Was ist passiert?
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ihr es nicht mitbekommen haben solltet – die deutsche Brennerei St. Kilian hat vor Kurzem einen Bud Spencer The Legend Single Malt Whisky auf den Markt gebracht.
Was ich davon halte: Nix.
Dass ich davon wenig halte, hatte ich schon als Kommentar unter der Pressemitteilung festgehalten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr rege ich mich allerdings darüber auf. Und ich will Euch auch sagen warum.
Zum einen halte ich die Pressetexte für reichlich albern. Spätestens bei dem Satz „Wussten Sie, dass Carlo Pedersoli (besser bekannt als Bud Spencer) aus Italien kommt, ein deutsches Kindermädchen hatte…“ ging mir die Hutschnur hoch. Was kommt dann als nächstes? Ein Promi, der einen deutschen Schäferhund hatte? Und dass der Whisky „Wumms“ hat, naja, das ist unterste Texterschublade.
Eine verpasste Chance
Das ist Marketing um des Marketings willen. Wenn z.B. Chio Chips Bud Spencer Chips mit dem Geschmack nach gebackenen Bohnen auf den Markt bringt, dann hat das wenigstens Witz. Und ich gestehe: Ich habe sie probiert. Einmal. Auf dem Single Malt dagegen könnte mit den selben Sprüchen auch Action-Star Bruce Willis drauf sein, der ist wenigstens in Deutschland geboren. Aber auch dahinter würde der Sinn fehlen.
Was meine ich damit?
Es wird verzweifelt versucht, eine nicht vorhandene Verbindung von Bud Spencer mit einem deutschen Single Malt herzustellen. Weil das nicht wirklich klappt, gibt’s statt dessen halt ein Amarone-Finish, damit Italien mit rein kommt. Warum lädt man nicht mit Sinn auf, was das Produkt an sich ist? Ein deutscher Single Malt.
Damit meine ich bitte nicht, dass St. Kilian eine deutsche Flagge aufs Etikett packen soll. Aber wir haben hier endlich mal einen deutschen Whisky, der den Namen auch verdient. Und bei dem ordentlich Geld dahinter steckt, um ein konkurrenzfähiges Marketing aufzuziehen.
Und was nimmt man dazu? Bud Spencer.
Was wäre sinnvoller?
Vermarktet St. Kilian als das, was er ist – einen der besten Deutschen Single Malts, als eine Alternative zu Schotten oder Iren. Überlegt Euch, zu was für Gelegenheiten in Deutschland Schnaps oder Bier getrunken wird und vermarktet den Whisky als die bessere Alternative. St. Kilian steht in Franken und mir fallen so viele Sachen ein, die einen regionalen Bezug haben. Eine Reihe mit Finishes in Fässern fränkischer Brauereien, ein Finish mit Schlenkerla Rauchbier, und so weiter. Bei der neuesten Signature Edition SIX wird das immerhin schon mal mit Unterfränkischem Spätburgunder gemacht. Das finde ich die richtige Richtung.
Aber nicht Bud Spencer. Denn der hat mit seinem bekannten Namen auch den „Wumms“, um als einziges in den Köpfen der Käufer hängen zu bleiben. Dann sind St. Kilian „die mit Bud Spencer auf dem Etikett“ und nicht „die aus Franken mit den innovativen Whiskys“. Zumal der The Legend dauerhaft im Sortiment bleiben soll, während die Signature Editions limitiert sind.
Ich warte mit Schrecken auf den Terence Hill (der spricht wenigstens deutsch) Single Malt. Nach dem Whisky mit Wumms der Whisky mit Köpfchen? Oder der Nobody’s Malt? Ich bin gespannt.
Ach je… Schade leider kein Wort über den Inhalt der Flasche? Bisher erhalten wir sehr positives Feedback vor allem von den Whiskyexperten dazu.
Dass wir als relativ grosse Whisky Destillerie im Marketing nicht von einem „fränkischen“ Whisky leben können, dürfte jedem klar sein, der mal vor Ort zu Besuch war. Bis wir unsere St. Kklian Standardprodukte (10jähriger, 12jähriger) haben, dauert es noch eine ganze Weile. Das gesagt: Eigentlich schon mal unsere St. Kilian Signature Edition SIX probiert? Fränkische Barke als Malz und grosser Einfluss von fränkischen Spätburgunder Fässern. Alles da.
Abgesehen davon wage ich jetzt mal die Prognose, dass unser Bud Spencer Whisky der erfolgreichste deutsche Whisky Launch in der Geschichte bisher wird! Das zeichnet sich jetzt schon ab.
Und Motörhead, Scorpions, Grave Digger waren bspw. auch Ideen, die vielen gefallen haben.
Hallo Andreas,
danke für Deine Antwort. Ich habe ihn nicht probiert und kann daher zum Inhalt nichts sagen. Das haben andere schon zur Genüge getan, er scheint anzukommen und zu schmecken. Ich hatte auch beides nicht anders erwartet. Ich kritisiere rein das platte Marketing. Das auch das funktioniert ist ebenfalls nichts neues, aber es muss einem nicht trotzdem gefallen.
Den SIX hatte ich ihm Artikel ja sogar gelobt. Wenn Ihr so weiter macht, ist alles gut. Franken ist immerhin die Wiege des deutschen Single Malts und ich sehe da schon noch viel Potential.
Bei Motörhead und Gravedigger kann ich die Verbindung zum Whisky deutlich klarer erkennen als bei Bud Spencer. Die Verbindung nach Schweden über Mikkey Dee, deutsche Band und deutscher Whisky. Alles cool. Bei den Scorpions wirds dann schon schwierig, das war einfach nur der Nachfolger mit Blick auf den deutschen Markt.
Aber Bud Spencer eine Verbindung zu deutschem Whisky anzudichten ist mir zu weit hergeholt. Und selbst das hätte man mit Humor besser lösen können, z.B. mit Hinweis auf die kultige deutsche Synchro, durch die die Filme ja erst richtig bekannt geworden sind.
Wenn Du noch was Positives zum Abschluss hören willst – den Preis finde ich sehr fair wie übrigens bei allen Euren Abfülungen. Andere hätten da vielleicht eine Sonderedition aufgelegt, den Preis verdoppelt und wären trotzdem alle Faschen losgeworden.
Gruß
Jörg