Mitte Mai erreichte mich eine erste persönliche Nachricht auf Twitter von Ben Fox, Marketing Executive bei Angus Dundee Distillers, denen die Destillerien Glencadam und Tomintoul gehören. Ob ich Lust hätte, an einem Online-Tasting am 1. Juni teilzunehmen? Natürlich hatte ich!
Glencadam
Nur wenige Tage später erreichten mich drei Samples aus der Core Range von Glencadam: 10 Jahre, 15 Jahre und 21 Jahre, allesamt mit 46%. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob ich von Glencadam schon jemals überhaupt etwas probiert hatte. Es ist nicht gerade der größte Name in der Whisky-Welt und einen bestimmten Destillerie-Charakter habe ich damit schon erst recht nicht verbunden.
Um so gespannter war ich auf das Online-Tasting, das über Zoom stattfand. Ich wurde auch nicht enttäuscht. Geleitet wurde das Tasting von Iain Forteath, Global Brand Ambassador & Master Blender für beide Destillerien. Er kann nicht nur problemlos drei Stunden lang ohne Punkt und Komma reden, sondern brennt (pun intended) offensichtlich für seine Marken. Mit viel Herzblut hat er massenweise Details zum Herstellungsprozess, der Lagerung und der Destillerie selbst rausgehauen, dass ich kaum mit dem Schreiben hinterherkam.
Die Glencadam Distillery ist recht „old school“ und sieht auch so aus. Gegründet 1825, benutzen sie eine 100 Jahre alte Mühle, haben eine große cast iron mash tun sowie sechs stainless steel wash backs mit wooden lids, in denen eine 48-stündige Fermentation stattfindet. Auf nur zwei Brennblasen werden rund 1,3 Mio. Liter im Jahr produziert. Interessant ist dabei der um 15° ansteigen lyne arm, der für viel Rückfluss sorgt. Zusammen mit den dicken Brennblasen sorgt das für einen zwar Körperreichen, aber doch letztendlich leichten und sanften spirit.
Das kam auch im Tasting gut durch, schon der 10-Jährige hat ein tolles, cremiges Mundgefühl mit viel süße und einem exotisch-fruchtigen Grundcharakter, den Iain als „pineapple juice“ beschreiben hat. Der 15-Jährige toppt das nochmal, mit viel komplexeren Aromen und einer wundervollen Nase. Der 21-Jährige wiederum ist näher am 10-Jährigen, aber viel reifer und voller im Abgang. Da Glencadam nicht so bekannt ist, sind auch die Preise noch gut bezahlbar. Der 15-Jährige liegt bei 55 € und auch 105 € für den 21-Jährigen sind absolut im Rahmen. Bei Glencadam bekommt man noch klassische, Körperreiche und sanft-fruchtige Highlander für relativ wenig Geld. Die 46% der Abfüllungen sind dabei ein Hinweis darauf, dass der Whisky ungefärbt und ungefiltert in die Flaschen kommt. Die reinen Bourbon-Fass-Abfüllungen sind dabei auch noch koscher zertifiziert von der Orthodox Union, denn die Eigner haben einen jüdischen Hintergrund.
Tomintoul
Nach diesem positiven Erlebnis habe ich mich über die Einladung zu einem zweiten Tasting mit den Abfüllungen von Tomintoul gefreut. Dort gibt neben 10- und 21-Jährigen einen 16 Jahre alten Malt, alles reine Bourbon Casks. Die Tomintoul sind allerdings alle mit 40% abgefüllt, gefiltert und nachgefärbt, was das Marketing als „The Gentle Dram“ unterstützt und mehr auf den Massenmarkt schielt als bei Glencadam.
Die Tomintoul Distillery liegt in den Cairngorms und damit in der Speyside. Sie ist mit fast der dreifachen Produktionsmenge deutlich größer und moderner als Glencadam, gebaut Mitte der 1960er Jahre. Die Fermentation ist mit 54 Stunden länger als bei Glencadam und sorgt für mehr Fruchtigkeit. Die semi-lauter mash tun lässt Spuren von Grist im Mash zurück, was bei der Gärung für weniger Schaumbildung sorgt, da die Blasen daran zerplatzen.
Der Name „The Glentle Dram“ passt durchaus auf die Abfüllungen und ich fand sie durch die Bank gelungen, aber auch irgendwie „normaler“ und langweiliger als bei Glencadam. Schön fruchtig und rund, weniger Süße und Cremigkeit als bei Glencadam, mehr (grüner) Apfel- und Pfirsich-Noten. Am Interessantesten ist der 16-Jährige mit einer sehr würzigen Nase und einer leichten Chili-Note im Abgang. Die Preise für die Abfüllungen bewegen sich in ähnlichen Regionen wie bei Glencadam.
Fazit
Beide Destillerien hatte ich bisher nicht so auf dem Zettel und haben mal wieder gezeigt, dass sich auch bei den Standards noch neue Entdeckungen manchen lassen, die zudem auch noch preislich den durch die Corona-Zeit strapazierten Geldbeutel entlasten. Ich freue mich sehr, dass die schottischen Destillerien die Online-Tastings für sich entdeckt haben und würde mich freuen, wenn das auch in Zukunft beibehalten wird, wenn wir wieder besser persönlich zusammen kommen können. Nicht jeder hat die Zeit und das Geld für häufige Reisen nach Schottland und ein solches Zoom-Tasting ist eine gute Möglichkeit, auch diesen Whisky-Fans die vielfältige Whisky-Welt näherzubringen.
Danke an Angus Dundee Distillers für die Samples!
