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Whisky als Investment?

Die Preis­ent­wick­lung beim Whis­ky in den letz­ten Jah­ren weckt Begehr­lich­kei­ten. Wie jedes hoch­prei­si­ge Samm­ler­ob­jekt wird auch Whis­ky inzwi­schen als Wert­an­la­ge betrach­tet, von nor­ma­len Kon­su­men­ten eben­so wie von rei­nen Samm­lern, denen der Inhalt der Fla­schen eigent­lich egal ist.

Es gibt Bücher zu die­sem The­ma, das wohl bekann­tes­te ist „Flüs­si­ges Gold: Erfolg­reich in Whis­ky anle­gen“ von Ralph L. Warth. Es gibt sogar Fir­men wie die Whis­ky Invest­ments GmbH, hin­ter der die Whis­ky­bot­schaft in Ker­pen steckt. Und es gibt Blogs, die über Ihre Erfah­run­gen zu die­sem The­ma berichten.

Alle reden von den Chan­cen, weni­ge von den Schwie­rig­kei­ten. Die soll­te man aber ken­nen, bevor man sei­ne Ent­schei­dung trifft.

Problem Nummer eins: Marktbeobachtung

Wel­che Fla­schen soll man denn kau­fen? Klar, eher sel­te­ne, limi­tier­te, Ein­zel­fass­ab­fül­lun­gen, Jahr­gän­ge – kurz: Fla­schen, die auch heu­te schon sel­ten sind und nicht mehr nach­pro­du­ziert wer­den kön­nen. Aber längst nicht alle davon stei­gen auch im Wert. Und wenn man von einem Invest­ment redet, dann geht es ja nicht um ein paar Euro mehr, son­dern um eine wirk­lich signi­fi­kan­te Stei­ge­rung der Preise.

Bei Akti­en ist die Markt­be­ob­ach­tung rela­tiv ein­fach. Zu jeder Aktie kann man sich Charts der letz­ten XY Jah­re anschau­en und ent­schei­den, wann man zuschlägt. Ist sie gera­de auf einem Höchst­stand? Dann eher nicht. Ist sie gera­de im Kel­ler? Dann schon eher.

Beim Whis­ky gab es sowas bis vor noch nicht all­zu lan­ger Zeit gar nicht. Whis­kystats ist einer der ers­ten, die sich dar­an ver­su­chen und es in gro­ßem Rah­men auf­zie­hen. Dort kann man aus der (lan­ge nicht voll­stän­di­gen) Daten­bank Fla­schen her­aus­su­chen und schau­en, wie die Preis­ent­wick­lung der letz­ten Zeit ist. Monat­li­che Updates und News­let­ter hal­ten einen auf dem Laufenden.

Aber das reicht nicht. Wenn ich z.B. gera­de lese, dass Sun­to­ry sei­nen Hibi­ki 17 ein­stellt, dann wäre das viel­leicht nicht die schlech­tes­te Anla­ge. Abge­se­hen davon, dass die Prei­se eh schon zu hoch sind. Aber im Hin­ter­grund wird Sun­to­ry nach­pro­du­zie­ren und in 5 oder 10 Jah­ren gibt es den Hibi­ki 17 viel­leicht wie­der. Was pas­siert dann mit den Prei­sen der Samm­ler­fla­schen? Ich muss am Ball blei­ben und wis­sen, wann ich ver­kau­fen muss. Wenn ich selbst Whis­ky­fan bin, dann kann ich das viel­leicht. Wenn ich rei­ner Samm­ler ohne eigent­li­ches Inter­es­se am The­ma bin, dann eher nicht.

Problem Nummer zwei: Flaschen verkaufen

Irgend­wann ist der Punkt gekom­men, an dem ich mei­ne Samm­ler­stü­cke wie­der zu Geld machen will. Mache ich das nach und nach mit ein­zel­nen Fla­schen, ist das Pro­blem nicht so groß. Will ich aber auf ein­mal vie­le Fla­schen ver­kau­fen, dann stellt sich die ein­fa­che Fra­ge: Wo denn? Auf eBay? Klar, aber habe ich die Ver­kaufs­pro­vi­si­on bei mei­nem Invest­ment ein­ge­rech­net? Und bei gro­ßen Men­gen wird viel­leicht irgend­wann auch das Finanz­amt auf der Mat­te ste­hen und die Ein­kom­mens­steu­er habe ich bestimmt nicht eingerechnet…

Ande­re Ver­kaufs­platt­for­men, wie z.B. Krü­ger in Rends­burg? Ja, auch für grö­ße­re Samm­lun­gen gut geeig­net, aber auch der will eini­ges an Pro­vi­si­on. Die Whis­ky­ba­se bie­tet nicht nur eine Mög­lich­keit, einen Über­blick über sei­ne Samm­lung zu behal­ten, son­dern gibt auch Hin­wei­se auf den Gesamt­wert. Der ist aller­dings eher als gro­be Schät­zung zu sehen. Auf dem eige­nen Mar­ket­place las­sen sich die Fla­schen dann auch ver­kau­fen (auch inter­na­tio­nal), aller­dings meist zu deut­lich nied­ri­ge­ren Preisen.

