Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
Am Donnerstag, dem 30.12.2021 hatte der Online-Shop whic.de ein Zoom-Tasting mit dem Titel Roggen-Revolution veranstaltet. Über den Link könnt Ihr Euch eine fast zweistündige Aufzeichnung des Tastings anschauen und wie ich finde, lohnt sich das auch ohne die Samples.
Rye Whisky mag ich eigentlich ganz gerne, den amerikanischen Rye auf jeden Fall lieber als Bourbon. Er ist würziger, nicht so süß und meistens auch nicht so stechend alkoholisch und eignet sich im übrigen auch hervorragend zum Mixen.
Das Tasting-Set zum Event war für 29,99 € zu bekommen und enthielt jeweils zwei Samples à 3 cl von der deutschen Destillerie STORK aus dem Spreewald, der dänischen Stauning Distillery und von KYRÖ aus Finnland. Von allen dreien hatte ich früher schon Sachen probiert und war nicht unbedingt angefixt. Ich muss ehrlich zugeben, hätte ich das Tasting-Set nicht kostenlos zugeschickt bekommen, ich hätte es mir wohl nicht gekauft…
Los ging es mit dem STORK Club Straight Rye Whiskey mit 45%, vorgestellt von Gründer Bastian Heuser. Ich hatte vor kurzem bei einem Startnext-Projekt von Stork mitgemacht und dabei den neuen Rye Malt mit 50% erhalten, der mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat. Er war interessant, aber durch das stark geröstete Chocolate Malt auch sehr eigen. Der „normale“ Rye von Stork wird mit ungemälztem Roggen hergestellt und ist deutlich sanfter. Auch er hat natürlich die typischen Kaffee-artigen Roggen-Note, aber viel runder. Die Fassreifung erfolgt zu 80% in Virgin American Oak und zu 20% in Deutscher Napoleon-Eiche. Nebenbei haben die über 200 Teilnehmer erfahren, dass selbst Wild Turkey seinen Roggen aus Brandenburg bezieht, was einer der Gründe für die Entscheidung war, ausschließlich Roggen zu verarbeiten.
Weiter ging es mit dem Stauning Rye mit 48%. Stauning kam nach ersten Experimenten mit normalem Single Malt durch Jim Murray zum Roggen und ist bis heute dabei geblieben. Durch Geld von Diageo konnte sich die Brennerei von sehr bescheidenen Anfängen in einer alten Schlachterei zu einem recht großen Player mit 24 eigenwilligen Alambique-Brennblasen und einer Kapazität von 1 Mio. Liter im Jahr mausern. Mitgründer Alex Munch führte uns per Kamera durch die Destillerie, die sehr schick und modern ausgefallen ist. Ebenfalls ungewöhnlich: Die Brennblasen werden direkt befeuert, was früher gang und gäbe war, aus praktischen Gründen (anbrennen!) aber sonst kaum noch zu finden ist. Stauning benutzt stark ausgekohlte Virgin-Oak-Fässer, um den jungen Whisky schnell auf Geschmack zu bringen. Der Stauning Rye schmeckt schon etwas kräftiger als der Stork und war nicht unbedingt mein Favorit.
Die Jungs von KYRÖ hatten die Schnapsidee zur Gründung in der Sauna und rennen in ihren Werbevideos gerne mal nackt durch Roggenfelder, was laut Mikko Koskinen durchaus an empfindlichen Teilen des Körpers schmerzt. Auch der KYRÖ Malt Rye Whisky mit 47,2% ist recht extrem, hat das stärkste Roggen-Aroma von allen und besteht aus 100% gemälztem finnischen Roggen mit einer langen Fermentation von 6 Tagen. Die anderen beiden Destillerien mälzen mit 4–5 Tagen auch recht lange. Die meisten Fässer kommen aus den USA und werden durch 1st-fill Oloroso-Fässer ergänzt, um mehr Frucht in den Whisky zu bekommen. Mir war der KYRÖ trotzdem etwas zu intensiv.
