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Was macht Whisky aus Japan so besonders?

Japa­ni­scher Whis­ky hat einen rie­si­gen Boom erlebt, seit Jim Mur­ray in sei­ner Whis­ky Bible den The Yama­za­ki Sin­gle Malt Sher­ry 2013 zum “2015 World Whis­ky of the Year” gekürt hat.

Das Resul­tat waren noch höhe­re Prei­se, noch schlech­te­re Ver­füg­bar­keit und in der Fol­ge auch die sel­be Knapp­heit von Abfül­lun­gen mit Alters­an­ga­ben, wie wir sie schon aus Schott­land ken­nen. Die Revo­lu­ti­on frisst auch hier ihre eige­nen Kinder…

Der posi­ti­ve Effekt war, dass der japa­ni­sche Whis­ky dadurch in den Fokus der All­ge­mein­heit gerückt ist. Es gibt ihn schon seit 1923 und auch in den Jah­ren vor 2015 hat er rei­hen­wei­se Blind-Nosing-Com­pe­ti­ti­ons gewon­nen, nur hat­te das außer der Hard­core-Whis­ky-Gemein­de fast nie­man­den inter­es­siert. Dabei hat es durch­aus sei­ne Grün­de, dass Whis­ky aus Japan nicht schlech­ter (und manch­mal sogar bes­ser) ist, als das Ori­gi­nal aus Schott­land oder Irland.

Da wäre zunächst mal die Erfah­rung. Ein gewis­ser Masa­ta­ka Takets­u­ru hat­te das Hand­werk schon 1918 in ver­schie­de­nen schot­ti­schen Destil­le­rien gelernt, eine Schot­tin gehei­ra­tet und nach sei­ner Rück­kehr nach Japan zusam­men mit dem Chef des damals schon gro­ßen Spi­ri­tuo­sen-Kon­zerns Sun­to­ry die Destil­le­rie Yama­za­ki gegrün­det – genau die, deren Schnaps 2015 den Stein ins Rol­len brach­te. Eini­ge Jah­re dar­auf über­warf sich Takets­u­ru mit sei­nem Arbeit­ge­ber und bau­te auf Hok­kai­do mit Yoi­chi eine eige­nen Destil­le­rie auf, die Keim­zel­le des zwei­ten gro­ßen japa­ni­schen Whis­ky-Kon­zerns Nikka.

Bei­de Kon­zer­ne beherr­schen heu­te den japa­ni­schen Markt und auch den Export, bei­de besit­zen je zwei Sin­gle-Malt-Destil­le­rien und dane­ben auch Grain-Destil­le­rien. Das ver­schafft Ihnen die ein­zig­ar­ti­ge Mög­lich­keit, Blen­ded Whis­kys zu pro­du­zie­ren, ohne Kon­zern-frem­den Whis­ky dazu­kau­fen zu müs­sen, wie das in Schott­land üblich ist.

Die Blends beherr­schen auch in Japan den Markt, sind oft aber hoch­wer­ti­ger als das, was man im Rest der Welt so bekommt. Das Blen­ding wird in Japan noch als Hand­werks­kunst gese­hen, was es ja eigent­lich auch ist. Erfun­den wur­de es Mit­te des 19. Jahr­hun­derts, um die oft schwan­ken­de Qua­li­tät der Sin­gle Malts aus­zu­glei­chen und durch Bei­ga­be güns­ti­gen Grains Whis­kys ein mas­sen­taug­li­che­res Pro­dukt zu errei­chen – zum einen wegen des güns­ti­ge­ren Prei­ses, zum ande­ren aber auch wegen des süße­ren Geschmacks durch den Anteil des Grain Whis­kys. In Schott­land steht all­zu oft der Preis im Vor­der­grund, in Japan dage­gen die Har­mo­nie, der aus­ge­gli­che­ne Geschmack. Wer jemals einen Sun­to­ry Hibi­ki Harm­o­ny getrun­ken hat, der weiß wovon ich rede. Wer das Glück hat­te, einen Hibi­ki 17, 21 oder sogar 30 im Glas zu haben, der rührt nie wie­der einen schot­ti­schen Blend an. Na gut, ist über­trie­ben. Aber die Din­ger sind schon ver­dammt gut!

