Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
Die Brennerei Henrich aus Kriftel in Hessen (bei Hofheim) ist auch als „Obsthof am Berg“ bekannt und wurde innerhalb der letzten Jahre mehrfach mit Gold und Silber auf der renommierten Edelbrandmeisterschaft DESTILLATA in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet.
Ursprünglich wurde das Familienunternehmen 1970 als Obstbaubetrieb gegründet. In 2005 wurde die Verschlussbrennerei eingerichtet. Seit 2010 verlagerte sich der Schwerpunkt vom Obstbau sukzessive auf die Brennerei und Kelterei. Neben Edelobstbränden wurde der Whisky Gilors erfolgreich am Markt platziert.
Ich hatte vor Jahren mal einen davon auf den Whisky & Tobacco Days in Hofheim probiert und fand ihn gar nicht so übel, hatte den Whisky dann aber wieder aus den Augen verloren. Durch Vermittlung der Blogger-Kollegin Petra Milde von meinwhisky.com hat mir Ralf Henrich Proben angeboten und ich habe gerne zugeschlagen.
„Ziel war es nicht ein schottisches oder irisches Produkt zu kopieren. Unser Anspruch lag darin einen völlig eigenen markanten Geschmack zu kreieren, der seine Liebhaber findet. (…) Krifteler Wasser, eine Mischung aus fränkischem und schottischem getorften Malz und kleine wieder belegte Fässer, geben dem Gilors seinen völlig eigenen Charakter.“
Das sagen so oder so ähnlich die meisten deutschen Brenner und am Ende hat man dann doch wieder einen viel zu jungen Kornbrand, der mehr nach Obstler als nach Whisky schmeckt und eine mehr oder weniger penetrante, unreife Maischenote aufweist.
Davon ist hier nichts zu schmecken, das gibt schon mal einen dicken Pluspunkt. Ich habe entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten ausgerechnet mit den torfigen Varianten angefangen und wurde von einer starken Rauchnote überrascht, die mehr Richtung trockene Asche als würziger Torf geht. Aber der Reihe nach:
Gilors Madeira Fass Peated
„Bei dieser Abfüllung wurde der getorfte Whisky über 4 Jahre in einem Ex-Madeirafass gelagert. Abgefüllt mit 45,3% vol. Alkoholgehalt dominiert auf der Zunge ein Aromenpaket von Phenol mit herb-würziger Fruchtsüße und Holz. Die UVP liegt bei 59,- EUR.“
Völlig anders als erwartet. Der Whisky ist mehr vom Fass an sich geprägt als von der Vorbelegung. Der Madeira kommt erst beim Abgang so richtig durch, vorher dominieren die Tannine der Eiche. Die schon erwähnte Aschenote schwebt über allem und ergibt einen Geschmack, der mich spontan eher an Mezcal erinnert hat. Verträgt durchaus Wasser, dann kommt mehr Frucht durch.
Gilors Peated Fassstärke
„Über 8 Jahre durfte dieses Powerhouse reifen und wurde mit einer Fassstärke von 54,9% vol. Alkoholgehalt abgefüllt. Im Geschmack explodiert eine ausgeprägte Süße mit Torf und geräuchertem Paprikapulver. Die UVP liegt bei 99,- EUR.“
Hoppla, 8 Jahre. Für einen deutschen Whisky schon ziemlich selten und gut getan hat es ihm auf jeden Fall. Hier kommt für mich mehr Süße durch als beim Madeira, obwohl laut Etikett nur ein Bourbon-Fass im Einsatz war. Schön warm und voll und wieder diese Aschenote, von der ich nicht so recht weiß, ob ich sie nun mag oder nicht.
Gilors Sherry Duett (PX & Oloroso)
„Ein Duett der Sonderklasse. Gelagert in PX & Oloroso Fässern überzeugt der Whisky am Gaumen mit Aromen von Sherry, gebrannten Nüssen, dezente Noten von Traubenschalen und einem balancierten Frucht-Säure-Spiel. Der UVP für diesen Whisky mit 46,4% vol. Alkohol liegt bei 79,- EUR.“
Und nun zu etwas ganz anderem… volle Frucht, fast schon Saft-artig mit leichter Säure irgendwo zwischen Sauerkirschen und Rhabarber. Im Mund warm, nur noch leichte Frucht, im Abgang dann wieder voller und eine Rum-artige, zuckerige und leicht bittere Note und sehr samtig. Man schmeckt hier beide Fässer voll durch, die volle Frucht vom Oloroso und die Rum-Rosinen-Note vom PX. Ziemlich gut gelungen.
Gilors Portweinfass 2021
„Der Whisky lagerte über 6 Jahre in einem Ex-Portweinfass und wurde mit 43% vol. Alkoholgehalt abgefüllt. Im Geschmack präsentiert sich die Abfüllung mit Aromen von Portwein, Kirschen mit Schokoladenüberzug, Mandeln und malziger Süße. Die UVP liegt bei 45,- EUR.“
Beim schottischen Whisky sind schon Portwein-Finishes nicht so mein Fall, von einer Vollreifung mal ganz zu schweigen. Hier passt das aber ganz gut, schön fruchtige Nase, nicht nur süß, sondern auch würzig und wieder viel Eiche. Absolut trinkbar!