In der zweiten Hälfte des Tastings wurde es dann noch intensiver. Beim STORK Club Full Proof Rye Whisky mit 55% ist aber trotzdem angenehmer als der Rye Malt aus dem Startnext-Projekt und hat mir von allen Samples am besten gefallen. Er verträgt durchaus Wasser. Der Stauning El Classico mit 45,7%, benannt nach dem klassischen Manhattan-Cocktail, reift in spanischen Wermut-Fässern, was man zwar deutlich schmeckt, aber trotz der Bitternote irgendwie trotzdem passt. Eigenwillig, aber interessant. Den Abschluss bildete der KYRÖ Woodsmoke Rye Whisky mit 47,2%, der 24 Stunden über Erlenholz geräuchert wird und an die Gründung in der Sauna erinnern soll. Als Aufguss sicherlich passend, ich fand ihn etwas seltsam. Ich bin aber auch (mit wenigen Ausnahmen) generell kein großer Freund von rauchigem oder torfigem Whisky.
Wie schon beim vorausgegangenen Glenallachie-Tasting am 08.12.2021 (Peter Moser von fosm.de war schneller als ich…) war die Informationsdichte sehr hoch, die Jungs aus den Destillerien kannten sich bereits gegenseitig und hatten sich zum Teil auch schon besucht, und obwohl das Tasting auf Englisch stattfand, konnten sowohl Alex Munch als auch die beiden Finnen einige Brocken deutsch. Grundsätzlich finde ich es gut, dass es auch Destillerien gibt, die etwas ganz Eigenes machen wollen und nicht einfach nur schottische Single Malts kopieren – wenn das Ergebnis stimmt. Die Erzeugnisse sind sicherlich nichts für jeden, aber wer mal etwas über den Tellerrand hinausschauen möchte, der dürfte zumindest bei Stork durchaus fündig werden. Und wenn ihr mal in der Nähe von Berlin seid, schaut doch mal im Spreewald vorbei.
Produktpreise und ‑verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
Am Donnerstag, dem 30.12.2021 hatte der Online-Shop whic.de ein Zoom-Tasting mit dem Titel Roggen-Revolution veranstaltet. Über den Link könnt Ihr Euch eine fast zweistündige Aufzeichnung des Tastings anschauen und wie ich finde, lohnt sich das auch ohne die Samples.
Rye Whisky mag ich eigentlich ganz gerne, den amerikanischen Rye auf jeden Fall lieber als Bourbon. Er ist würziger, nicht so süß und meistens auch nicht so stechend alkoholisch und eignet sich im übrigen auch hervorragend zum Mixen.
Das Tasting-Set zum Event war für 29,99 € zu bekommen und enthielt jeweils zwei Samples à 3 cl von der deutschen Destillerie STORK aus dem Spreewald, der dänischen Stauning Distillery und von KYRÖ aus Finnland. Von allen dreien hatte ich früher schon Sachen probiert und war nicht unbedingt angefixt. Ich muss ehrlich zugeben, hätte ich das Tasting-Set nicht kostenlos zugeschickt bekommen, ich hätte es mir wohl nicht gekauft…
Los ging es mit dem STORK Club Straight Rye Whiskey mit 45%, vorgestellt von Gründer Bastian Heuser. Ich hatte vor kurzem bei einem Startnext-Projekt von Stork mitgemacht und dabei den neuen Rye Malt mit 50% erhalten, der mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat. Er war interessant, aber durch das stark geröstete Chocolate Malt auch sehr eigen. Der „normale“ Rye von Stork wird mit ungemälztem Roggen hergestellt und ist deutlich sanfter. Auch er hat natürlich die typischen Kaffee-artigen Roggen-Note, aber viel runder. Die Fassreifung erfolgt zu 80% in Virgin American Oak und zu 20% in Deutscher Napoleon-Eiche. Nebenbei haben die über 200 Teilnehmer erfahren, dass selbst Wild Turkey seinen Roggen aus Brandenburg bezieht, was einer der Gründe für die Entscheidung war, ausschließlich Roggen zu verarbeiten.
