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Whiskyherbst vs. Whiskyfest – wer regiert in Berlin?

Whisky: Die Marken und Destillerien der Welt
39,95 €
(Stand von: 1. Novem­ber 2024 04:24 – Details)
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Wie ich in mei­nem Bei­trag Das Whis­ky­fan­blog macht Urlaub… ange­kün­digt hat­te, war ich am 8. und 9. Sep­tem­ber in Ber­lin und habe die bei­den Whis­ky­mes­sen der Haupt­stadt besucht.

Ent­ge­gen mei­nes ursprüng­li­chen Plans war ich am Frei­tag erst auf dem WHISKYHERBST®, der seit 2013 in der Malz­fa­brik in Tem­pel­hof statt­fin­det. Bereits 2000 war die Koope­ra­ti­on drei­er Ber­li­ner Whis­ky­händ­ler als „Cöpe­ni­cker Whis­ky­herbst“ im Innen­hof des berühm­ten Rat­hau­ses (das mit dem Haupt­mann) gestar­tet, 2006 aus Platz­grün­den in die Frei­heit 15 (auch in Köpe­nick) umge­zo­gen. Ich hat­te in der Ver­gan­gen­heit bei­de Loca­ti­ons mit­be­kom­men und war nun gespannt auf die Malzfabrik.

Der alte Indus­trie­bau ist an sich nicht zu ver­ach­ten und schön reno­viert, Platz hat es mehr als genug auch für künf­ti­ge Erwei­te­run­gen. Die Stän­de sind ver­teilt auf einen Außen­be­reich unter frei­em Him­mel, einen über­dach­ten Außen­be­reich und einen Innen­be­reich in einer der Hal­len, so dass man auch bei schlech­tem Wet­ter genug Mög­lich­kei­ten hat. Der Ber­li­ner Spät­som­mer zeig­te sich aller­dings von sei­ner schöns­ten Sei­te und schon durch den Anmarsch vom Süd­kreuz (ca. 15 min.) stand ich ordent­lich unter Dampf. Los ging es erst nach­mit­tags um 15 Uhr und so war ich schon aus­rei­chend gestärkt um direkt los­le­gen zu können.

Als ers­tes hat­te Det­lef Som­mer von Sän­tis Malt den neu­en Snow White 6 am Start mit Nach­rei­fung in Cognac-Oran­gen­li­kör-Fäs­sern. Wei­ter bei Anam na h‑Alba, aller­dings mit dem neu­en Glen Moray des SSMC. Von den eige­nen Abfül­lun­gen habe ich den „Kiss of Kirk­wall“ pro­biert, eher so mit­tel. Bei Whis­ky Warehouse No. 8 diver­ses, dar­un­ter einen rich­tig guten Glen­los­sie und einen sehr schö­nen alten Glen Keith. Der „flie­gen­de Hol­län­der“ aka Dutch Con­nec­tion hat­te den Ichiro’s Malt MWR dabei, da konn­te ich nicht nein sagen. Nach einer klei­nen Stär­kung ging es wei­ter bei Kirsch­whis­ky mit net­ten Gesprä­chen, einem sehr schö­nen Old Pul­te­ney von Gor­don MacPhail und end­lich mal dem Amrut Gree­dy Angels. Dage­gen sehen vie­le älte­re Whis­kys ziem­lich alt aus.

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Bevor ich selbst zu alt aus­sah, habe ich den Tag bei Fer­rand mit Brand Ambassa­dor Ralf Zin­del und der Ran­ge von Hel­ly­ers Road aus Tas­ma­ni­en aus­klin­gen las­sen. Die Abfül­lun­gen sind durch­gän­gig gut und haben mit 10yo, Pea­ted und Pinot Noir für jeden Geschmack etwas zu bieten.

Der Sams­tag gehör­te dann dem Köpe­ni­cker Whis­ky­fest, das seit dem Weg­gang des Whis­ky­herbs­tes die Frei­heit 15 belegt. Man kann sagen was man will, die Loca­ti­on ist ein­fach klas­se. Die Alt­stadt von Köpe­nick liegt auf einer Halb­in­sel, umflos­sen von der Spree, und ist ein­fach wun­der­schön. Man kommt sich mit­ten in der Stadt (na gut, am Rand und 1 Stun­de vom Zen­trum ent­fernt) vor wie am Meer. Boo­te und Grün wohin man schaut.

Dass der Whis­ky­herbst die Loca­ti­on gewech­selt hat, hat­te aber auch sei­nen Grund und den merkt man – es war näm­lich ziem­lich schnell nach Öff­nung rap­pel­voll. Da alles sehr eng gestellt ist hat man zwi­schen den Zel­ten wenig Platz und Steh- geschwei­ge denn Sitz­ti­sche sind auch kei­ne mehr zu bekom­men, obwohl recht vie­le vor­han­den sind. Dazu spielt noch eine Live­band mit vol­ler Laut­stär­ke und so kam zusam­men mit der pral­len Son­ne ziem­lich schnell der Moment, wo mir alles zu viel wur­de, mei­ne Bei­ne die 21 km durch Ber­lin in drei Tagen spür­ten und ich nur noch ins Hotel wollte.

Dabei wäre die Aus­wahl an unab­hän­gi­gen Abfül­lern deut­lich grö­ßer gewe­sen als in der Malz­fa­brik. Vie­le bespie­len bei­de Mes­sen, man­che haben sich gleich ganz für das Whis­ky­fest ent­schie­den. Da ich aber Ende des Monats auch noch die Whis­ky­mes­se Rüs­sels­heim besu­che und dort vie­le der Aus­stel­ler wie­der tref­fen wer­de, habe ich vor allem den Stand von Sprit­sO­NE bela­gert, die eine unglaub­li­che Aus­wahl von klei­nen Craft-Destil­le­rien aus den USA am Start hat­ten. Da gibt es noch viel zu ent­de­cken! Bei Scot­land and Malts mit tat­kräf­ti­ger Unter­stüt­zung von Alba Import habe ich die neu­en Cask Ork­ney 18 und Wolfb­urn Lang­skip pro­biert. Letz­te­rer wie eigent­lich alles von die­ser neu­en Destil­le­rie toll, beim Cask Ork­ney war ich nicht ganz so begeis­tert. Dazu bin ich schon zu lan­ge Fan von High­land Park und ken­ne zu vie­le der frü­he­ren Abfül­lun­gen. Nach einem Plausch mit einem sehr ent­spann­ten Andrea Caminne­ci in sei­ner neu­en Funk­ti­on bei Schlum­ber­ger (und einer Pro­be des Pen­deryn Port­wood) sowie eini­gen wei­te­ren bekann­ten Gesich­tern habe ich dann alko­hol­freie Geträn­ke und einen Spa­zier­gang durch Köpe­nick allem Wei­te­ren vorgezogen.

Wer regiert nun in Ber­lin? Unent­schie­den. Ich wür­de aller­dings nächs­tes Mal Frei­tags nach Köpe­nick fah­ren, weil dann ver­mut­lich weni­ger los ist. Und Sams­tags nach Tem­pel­hof in die Malz­fa­brik, denn dort ver­läuft sich die Mas­se bes­ser. Genug zu trin­ken gibt es bei beiden 😉

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Jörg Bechtold beschäftigt sich seit Ende der 90er Jahre mit Single Malt Whisky. Auf mehreren Reisen nach Schottland hat er Land und Leute kennengelernt sowie viele Destillerien besucht. 2002 hatte er die WHISKYFANPAGE.DE begründet, seit 2006 schreibt er dieses Blog und ist außerdem als Referent für Whisky-Tastings tätig.