Zusätzlich zu den vier neuen Abfüllungen habe ich noch zwei weitere Samples erhalten:
Gilors PX Sherry Finish 2019
„Diese Abfüllung von Gilors wurde zunächst in einem ehemaligen Islay Fass gelagert, um dann eine weitere Veredlung in einem Pedro Ximénez Fass zu erfahren.“ 5 Jahre, 45%, 60 €
Das wird ja immer besser. Hier trifft tiefe, samtige Sherry-Frucht auf viel Würze und eine trockene Rauchnote, die nicht mehr so viel Aschigkeit wie bei den „echten“ Peated-Abfüllungen mitbringt. Finde ich super!
Gilors Islay Cask Finish 2019
„Anfangs strömen dezente obstbrandige Aromen aus dem Glas unmittelbar gefolgt von deutlichen Torfnoten.“ Nicht ganz 6 Jahre, 45%, 60 €
Süßlich, fast schon Grapefruit-artig mit würzig-kräuterigen Noten, erinnert mich in der Nase spontan an Gin. Im Mund würzig-prickelnd, Torf, auch im Abgang präsent mit viel Zitrus und sehr frisch.
Fazit
ich finde die Gilors total spannend. Einerseits sind wir auch hier weit von schottischem Single Malt entfernt. Es fehlt trotz der deutlich längeren Reifung die Fülle, der Körper, das Mundgefühl, die Wärme. Der Holzeinfluss ist riesig, aber die Auswahl ist gelungen und die einzelnen Abfüllungen gehen in so verschiedene Richtungen, dass mir das Probieren wirklich Spaß gemacht hat. Diese Aschigkeit der Peated-Varianten ist sicherlich nichts für zarte Gemüter, ich finde sie hier aber passender als den trockenen Torf bei manchem Schotten. Die Sherry- und Portweinfässer waren offensichtlich gut und gerade die Mischung bei der Ex-Islay/PX-Abfüllung ist wirklich super. Ein Wermutstropfen: Die Preise oben beziehen sich auf Halbliterflaschen und da sind wir dann doch wieder bei einem typisch deutschen Problem: Es ist halt alles Kleinserie und dadurch vergleichsweise viel zu teuer. Dafür gibt es im Online-Shop aber auch 5cl-Samples und 0,2‑Liter-Fläschchen und damit kann man sich ja auch mal quer durchs Sortiment probieren. Es lohnt sich!
Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
Die Brennerei Henrich aus Kriftel in Hessen (bei Hofheim) ist auch als „Obsthof am Berg“ bekannt und wurde innerhalb der letzten Jahre mehrfach mit Gold und Silber auf der renommierten Edelbrandmeisterschaft DESTILLATA in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet.
Ursprünglich wurde das Familienunternehmen 1970 als Obstbaubetrieb gegründet. In 2005 wurde die Verschlussbrennerei eingerichtet. Seit 2010 verlagerte sich der Schwerpunkt vom Obstbau sukzessive auf die Brennerei und Kelterei. Neben Edelobstbränden wurde der Whisky Gilors erfolgreich am Markt platziert.
Ich hatte vor Jahren mal einen davon auf den Whisky & Tobacco Days in Hofheim probiert und fand ihn gar nicht so übel, hatte den Whisky dann aber wieder aus den Augen verloren. Durch Vermittlung der Blogger-Kollegin Petra Milde von meinwhisky.com hat mir Ralf Henrich Proben angeboten und ich habe gerne zugeschlagen.
Das sagen so oder so ähnlich die meisten deutschen Brenner und am Ende hat man dann doch wieder einen viel zu jungen Kornbrand, der mehr nach Obstler als nach Whisky schmeckt und eine mehr oder weniger penetrante, unreife Maischenote aufweist.
Davon ist hier nichts zu schmecken, das gibt schon mal einen dicken Pluspunkt. Ich habe entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten ausgerechnet mit den torfigen Varianten angefangen und wurde von einer starken Rauchnote überrascht, die mehr Richtung trockene Asche als würziger Torf geht. Aber der Reihe nach:
Gilors Madeira Fass Peated
„Bei dieser Abfüllung wurde der getorfte Whisky über 4 Jahre in einem Ex-Madeirafass gelagert. Abgefüllt mit 45,3% vol. Alkoholgehalt dominiert auf der Zunge ein Aromenpaket von Phenol mit herb-würziger Fruchtsüße und Holz. Die UVP liegt bei 59,- EUR.“
Völlig anders als erwartet. Der Whisky ist mehr vom Fass an sich geprägt als von der Vorbelegung. Der Madeira kommt erst beim Abgang so richtig durch, vorher dominieren die Tannine der Eiche. Die schon erwähnte Aschenote schwebt über allem und ergibt einen Geschmack, der mich spontan eher an Mezcal erinnert hat. Verträgt durchaus Wasser, dann kommt mehr Frucht durch.
