Neulich hat mich bei einem Tasting ein Weinkenner gefragt, ob es auch beim Whisky ein „Terroir“ gäbe. Ich wollte einfach mit Nein antworten, aber das greift vielleicht zu kurz.
Beim Wein definiert sich das „Terroir“ durch die klimatischen Gegebenheiten und die Bodenbeschaffenheit im Weinberg. Für welche Traubensorte eignet sich der Boden, wie viel Sonne und Regen bekommt der Hang ab, etc. Dadurch haben sich im Laufe der Zeit die Unterschiede der Weinbaugebiete herausgebildet.
Beim Whisky gibt es sowas erst mal nicht. Alleine schon deshalb nicht, weil die Gerste nur in den seltensten Fällen lokal angebaut wird. Gerste ist auf Effizienz gezüchtet, es gibt weltweit nur wenige Sorten und die werden einfach auf dem Weltmarkt eingekauft und meistens in Großmälzereien gemälzt. Nur wenige Destillerien mälzen noch selbst und noch weniger bauen die Gerste mit Hilfe lokaler Bauern selbst an. Beispiele dafür wären Bruichladdich mit den Serien „Scottish Barley“ bzw. „Islay Barley“ und Kilchoman mit seiner Abfüllung „100% Islay“. Speziell bei Bruichladdich werden dabei auch ältere Sorten (z.B. „Bere Barley“) ausprobiert, die weniger auf Ertrag und mehr auf Geschmack ausgerichtet sind. Mit „Terroir“ hat aber auch das wenig zu tun, denn es geht nicht um lokale Unterschiede, sondern um die Unterschiede zwischen den Sorten – die man praktisch überall anbauen könnte.
Aber was ist mit dem Torf, der zum darren der Gerste benutzt wird? Der hat durchaus ein „Terroir“, denn es ist ein Unterschied, ob er aus einem Torfmoor im Landesinnern oder von einer Insel kommt. Andere Pflanzen, mehr Salzwasser, das alles macht einen geschmacklichen Unterschied. Die Frage ist allerdings, woher die getorfte Gerste überhaupt kommt und ob die Großmälzerei nicht den selben Torf für alles nimmt. Wenn dagegen beispielsweise Laphroaig sein Malz selbst macht, dann macht der eigene Torf von der Isle of Islay durchaus einen Unterschied.
Mit der Lagerung ist das nun wieder so eine Sache. Speziell auf den schottischen Inseln erzählen sie einem gerne, dass eine Lagerung in einem Warehouse an der Küste durch die Seeluft, die Feuchtigkeit und das Salz eine andere Geschmacksnote ergibt als eine Lagerung auf dem schottischen „Festland“. Nur gibt es dummerweise einen Haufen Insel-Whiskys von unabhängigen Abfüllern, deren Fässer direkt nach der Abfüllung in eigene Warehouses bei Glasgow oder in den Lowlands verfrachtet wurden, und die trotzdem eindeutig nach Insel schmecken. Und selbst die Fässer für Originalabfüllungen von Lagavulin oder Caol Ila lagern nicht alle auf Islay, denn so viele Lagerhäuser gibt es da gar nicht.
Die Fässer selbst machen natürlich auch einen Unterschied. Nicht nur die Vorbelegung, sondern auch die Art der Eiche – amerikanische Eiche bei Bourbon-Casks und europäische Eiche bei manchen Sherry-Fässern. Richtig interessant wird das Thema bei japanischem Whisky, dem teilweise die einheimische Mizunara-Eiche eine eigene Note gibt. Das hat nun zwar etwas mit dem Herkunftsland zu tun, aber ein richtiges Terroir ist das auch nicht.
Ein Terroir gibt es beim Whisky also nicht wirklich. Manche Brennereien versuchen durch den Anbau eigener Gerste, eigene Mälzung, eigenem Torf und eine Lagerung am Ort der Herstellung ein „lokaleres“ Produkt als andere herzustellen. Ein Terroir im Sinne von geschmacklichem Unterschied durch lokale Gegebenheiten ist das aber nicht oder nur im sehr weiten Sinn.
