Wissen

Vorurteile – warum wir durch sie das Beste verpassen

Jeder von uns hat Vor­ur­tei­le. Unter Posts zum The­ma Whis­ky kann man sie beson­ders auf Face­book zuhauf lesen:

Glen­fid­dich? Unin­ter­es­san­ter Stan­dard!
Irish Whis­key? Alles nur Frau­en­whis­ky!
Japa­ni­scher Whis­ky? Über­teu­er­te Kopie!

Nur ein paar Bei­spie­le. Man­ches davon beruht auf schlech­ter Erfah­rung (es gibt auch schlech­te Japa­ner…) , vie­les auf gefähr­li­chem Halb­wis­sen (die Iren destil­lie­ren NICHT immer drei­fach…) und nicht weni­ge plap­pern ein­fach nach, was ande­re schrei­ben, auch wenn es viel­leicht nur als Pole­mik gedacht war oder schlicht falsch. Das ist beim Whis­ky nicht anders als in der Politik…

Damit ent­geht uns aber so vie­les. Es gibt zum Bei­spiel eini­ge Destil­le­rien, nach deren Abfül­lun­gen wür­de auch ich nie­mals Aus­schau hal­ten. Nun bin ich aber Mit­glied in einem Whis­ky-Club, bei einem monat­li­chen Stamm­tisch und tau­sche auch ger­ne mal Samples. Und dabei kommt immer mal wie­der etwas auf den Tisch, was ich mir mir sonst nicht mal von Wei­tem anschau­en wür­de. Manch­mal bestä­tigt es mei­ne Befürch­tun­gen, manch­mal ist eine ech­te Über­ra­schung dabei.

Inter­es­sant ist es fast immer. Selbst wenn mei­ne Vor­ur­tei­le bestä­tigt wer­den, kann ich hin­ter­her wenigs­tens sagen, dass ich den Schnaps auch wirk­lich pro­biert habe und nicht nur irgend­et­was wei­ter­ge­be, was ich irgend­wo gele­sen habe. Und ich habe mir durch­aus auch schon Fla­schen gekauft, weil mir jemand ein Blind­sam­ple unter die Nase geho­ben hat und ich spon­tan begeis­tert war. Auf Whis­ky-Mes­sen pas­siert das durch­aus öfters, sobald man eini­ge Leu­te aus der Sze­ne kennt.

Ich habe schon Whis­ky aus vie­len Län­dern die­ser Erde pro­biert. Ob islän­di­scher Flo­ki, schwe­di­scher Mack­my­ra, süd­afri­ka­ni­scher Three Ships, tas­ma­ni­scher Lark, aus­tra­li­scher Sullivan’s Cove, neu­see­län­di­scher Oama­ru­vi­an oder tsche­chi­scher Ham­mer­head – alle haben ihre Berech­ti­gung und eigen­stän­di­gen Geschmack und nicht sel­ten kann man durch die Geschich­ten dahin­ter auch neue Din­ge ler­nen, denn die Whis­ky-Her­stel­lung wur­de viel­leicht in Irland und Schott­land erfun­den, aber die Inno­va­ti­on erfolgt eher woan­ders. Und ja, es gibt inzwi­schen auch durch­aus trink­ba­re deut­sche Whiskys.

Ich fin­de es wich­tig, neu­gie­rig zu blei­ben. Die Welt des Whis­ky (und nicht nur die­se) ist viel­fäl­ti­ger und inter­es­san­ter, als selbst alte Hasen es sich vor­stel­len kön­nen. Ab und zu soll­te man aus den gewohn­ten Bah­nen aus­bre­chen, den engen Hori­zont erwei­tern und sich auf Neu­es einlassen.

Es gibt viel zu ent­de­cken – ent­kap­seln wir es!

(* = Affi­lia­te-Link / Bild­quel­le: Amazon-Partnerprogramm)
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Jörg Bechtold beschäftigt sich seit Ende der 90er Jahre mit Single Malt Whisky. Auf mehreren Reisen nach Schottland hat er Land und Leute kennengelernt sowie viele Destillerien besucht. 2002 hatte er die WHISKYFANPAGE.DE begründet, seit 2006 schreibt er dieses Blog und ist außerdem als Referent für Whisky-Tastings tätig.