whiskies abgefüllt und versandfertig paletiert.
Ausführliche Informationen zur Glen Turner Distillery finden Sie im Whisky Magazin The Highland Herold. Ein kostenfreier Download ist möglich.
Renaissance eines Single Malts
Mit der Einstellung von Graham Coull im Jahre 2005 – bis dahin war er als Distillery Manager bei William Grant & Sons tätig – entwickelte sich eine neue Dynamik. Experimentierfreudig entfaltete sich unter Coull eine differenzierteres Angebot, das im Kern seit 2016 aus einem Classic Single Malt ohne Altersangabe, einem Glen Moray Classic Sherry Cask Finish, einem Glen Moray Classic Port Cask Finish, einem Glen Moray Classic Chardonnay Cask Finish und dem Glen Moray Classic Peated Single Malt Whisky besteht. Ergänzt wird die Reihe mit limitierten Ausgaben eines 25jährigen Glen Moray Port Finish sowie mit einem 1994-er Jahrgangswhisky (erhältlich im Visitor Centre).
Mit der neuen Produktreihe möchten die französischen Eigner international in die Premium Kategorie der Single Malts eindringen und Glen Moray als Qualitätsmarke etablieren. Eine attraktivere Ausstattung, neue Labels und eine moderne Webseite wie auch flankierende Werbemaßnahmen in Hochglanzzeitschriften sowie Präsentationen werden den Speysider in die Regale der Whiskyfachgeschäfte bringen. Die Marketingspezialisten hoffen, den Glen Moray Single Malt aus dem bisherigen Schattendasein zu holen.
Die Elgin Heritage Selection wird von einem 12-jährigen, einem 15-jährigen sowie einem 18-jährigen Single Malt geprägt. „Diese Reihe ist etwas Besonderes, sie ist typisch für das milde Klima der Speyside, die Whiskies sind weich, leicht süß und zeigen einen angenehmen Eichenholzton mit einem vielschichtigen Abgang,“ berichtet sichtbar stolz Coull.
Der Distillery Manager ist ebenfalls verantwortlich für das Aromen- und Geschmacksprofil des mittlerweile in über 100 Länder exportierten Blended Scotch Label 5 Classic Black. Der kostengünstige Verschnitt begeistert seine Liebhaber mit einer interessanten leicht rauchigen Note. Blumige und fruchtige Töne runden den Schotten harmonisch ab. Diese überraschenden Qualitäten bewies er eindrucksvoll in vielen Blind Tastings. „Ich wusste gar nicht, dass ein Blended Whisky so gut schmeckt,“ staunte eine Teilnehmerin. Er ist nicht nur im Nachbarland Frankreich sehr beliebt. Bei der San Francisco World Spirits Competition konnte Coulls Blend sogar eine Goldmedaille gewinnen. 2015 wurden von La Martiniquaise weltweit 2,6 Millionen 9‑Litre Cases abgesetzt. Die Tendenz ist steigend. In Deutschland ist Label 5 ebenfalls erhältlich, der Vertrieb erfolgt durch die Kammer-Kirsch GmbH, Karlsruhe.
Ausbau der Produktionskapazität
Wegen der Verkaufserfolge wurde die Brennereikapazität in Elgin erweitert. Die drei alten kupfernen Wash Stills – Rohbrandblasen – wurden in Spirit Stills gewandelt und mit drei neuen in Italien von Frilli SRL aus Siena gebauten Wash Stills ergänzt. Die Energieeffizienz sollte nachhaltig in ihrem Wirkungsgrad verbessert werden. Seit Sommer 2017 produzieren neun zwiebelförmige Kupferbrennblasen einen Brand aus 100 % Gerste destillieren.
Zwei Mashtuns – Läuterbottiche- verarbeiten derzeit ein Malz aus der Gerstensorte Concerto, die aus einer Industriemälzerei in Port Gordon stammt. Eine flüssige Hefe bringt die Würze in fünf Washbacks zum Gären. Früher endete der Gärprozess nach 44 Stunden, heute dauert er 70 Stunden. Das Bier erreicht eine Alkoholkonzentration von rund 8,8 Vol. %. „Die längere Gärzeit mündet in eine charaktervollere, fruchtigere Wash mit kräftigen Noten von Bananen und Zitrus, außerdem ist der Ertrag an Alkohol höher,“ erklärte der Leiter des Visitor Centres Iain Allan die Vorzüge einer Ausdehnung der Gärzeiten.
„Ein neues System einer Hochdruck- und Vakuum-Heizung in den Rohbrand-Brennblasen soll die notwendigen Einsparungen erbringen, wir sparen damit rund 50% der Energiekosten. Es war das erste derartige System in Schottland,“ betont Iain Allan während einer Führung. Ein ähnliches System wurde mittlerweile in der Lowland Distillery Inchdarnie – ebenfalls von Frilli – installiert und arbeitet zur Zufriedenheit der dortigen Distiller. „Nur in Glen Moray hatten wir ein technisches Problem, das von den Technikern der Kupferschmiede Frilli mittlerweile gelöst wurde. In den Vakuum-Röhrenkondensatoren kam es phasenweise zum Überdruck und zerstörte teilweise die Destillationsanlage, es kam zu Rissen im Röhrenkondensator. Mittlerweile wurden die Steuerungsfehler der Software behoben, die Destillationsanlage repariert und neu aufgebaut. „Alles ist wieder an seinem Ort und läuft prima,“ freut sich nunmehr Distillery Manager Graham Coull. Glen Moray kann seit diesen Sommer wieder voll produzieren.