Gilors Peated Fassstärke
„Über 8 Jahre durfte dieses Powerhouse reifen und wurde mit einer Fassstärke von 54,9% vol. Alkoholgehalt abgefüllt. Im Geschmack explodiert eine ausgeprägte Süße mit Torf und geräuchertem Paprikapulver. Die UVP liegt bei 99,- EUR.“
Hoppla, 8 Jahre. Für einen deutschen Whisky schon ziemlich selten und gut getan hat es ihm auf jeden Fall. Hier kommt für mich mehr Süße durch als beim Madeira, obwohl laut Etikett nur ein Bourbon-Fass im Einsatz war. Schön warm und voll und wieder diese Aschenote, von der ich nicht so recht weiß, ob ich sie nun mag oder nicht.
Gilors Sherry Duett (PX & Oloroso)
„Ein Duett der Sonderklasse. Gelagert in PX & Oloroso Fässern überzeugt der Whisky am Gaumen mit Aromen von Sherry, gebrannten Nüssen, dezente Noten von Traubenschalen und einem balancierten Frucht-Säure-Spiel. Der UVP für diesen Whisky mit 46,4% vol. Alkohol liegt bei 79,- EUR.“
Und nun zu etwas ganz anderem… volle Frucht, fast schon Saft-artig mit leichter Säure irgendwo zwischen Sauerkirschen und Rhabarber. Im Mund warm, nur noch leichte Frucht, im Abgang dann wieder voller und eine Rum-artige, zuckerige und leicht bittere Note und sehr samtig. Man schmeckt hier beide Fässer voll durch, die volle Frucht vom Oloroso und die Rum-Rosinen-Note vom PX. Ziemlich gut gelungen.
Gilors Portweinfass 2021
„Der Whisky lagerte über 6 Jahre in einem Ex-Portweinfass und wurde mit 43% vol. Alkoholgehalt abgefüllt. Im Geschmack präsentiert sich die Abfüllung mit Aromen von Portwein, Kirschen mit Schokoladenüberzug, Mandeln und malziger Süße. Die UVP liegt bei 45,- EUR.“
Beim schottischen Whisky sind schon Portwein-Finishes nicht so mein Fall, von einer Vollreifung mal ganz zu schweigen. Hier passt das aber ganz gut, schön fruchtige Nase, nicht nur süß, sondern auch würzig und wieder viel Eiche. Absolut trinkbar!
Zusätzlich zu den vier neuen Abfüllungen habe ich noch zwei weitere Samples erhalten:
Gilors PX Sherry Finish 2019
„Diese Abfüllung von Gilors wurde zunächst in einem ehemaligen Islay Fass gelagert, um dann eine weitere Veredlung in einem Pedro Ximénez Fass zu erfahren.“ 5 Jahre, 45%, 60 €
Das wird ja immer besser. Hier trifft tiefe, samtige Sherry-Frucht auf viel Würze und eine trockene Rauchnote, die nicht mehr so viel Aschigkeit wie bei den „echten“ Peated-Abfüllungen mitbringt. Finde ich super!
Gilors Islay Cask Finish 2019
„Anfangs strömen dezente obstbrandige Aromen aus dem Glas unmittelbar gefolgt von deutlichen Torfnoten.“ Nicht ganz 6 Jahre, 45%, 60 €
Süßlich, fast schon Grapefruit-artig mit würzig-kräuterigen Noten, erinnert mich in der Nase spontan an Gin. Im Mund würzig-prickelnd, Torf, auch im Abgang präsent mit viel Zitrus und sehr frisch.
Fazit
ich finde die Gilors total spannend. Einerseits sind wir auch hier weit von schottischem Single Malt entfernt. Es fehlt trotz der deutlich längeren Reifung die Fülle, der Körper, das Mundgefühl, die Wärme. Der Holzeinfluss ist riesig, aber die Auswahl ist gelungen und die einzelnen Abfüllungen gehen in so verschiedene Richtungen, dass mir das Probieren wirklich Spaß gemacht hat. Diese Aschigkeit der Peated-Varianten ist sicherlich nichts für zarte Gemüter, ich finde sie hier aber passender als den trockenen Torf bei manchem Schotten. Die Sherry- und Portweinfässer waren offensichtlich gut und gerade die Mischung bei der Ex-Islay/PX-Abfüllung ist wirklich super. Ein Wermutstropfen: Die Preise oben beziehen sich auf Halbliterflaschen und da sind wir dann doch wieder bei einem typisch deutschen Problem: Es ist halt alles Kleinserie und dadurch vergleichsweise viel zu teuer. Dafür gibt es im Online-Shop aber auch 5cl-Samples und 0,2‑Liter-Fläschchen und damit kann man sich ja auch mal quer durchs Sortiment probieren. Es lohnt sich!
Danke an Ralf Henrich für die Samples!