Mitte Mai erreichte mich eine erste persönliche Nachricht auf Twitter von Ben Fox, Marketing Executive bei Angus Dundee Distillers, denen die Destillerien Glencadam und Tomintoul gehören. Ob ich Lust hätte, an einem Online-Tasting am 1. Juni teilzunehmen? Natürlich hatte ich!
Glencadam
Nur wenige Tage später erreichten mich drei Samples aus der Core Range von Glencadam: 10 Jahre, 15 Jahre und 21 Jahre, allesamt mit 46%. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob ich von Glencadam schon jemals überhaupt etwas probiert hatte. Es ist nicht gerade der größte Name in der Whisky-Welt und einen bestimmten Destillerie-Charakter habe ich damit schon erst recht nicht verbunden.
Um so gespannter war ich auf das Online-Tasting, das über Zoom stattfand. Ich wurde auch nicht enttäuscht. Geleitet wurde das Tasting von Iain Forteath, Global Brand Ambassador & Master Blender für beide Destillerien. Er kann nicht nur problemlos drei Stunden lang ohne Punkt und Komma reden, sondern brennt (pun intended) offensichtlich für seine Marken. Mit viel Herzblut hat er massenweise Details zum Herstellungsprozess, der Lagerung und der Destillerie selbst rausgehauen, dass ich kaum mit dem Schreiben hinterherkam.
Die Glencadam Distillery ist recht „old school“ und sieht auch so aus. Gegründet 1825, benutzen sie eine 100 Jahre alte Mühle, haben eine große cast iron mash tun sowie sechs stainless steel wash backs mit wooden lids, in denen eine 48-stündige Fermentation stattfindet. Auf nur zwei Brennblasen werden rund 1,3 Mio. Liter im Jahr produziert. Interessant ist dabei der um 15° ansteigen lyne arm, der für viel Rückfluss sorgt. Zusammen mit den dicken Brennblasen sorgt das für einen zwar Körperreichen, aber doch letztendlich leichten und sanften spirit.
Das kam auch im Tasting gut durch, schon der 10-Jährige hat ein tolles, cremiges Mundgefühl mit viel süße und einem exotisch-fruchtigen Grundcharakter, den Iain als „pineapple juice“ beschreiben hat. Der 15-Jährige toppt das nochmal, mit viel komplexeren Aromen und einer wundervollen Nase. Der 21-Jährige wiederum ist näher am 10-Jährigen, aber viel reifer und voller im Abgang. Da Glencadam nicht so bekannt ist, sind auch die Preise noch gut bezahlbar. Der 15-Jährige liegt bei 55 € und auch 105 € für den 21-Jährigen sind absolut im Rahmen. Bei Glencadam bekommt man noch klassische, Körperreiche und sanft-fruchtige Highlander für relativ wenig Geld. Die 46% der Abfüllungen sind dabei ein Hinweis darauf, dass der Whisky ungefärbt und ungefiltert in die Flaschen kommt. Die reinen Bourbon-Fass-Abfüllungen sind dabei auch noch koscher zertifiziert von der Orthodox Union, denn die Eigner haben einen jüdischen Hintergrund.
Tomintoul
Nach diesem positiven Erlebnis habe ich mich über die Einladung zu einem zweiten Tasting mit den Abfüllungen von Tomintoul gefreut. Dort gibt neben 10- und 21-Jährigen einen 16 Jahre alten Malt, alles reine Bourbon Casks. Die Tomintoul sind allerdings alle mit 40% abgefüllt, gefiltert und nachgefärbt, was das Marketing als „The Gentle Dram“ unterstützt und mehr auf den Massenmarkt schielt als bei Glencadam.
Die Tomintoul Distillery liegt in den Cairngorms und damit in der Speyside. Sie ist mit fast der dreifachen Produktionsmenge deutlich größer und moderner als Glencadam, gebaut Mitte der 1960er Jahre. Die Fermentation ist mit 54 Stunden länger als bei Glencadam und sorgt für mehr Fruchtigkeit. Die semi-lauter mash tun lässt Spuren von Grist im Mash zurück, was bei der Gärung für weniger Schaumbildung sorgt, da die Blasen daran zerplatzen.
Der Name „The Glentle Dram“ passt durchaus auf die Abfüllungen und ich fand sie durch die Bank gelungen, aber auch irgendwie „normaler“ und langweiliger als bei Glencadam. Schön fruchtig und rund, weniger Süße und Cremigkeit als bei Glencadam, mehr (grüner) Apfel- und Pfirsich-Noten. Am Interessantesten ist der 16-Jährige mit einer sehr würzigen Nase und einer leichten Chili-Note im Abgang. Die Preise für die Abfüllungen bewegen sich in ähnlichen Regionen wie bei Glencadam.
Fazit
Beide Destillerien hatte ich bisher nicht so auf dem Zettel und haben mal wieder gezeigt, dass sich auch bei den Standards noch neue Entdeckungen manchen lassen, die zudem auch noch preislich den durch die Corona-Zeit strapazierten Geldbeutel entlasten. Ich freue mich sehr, dass die schottischen Destillerien die Online-Tastings für sich entdeckt haben und würde mich freuen, wenn das auch in Zukunft beibehalten wird, wenn wir wieder besser persönlich zusammen kommen können. Nicht jeder hat die Zeit und das Geld für häufige Reisen nach Schottland und ein solches Zoom-Tasting ist eine gute Möglichkeit, auch diesen Whisky-Fans die vielfältige Whisky-Welt näherzubringen.
Danke an Angus Dundee Distillers für die Samples!