Technische Innovation
Der italienische Anlagenbauer Frilli ist einer der Vorreiter von energiesparenden Prozessen bei der Destillation von Alkoholen. Dabei spielen nicht nur die Energierückgewinnung, d.h. die Verwendung von Abwärme, die während der Produktion abfällt, sondern auch der Einsatz von energiesparenden Verfahren bei der Beheizung von Brennblasen mit Dampf. Besondere Aufmerksamkeit schenken die italienischen Ingenieure den Prozessen, die bei der Kondensierung und damit Abkühlung der Alkoholdämpfe durch kaltes Wasser entstehen. Unter der Leitung von Fabio Sansovini entwickelten die sie einen Thermic Vapor Compressor (TVR), der unter den hohen Druckbedingungen das gewonnene Warmwasser in einen gasförmigen Zustand wandelt und damit den Energiekoeffizienten merklich verbessert. Erhebliche Energiekosten können somit eingespart werden. Ein TVR-System kann sowohl beim Rohbrand‑, wie auch beim Feinbrand-Verfahren wirkungsvoll eingesetzt werden, ohne dass sich dabei der Charakter eines New Makes verändert.
Sechs Millionen Liter Spirit mit einer durchschnittliche Alkoholkonzentration von 69,4 % wurden 2016 bei Glen Moray destilliert, davon gehen drei Millionen Liter in den eigenen Blend Label 5, zwei Millionen in den Single Malt von Glen Moray und ungefähr eine Million Liter in den in Schottland üblichen Austauschhandel mit anderen Destillerien und Blendern.
Sensorik, neu definiert
Ein Tasting im Dunnage Warehouse No. 1 ist in der Tat für jeden Whisky-Liebhaber ein intensives Erlebnis. In keiner anderen Distillery Schottlands hat der Gast die Möglichkeit Whiskies in ihren Aromen vergleichend zu begutachten, die in Fässern heranreifen in den vorher Oloroso- oder Pedro Ximenez-Sherry, Rum, Cognac, Madeira, Bier, Wein u.a. ausgebaut wurden. Der parallele aromatische Eindruck vermittelt Einsichten in die Wirkungsweise der unterschiedlichen Fasskulturen. Ein derartiges Nosing ist sehr lehrreich und für jede Whiskyliebhaberin selbstentdeckend nachvollziehbar. „Das hier praktizierte Verfahren ist schlichtweg einmalig in seiner Art,“ staunte Willi Schildge, Veranstalter der Rüsselsheimer Whiskymesse, „diese Erfahrung ist andernorts zur Nachahmung sehr zu empfehlen.“
Natürlich öffnet der direkte Vergleich eines New Make mit dem neuen 15jährigen Glen Moray Single Malt Welten (dieser ersetzt den bisherigen 16jährigen). Ein Tasting verdeutlicht die magische Zauberwirkung des Fasses auf die aromatische und geschmackliche Qualität eines Whiskies. Sherry-Noten wettstreiten mit Bourbon-Eindrücken. Dunkle Früchte und Karamell zaubern einen vollmundigen leicht süßen Whisky mit nachhaltigen Eindrücken von exotischen Früchten und etwas Banane sowie Honig. Überraschend ist die leicht aufkommende Würzigkeit mit einem Pfefferton, der sich allmählich im Munde zu einer zartbitteren Schokolade wandelt, währenddessen die anfängliche Süße allmählich abnimmt. Das i‑Tüpfelchen der Wahrnehmungen markiert jedoch ein zarter nicht-medizinischer Rauch.
Ist ein Besuch der Glen Moray Distillery zu empfehlen? Ja, meint nicht nur Roland Horn: „Ich war beeindruckt, wie locker und entspannt uns Iain Allan über die Probleme und Zwischenfälle während der Tests und des Neuaufbaus der Anlagenerweiterung berichtet hatte. Toll war auch zu sehen, wie direkt neben der ‚Baustelle‘, die wir uns bis in die kleinsten Details anschauen konnten, wie beispielswiese das Verlegen der Steuereinheiten für die Computersteuerung, der routinemäßige Betrieb der ‚Altanlage‘ fortgeführt wird. Noch nie wurde mir so deutlich der Unterschied zwischen historisch gewachsener Produktion und generalsstabsmäßig geplantem Anlagenbau an einem Ort vor Augen geführt. Als wir dann noch im Lagerhaus direkt die verschiedenen Reifungseinflüsse der unterschiedlichen Fassbelegungen ‚erschnüffeln‘ durften, waren wir vollends begeistert, auch diesen fast wichtigsten Schritt beim erschaffen eines Whiskies so konkret und live erleben zu können. Getopped wurde das ganze von einem Tasting, das so nur vor Ort möglich ist!!! Für mich ein ganz besonderer Tag an den ich lange zurück denken werde. Eine so herzliche und leidenschaftlich Führung durch eine Distille kann man sich nur wünschen!!“
Immer mehr Whisky-Touristen entdecken, die in der Nachbarschaft eines bürgerlichen Wohngebiets liegende Malt Distillery in Elgin. „Im Jahre 2016 zählten wir rund 18 000 Besucher,“ berichtet freudig lächelnd der Leiter des Besucherzentrums Iain Allan, „wir planen wegen der steigenden Besucherzahlen den Bau eines neuen Visitor Centres, um so den Ansprüchen unserer Kunden gereiht zu werden.“
Auf der Webseite des Autors, Ernie – Ernst J. Scheiner, The Gateway to Distilleries können Sie die Brennerei fotografisch detailliert besichtigen: http://www.whisky-distillery.net/www.whisky-distilleries.net/Speyside_Glen-/Seiten/Glen_Moray.html
Weitere Informationen zur Glen Moray Distillery und ihren Besichtigungsangebot finden Sie unter http://www.glenmoray.com/