Auf Face­book? Viel Spaß. Da wird viel ange­bo­ten, aber wenig ver­kauft. In Foren? Ja, aber als rei­ner Ver­käu­fer fliegt man dort schnell wie­der raus, man muss sich schon rege betei­li­gen. Und dann sind wir wie­der beim The­ma des rei­nen Investors.

Der Traum eines jeden Inves­tors ist natür­lich der Kom­plett­ver­kauf der gan­zen Samm­lung an einen ein­zi­gen Käu­fer. Hm, und wie kom­men die Fla­schen dann dort hin? Spe­di­tio­nen sind auch nicht ganz güns­tig und eine Trans­port­ver­si­che­rung wäre sicher­lich auch nicht schlecht. Und wenn der Käu­fer im Aus­land sitzt gibt es viel­leicht noch spe­zi­el­le Trans­port­vor­schrif­ten für Alkohol.

Der Goldesel ist es also nicht…

Klar, auch ich habe Fla­schen im Schrank, bei denen ich auf eine Preis­stei­ge­rung spe­ku­lie­re. Und ein paar, bei denen sie schon ein­ge­tre­ten ist. Ich habe mir aller­dings kei­ne die­ser Fla­schen nur des­halb gekauft. Und wenn ich die Gesamt­si­tua­ti­on betrach­te, fan­gen die Gewin­ne bei ein­zel­nen Fla­schen den Ver­lust beim Gesamt­in­vest­ment ver­mut­lich nicht auf, von der Infla­ti­on mal ganz abge­se­hen. Mir genügt es voll­kom­men, wenn ich ab und zu mal eine Fla­sche wie­der los bekom­me und dafür einen guten Preis erziele.

Zurück auf los

Am Anfang des Arti­kels habe ich vom Akti­en­markt gespro­chen und sei­nen rela­tiv ein­fa­chen Mög­lich­kei­ten. Die Abgel­tungs­steu­er ist gerin­ger als die Ein­kom­mens­steu­er und einen Frei­be­trag gibt es auch noch.

Prak­tisch alle grö­ße­ren Whis­ky-Destil­le­rien gehö­ren zu inter­na­tio­na­len Spi­ri­tuo­sen­kon­zer­nen, die natür­lich alle bör­sen­no­tiert sind und deren Akti­en man kau­fen kann. Nur um mal eini­ge zu nennen:

Wäre das nicht viel­leicht eine gute Alternative?

Fazit

Wenn es ein­fach wäre, wür­den es alle machen. Wenn Ihr Euch den Spaß geben wollt und Geld übrig habt, pro­biert es aus. Seid Euch aber dar­über im Kla­ren, dass es wie bei jedem Invest­ment auch gehö­rig in die Hose gehen kann, wenn man nicht am Ball bleibt, sich in das The­ma ein­ar­bei­tet und zum rich­ti­gen Zeit­punkt die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen trifft.

Der Vor­teil von Whis­ky gegen­über Akti­en: Mann kann ihn not­falls immer noch selbst trin­ken. Ansons­ten macht es wie ich – kauft Euch Whis­kys, die Ihr ger­ne trinkt und wenn Ihr in fünf Jah­ren eine noch geschlos­se­ne Fla­sche in die Hand nehmt und deren Preis gera­de durch die Decke geht, dann ver­kauft sie halt…

Zu dem The­ma „Whis­ky als Invest­ment-Opti­on“ gibt es auch eine lan­ge, aber infor­ma­ti­ve Info­gra­fik von MyDe­alz:

WHISKY ALS INVESTMENT-OPTION?
(* = Affi­lia­te-Link / Bild­quel­le: Amazon-Partnerprogramm)
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Jörg Bechtold beschäftigt sich seit Ende der 90er Jahre mit Single Malt Whisky. Auf mehreren Reisen nach Schottland hat er Land und Leute kennengelernt sowie viele Destillerien besucht. 2002 hatte er die WHISKYFANPAGE.DE begründet, seit 2006 schreibt er dieses Blog und ist außerdem als Referent für Whisky-Tastings tätig.