Weiter ging es mit dem Stauning Rye mit 48%. Stauning kam nach ersten Experimenten mit normalem Single Malt durch Jim Murray zum Roggen und ist bis heute dabei geblieben. Durch Geld von Diageo konnte sich die Brennerei von sehr bescheidenen Anfängen in einer alten Schlachterei zu einem recht großen Player mit 24 eigenwilligen Alambique-Brennblasen und einer Kapazität von 1 Mio. Liter im Jahr mausern. Mitgründer Alex Munch führte uns per Kamera durch die Destillerie, die sehr schick und modern ausgefallen ist. Ebenfalls ungewöhnlich: Die Brennblasen werden direkt befeuert, was früher gang und gäbe war, aus praktischen Gründen (anbrennen!) aber sonst kaum noch zu finden ist. Stauning benutzt stark ausgekohlte Virgin-Oak-Fässer, um den jungen Whisky schnell auf Geschmack zu bringen. Der Stauning Rye schmeckt schon etwas kräftiger als der Stork und war nicht unbedingt mein Favorit.
Die Jungs von KYRÖ hatten die Schnapsidee zur Gründung in der Sauna und rennen in ihren Werbevideos gerne mal nackt durch Roggenfelder, was laut Mikko Koskinen durchaus an empfindlichen Teilen des Körpers schmerzt. Auch der KYRÖ Malt Rye Whisky mit 47,2% ist recht extrem, hat das stärkste Roggen-Aroma von allen und besteht aus 100% gemälztem finnischen Roggen mit einer langen Fermentation von 6 Tagen. Die anderen beiden Destillerien mälzen mit 4–5 Tagen auch recht lange. Die meisten Fässer kommen aus den USA und werden durch 1st-fill Oloroso-Fässer ergänzt, um mehr Frucht in den Whisky zu bekommen. Mir war der KYRÖ trotzdem etwas zu intensiv.
In der zweiten Hälfte des Tastings wurde es dann noch intensiver. Beim STORK Club Full Proof Rye Whisky mit 55% ist aber trotzdem angenehmer als der Rye Malt aus dem Startnext-Projekt und hat mir von allen Samples am besten gefallen. Er verträgt durchaus Wasser. Der Stauning El Classico mit 45,7%, benannt nach dem klassischen Manhattan-Cocktail, reift in spanischen Wermut-Fässern, was man zwar deutlich schmeckt, aber trotz der Bitternote irgendwie trotzdem passt. Eigenwillig, aber interessant. Den Abschluss bildete der KYRÖ Woodsmoke Rye Whisky mit 47,2%, der 24 Stunden über Erlenholz geräuchert wird und an die Gründung in der Sauna erinnern soll. Als Aufguss sicherlich passend, ich fand ihn etwas seltsam. Ich bin aber auch (mit wenigen Ausnahmen) generell kein großer Freund von rauchigem oder torfigem Whisky.
Wie schon beim vorausgegangenen Glenallachie-Tasting am 08.12.2021 (Peter Moser von fosm.de war schneller als ich…) war die Informationsdichte sehr hoch, die Jungs aus den Destillerien kannten sich bereits gegenseitig und hatten sich zum Teil auch schon besucht, und obwohl das Tasting auf Englisch stattfand, konnten sowohl Alex Munch als auch die beiden Finnen einige Brocken deutsch. Grundsätzlich finde ich es gut, dass es auch Destillerien gibt, die etwas ganz Eigenes machen wollen und nicht einfach nur schottische Single Malts kopieren – wenn das Ergebnis stimmt. Die Erzeugnisse sind sicherlich nichts für jeden, aber wer mal etwas über den Tellerrand hinausschauen möchte, der dürfte zumindest bei Stork durchaus fündig werden. Und wenn ihr mal in der Nähe von Berlin seid, schaut doch mal im Spreewald vorbei.
Danke an whic für das Sample-Set!