Notes

Zwei erwachsene Single Grains: Cadenhead’s North British 19yo und Cambus 24yo for Bladnoch Forum

Grain Whis­ky ken­nen und scheu­en vie­le Fans der Sin­gle Malts nur als rela­tiv geschmacks­ar­me Bei­mi­schung in Blends. Dabei wird über­se­hen, dass die dort ver­wen­de­ten Grains meist recht jung sind und jede Spi­ri­tuo­se nach einer gewis­sen Zeit im Fass des­sen Geschmack annimmt, egal wie geschmacks­neu­tral sie am Anfang gewe­sen sein mag. Wenn man sich nun zudem noch in Erin­ne­rung ruft, dass selbst bei Malt Whis­ky nur rund 30% des Geschmacks vom Destil­lat und 70% von der Rei­fung im Fass kom­men, so wird klar, dass älte­re Grain Whis­kies durch­aus nicht so schlecht sein müs­sen, wie man viel­leicht zuerst denkt. Lei­der sind sie aber eher sel­ten zu fin­den und daher auch meist recht teu­er, was die Lust auf einen Ver­such dann wie­der rela­ti­viert. Daher möch­te ich Euch heu­te mal zwei durch­aus bezahl­ba­re Ver­tre­ter ihrer Zunft vorstellen:

Cadenhead’s Scot­tish Grain from North Bri­tish Distil­lery 19yo mit 59,9%
Eine Fla­sche aus dem Win­ter-Bot­t­ling von 1997(!) aus der 750(!)ml-Flasche, mit 68 EUR nicht gera­de überteuert:

Cadenhead's North British       Auge: Dun­kel­gelb, vie­le Legs.
Nase: Süß, aber sehr alko­ho­lisch mit Ter­pen­tin, Nel­ken und Zimt-Banane.
Mund: Pfef­fer, exo­ti­scher Frucht­sa­lat (Man­go, Papa­ya, Ananas).
Hals: Könn­te mit sei­ner Vanil­le-Süße und dem deut­li­chen hol­zig-tro­cke­nen Ter­pen­tin auch ein Bour­bon sein, bis dann wie­der der Frucht­sa­lat durch­bricht, aber lei­der rela­tiv schnell abklingt.
Fazit: Eine inter­es­san­te Mischung aus (altem) Bour­bon und (jun­gem) Cly­ne­lish, hät­te viel­leicht noch ein paar Jah­re im Fass ver­tra­gen kön­nen und ver­trägt vor allem eini­ges an Wasser.

Cam­bus Sin­gle Grain 24yo 1986-201 mit 53,2%, abge­füllt für das Blad­noch Forum aus Hogs­head #18990
Mei­ne Ent­de­ckung auf der letzt­jäh­ri­gen Aqua­vi­tae am Stand von Alba Import, mit einem Fla­schen­preis von 59 EUR durch­aus güns­tig zu nennen.

Cambus (links) Auge: Hell­gol­den, schön ölig.
Nase: Dumpf-zurück­hal­tend, süßer Grieß-Vanil­le­pud­ding mit Sahne.
Mund: Sah­net­of­fee mit schö­ner Wür­ze und Wärme,
sehr voll.
Hals: Sah­nig, wür­zig, etwas Ter­pen­tin, sehr voll
und warm, nun deut­li­che Zitrusnote.
Fazit: Extrem lecke­res Stöff­chen zu einem sehr akzep­ta­blem Preis!

 

Bei­de Abfül­lun­gen kön­nen Ihre Her­kunft nicht ver­ber­gen, ihnen fehlt die Tie­fe und Kom­ple­xi­tät eines Malt Whis­ky und die Ter­pen­tin-Note (man­che nen­nen es auch Kleb­stoff) ist recht deut­lich. Aber gera­de der Cam­bus zeigt, dass mit einem ent­spre­chen­den Fass und genü­gend Rei­fe eine wun­der­ba­re, süße Note erreicht wer­den kann, die so extrem bei einem Sin­gle Malt schwer zu errei­chen ist. Der Som­mer kann kommen!

(* = Affi­lia­te-Link / Bild­quel­le: Amazon-Partnerprogramm)
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Jörg Bechtold beschäftigt sich seit Ende der 90er Jahre mit Single Malt Whisky. Auf mehreren Reisen nach Schottland hat er Land und Leute kennengelernt sowie viele Destillerien besucht. 2002 hatte er die WHISKYFANPAGE.DE begründet, seit 2006 schreibt er dieses Blog und ist außerdem als Referent für Whisky-Tastings tätig.