Mitte des Jahres hatte ich schon einmal den Scotch Single Malt Circle, kurz SSMC, vorgestellt. Auf der Aquavitae in Essen Ende September hatten Maggie Miller und ihr Team schon mal die vier neuen Abfüllungen dabei, die den Mitgliedern dann Ende November im Advents-Newsletter vorgestellt wurden. Maggie hat es nicht nehmen lassen, mich mit Samples der Abfüllungen zu versorgen, die ich Euch hier gerne vorstellen möchte. Vielleicht habt Ihr ja noch etwas Weihnachtsgeld übrig 🙂
BenRiach 19 Jahre (1991–2010) mit 57,2%, 209 Flaschen
Ich muss vorausschicken, dass ich kein großer Fan der offiziellen BenRiach-Abfüllungen bin. Mir sind die alle zu langweilig, zu indifferent, zu alkoholisch. Dieser hier, im Ex-Bourbon-Fass gereift, ist ganz anders:
Nase: Etwas säuerlich, Stachelbeeren, Mirabellen, unreife Aprikosen.
Mund: Schön rund und warm, viel Malz und fruchtig süß.
Hals: Samtig-süße reife Aprikose, wenn auch eher mittellang.
Fazit: Der mit Abstand beste BenRiach den ich bisher hatte und eine deutliche Empfehlung für Euer Weihnachtsgeld!
Bunnahabhain 18 Jahre (1991–2010) mit 54%, 209 Flaschen
Wie bei dieser Destillerie nicht anders zu erwarten kommt die Abfüllung (deutlich erkennbar) aus einem Sherry-Fass und ist eher typisch ausgefallen, was in diesem Fall alles andere als schlecht ist:
Nase: Schön dumpfe Sherry-Frucht und viel trockene Eiche.
Mund: Warm, samtig und fast wie Glühwein.
Hals: Leicht säuerlich, eher dicker dunkler Fruchtsaft als Sherry und schön lang und rauchig.
Fazit: Wunderbar fruchtig, sehr lecker! Wem die Sherry-Bomben sonst zu holzig sind, der kann hier unbedenklich zuschlagen!
Caol Ila 11 Jahre (1999–2010) mit 58%, 209 Flaschen
Die Whisky-Fabrik von Islays Ostküste überrascht immer wieder durch sehr unterschiedlich ausfallende Abfüllungen, von ungetorft und sanft bis hin zu echten Torf-Krachern ist praktisch alles vertreten. Diese Abfüllung zählt eher zur letzteren Sorte:
Nase: Da kokelt der Schinken noch kräftig, frisch aus der Räucherkammer.
Mund: Scharf, aber auch süß und extrem würzig.
Hals: Im Abgang lustigerweise viel sanfter als zunächst erwartet. Für einen CI trotzdem ein ganz schönes Brett.
Fazit: Interessantes Teil. Mit Wasser wird er total trüb, wie Ouzo.
Laphroaig 12 Jahre (1998–2010) mit 59,9%, 294 Flaschen
Im Zuge der Islay-Mania wird der Markt mit jungen Laffies geradezu überschwemmt, trotzdem ist selten was wirklich schlechtes dabei. Dieser ist keine Ausnahme und das genaue Gegenteil der oft eher süßlichen Originalabfüllungen:
Nase: Kräftig dumpf-fruchtiger Sherry, der den Torf schön überdeckt und einbindet.
Mund: Zum kauen schön. Dabei leicht säuerlich und eher beerig, ohne Wasser ziemlich scharf, was bei fast 60% auch kein Wunder ist.
Hals: Verbrannte Torfasche mit der ganzen Beerigkeit aus dem Mund und dem Sherry aus der Nase obendrauf.
Fazit: Sehr schön und so ganz anders als Triple Wood & Co.
Wieder einmal hat Maggie sehr schöne und außergewöhnliche Fässer ausfindig machen können. Im neuen Jahr sollen noch ein 15jähriger Tobermory sowie zwei Springbank von 1996 und 1997 dazu stoßen. Später im Jahr dann noch weitere Abfüllungen von Deanston(!), Aberlour, Arran und ein weiterer Caol Ila.
Grund genug, um endlich Mitglied zu werden, zumal der im letzten Beitrag erwähnte Glenlossie 1984 gerade 86 Punkte und eine Silbermedallie bei den Malt Maniac Awards 2010 erhalten hat!
Ja ich hatte das Vergügen vor kurzem ein Whiskytasting mit diesen Tropfen zu moderieren und das Echo bei nahtlos allen Teilnehmern hallt noch immer nach .… wirklich herausragende Tropfen die Maggie fand … mein Favorit des Abends (obwohl schwer herauszufiltern) war der Benriach.
Gruß
Ralf Galke
Hude