Die Basis bil­den aber auch hier die Sin­gle Malts. Und auch dort gibt es eini­ge Beson­der­hei­ten. Bei Yama­za­ki und Hakus­hu ste­hen zum Bei­spiel jeweils vie­le ver­schie­de­ne Brenn­bla­sen-For­men in den Still­hou­ses, wodurch in einer Destil­le­rie eine gro­ße Band­brei­te von unter­schied­li­chen Destil­la­ten pro­du­ziert wer­den kann – je nach­dem, in wel­cher Kom­bi­na­ti­on man die Brenn­bla­sen zusam­men­schal­tet. Das kennt man in Schott­land so gar nicht und in Irland allen­falls von Cooley.

Ein wei­te­rer Fak­tor ist die japa­ni­sche Eiche, genannt Miz­u­n­a­ra. Vie­le japa­ni­sche Destil­la­te rei­fen nicht nur in den klas­si­schen Fass­ar­ten wie ex-Bour­bon und ex-Sher­ry, son­dern auch in fri­schen oder gebrauch­ten Fäs­sern aus Miz­u­n­a­ra und erhal­ten so einen ganz eige­nen, sehr kräu­te­rig-wür­zi­gen und Kokos-arti­gen Bei­geschmack, der einen vie­le Japa­ner sofort erken­nen lässt. Und bei Chi­chi­bu sind sogar die Wash Backs aus Mizunara.

Ein wei­te­rer Punkt sind Land­schaft und Kli­ma. Auch wenn Japan ein hoch moder­nes und stark bebau­tes Land ist, so ist die Natur an vie­len Stel­len (vor allem im Gebir­ge) noch ursprüng­lich und die Flüs­se rein. Das Was­ser für die Destil­le­rien ist sau­ber und weich und per­fekt für die Whis­ky-Her­stel­lung geeig­net. Was auch ger­ne ver­ges­sen wird, ist die Grö­ße der Japa­ni­schen Inseln. Sie erstre­cken sich über rund 3000 km und der kli­ma­ti­sche Unter­schied zwi­schen Yoi­chi auf Hok­kai­do und Yama­za­ki an der Bahn­stre­cke Rich­tung Osa­ka ist gewal­tig. Chi­chi­bu, Shinshu Mars und Hakus­hu lie­gen auf rund 800 Meter Höhe, rund dop­pelt so hoch wie die höchs­te schot­ti­sche Destil­le­rie. Das lässt bei der Rei­fung Geschmacks­no­ten ent­ste­hen, die man aus Schott­land so nicht kennt.

Apro­pos Chi­chi­bu. Neben den gro­ßen Namen gibt es auch vie­le Klei­ne. Ähn­lich wie Deutsch­land ist Japan ein Land der Braue­rei­en und Destil­le­rien, auch wenn die meis­ten Bier, Sake und Shochu pro­du­zie­ren. Die Erfah­rung ist aber da und der Weg zum Whis­ky nicht weit. Es pas­siert viel und wenn es so pro­fes­sio­nell auf­ge­zo­gen wird wie bei Chi­chi­bu, dann müs­sen sich die Gro­ßen bald warm anziehen!

Und es gibt kei­ne SWA, die als selbst­er­nann­ter Wäch­ter der Tra­di­ti­on neue Ideen blo­ckiert. Das lässt vie­le gute Din­ge zu, aber durch­aus auch eini­ge nicht so gute. Zum Bei­spiel ist nicht genau defi­niert, was japa­ni­scher Whis­ky eigent­lich ist. Und so gibt es auf dem japa­ni­schen Markt durch­aus auch Pro­duk­te, die aus Reis gebrannt sind. Und es wird schot­ti­scher und sogar kana­di­scher Whis­ky impor­tiert, in Japan geblen­ded und gela­gert und dann als “Japa­ne­se Whis­ky” verkauft.

Als Fazit muss man aber sagen, dass der japa­ni­sche Whis­ky einer der inter­es­san­tes­ten der Welt ist. Klei­ne Destil­le­rien trei­ben die Inno­va­ti­on vor­an, gro­ße sor­gen für halb­wegs bezahl­ba­re und trotz­dem extrem hoch­wer­ti­ge Mas­sen­wa­re. Japa­ni­scher Blen­ded Whis­ky gehört zum bes­ten, was die Welt zu bie­ten hat. Und der Exo­tik-Fak­tor ist immer mit dabei, lei­der auch beim Preis…

(* = Affi­lia­te-Link / Bild­quel­le: Amazon-Partnerprogramm)
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