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Neulich hat mich bei einem Tasting ein Weinkenner gefragt, ob es auch beim Whisky ein „Terroir“ gäbe. Ich wollte einfach mit Nein antworten, aber das greift vielleicht zu kurz.
Beim Wein definiert sich das „Terroir“ durch die klimatischen Gegebenheiten und die Bodenbeschaffenheit im Weinberg. Für welche Traubensorte eignet sich der Boden, wie viel Sonne und Regen bekommt der Hang ab, etc. Dadurch haben sich im Laufe der Zeit die Unterschiede der Weinbaugebiete herausgebildet.
Beim Whisky gibt es sowas erst mal nicht. Alleine schon deshalb nicht, weil die Gerste nur in den seltensten Fällen lokal angebaut wird. Gerste ist auf Effizienz gezüchtet, es gibt weltweit nur wenige Sorten und die werden einfach auf dem Weltmarkt eingekauft und meistens in Großmälzereien gemälzt. Nur wenige Destillerien mälzen noch selbst und noch weniger bauen die Gerste mit Hilfe lokaler Bauern selbst an. Beispiele dafür wären Bruichladdich mit den Serien „Scottish Barley“ bzw. „Islay Barley“ und Kilchoman mit seiner Abfüllung „100% Islay“. Speziell bei Bruichladdich werden dabei auch ältere Sorten (z.B. „Bere Barley“) ausprobiert, die weniger auf Ertrag und mehr auf Geschmack ausgerichtet sind. Mit „Terroir“ hat aber auch das wenig zu tun, denn es geht nicht um lokale Unterschiede, sondern um die Unterschiede zwischen den Sorten – die man praktisch überall anbauen könnte.
Aber was ist mit dem Torf, der zum darren der Gerste benutzt wird? Der hat durchaus ein „Terroir“, denn es ist ein Unterschied, ob er aus einem Torfmoor im Landesinnern oder von einer Insel kommt. Andere Pflanzen, mehr Salzwasser, das alles macht einen geschmacklichen Unterschied. Die Frage ist allerdings, woher die getorfte Gerste überhaupt kommt und ob die Großmälzerei nicht den selben Torf für alles nimmt. Wenn dagegen beispielsweise Laphroaig sein Malz selbst macht, dann macht der eigene Torf von der Isle of Islay durchaus einen Unterschied.
Mit der Lagerung ist das nun wieder so eine Sache. Speziell auf den schottischen Inseln erzählen sie einem gerne, dass eine Lagerung in einem Warehouse an der Küste durch die Seeluft, die Feuchtigkeit und das Salz eine andere Geschmacksnote ergibt als eine Lagerung auf dem schottischen „Festland“. Nur gibt es dummerweise einen Haufen Insel-Whiskys von unabhängigen Abfüllern, deren Fässer direkt nach der Abfüllung in eigene Warehouses bei Glasgow oder in den Lowlands verfrachtet wurden, und die trotzdem eindeutig nach Insel schmecken. Und selbst die Fässer für Originalabfüllungen von Lagavulin oder Caol Ila lagern nicht alle auf Islay, denn so viele Lagerhäuser gibt es da gar nicht.
Die Fässer selbst machen natürlich auch einen Unterschied. Nicht nur die Vorbelegung, sondern auch die Art der Eiche – amerikanische Eiche bei Bourbon-Casks und europäische Eiche bei manchen Sherry-Fässern. Richtig interessant wird das Thema bei japanischem Whisky, dem teilweise die einheimische Mizunara-Eiche eine eigene Note gibt. Das hat nun zwar etwas mit dem Herkunftsland zu tun, aber ein richtiges Terroir ist das auch nicht.
Ein Terroir gibt es beim Whisky also nicht wirklich. Manche Brennereien versuchen durch den Anbau eigener Gerste, eigene Mälzung, eigenem Torf und eine Lagerung am Ort der Herstellung ein „lokaleres“ Produkt als andere herzustellen. Ein Terroir im Sinne von geschmacklichem Unterschied durch lokale Gegebenheiten ist das aber nicht oder nur im sehr weiten Sinn.