Erwartungsvoll begann der Marathon für 120 Gäste mit einem Glenfarclas Tasting bereits am Freitagabend. Sie kamen aus Kanada, Litauen, Norwegen, Schweden, USA…und selbstverständlich aus Deutschland. George Grant, Director of Sales der Speyside Distillery in Ballindaloch, präsentierte Fassabfüllungen aus den Jahren 1976, 1972, 1968, 1965, 1956 und 1955. Sie reiften in entweder in Oloroso- oder Pedro Ximenez-Butts (500 l) oder Hogsheads (250 l).
Ein Tropfen dieser flüssigen Diamanten genügte. Im Mundraum feierten die Aromen ein Weihnachtsfest, sie erinnerten an einen schottischen Christmas Cake mit Rosinen, Orangen, Feigen, Zitrus. Vanille und Holz umspülten heftig Zunge und Gaumen. Eine wahre Sherry–Bombe war der 1965er Glenfarclas aus einem Hoghshead, in dem vorher der zuckersüße Likörwein Pedro Ximenez in Andalusiens Jerez de la Frontera reifte (500g Zucker/Liter). Mit seinen 52 vol. % zeigte sich der Speysider sehr dunkel an Mahagoni erinnernd mit einer wunderbaren Sherry-Süße, sehr geschmeidig und weich mit einem fetten PX-Ton. Eine fulminante Sherry-Bombe, die ganz alleine den ganzen Abend Nase und Mund mit Aromen und Geschmäckern umschwärmt hätte. Zu schnell und zu oft mussten sich Nase und Zunge auf neue Aromen und Geschmäcker einstellen. Schade. Mehr Zeit wäre wünschenswert gewesen.
George Grant hatte sich bestens auf das Tasting eingestellt, die Location war prächtig dekoriert. Ian Grays Acryl-Bilder gaben dem sachlich nüchternen Tasting-Raum Farbtupfer und erinnerten an das ferne Schottland mit seinen mystischen Landschaften und Brennereien. Das babylonische Sprachengewirr trübte allerdings die Verkostung und die Ausführungen George Grants. Das ungebührliche Verhalten vieler Gäste, den Referenten einfach zu ignorieren schmälerte das Erlebnis. „Ich bin schockiert,“ wertet Glenfarclas-Sammler Stefan F. diese Unhöflichkeit, „so etwas habe ich selten erlebt, das macht man nicht, denn wenn jemand wie George spricht, dann hört man zu!“ Povilas S. aus dem litauischen Vilnius war schlichtweg enttäuscht. Weit angereist hatte er sich mehr Informationen erhofft.
Grill-Rauch und Gegrilltes wetteiferten später mit Aromen der dunklen Früchte in den Proben und verdarben so die nachhaltige Freude an den Ausnahme-Whiskies der Glenfarclas Distillery.
Am Samstag bilden sich bereits früh die bekannten Schlangen, die durch eine Vorverkaufsschlange etwas entlastet wurde. Chaotisch drückten die dem Britischen Schlangestehen Entwöhnten in den Eingangsbereich. Kaum drinnen, die große Ernüchterung, wieder Schlangen über mehrere Stockwerke zu den begehrten Tasting-Karten. Für viele Anstehenden kam dann schließlich die Enttäuschung, wenn es hieß: „Ausverkauft!“ Solch eine Zeitverschwendung muss nicht sein, wozu gibt es elektronische Buchungssysteme, dachte sich so mancher Besucher. Mangelhafte Organisation, hier ist ein Nachdenken erforderlich. Immerhin es gab auch freie Tastings und Vorträge mit einführendem Charakter. Ein erstklassiger Genuss war auf jeden Fall Paddys kurzweiliges Konzert, es beruhigte und entspannte: Whisky and Women.
Drinnen in der großen Halle ein Geschiebe und Gedränge. Die Tribüne bis auf die letzten Plätze gefüllt, man suchte Ruhe, denn der Regen und die kühlen Temperaturen zwangen zum Verweilen im Trubel. Dennoch, der Umgang war freundlich und angenehm.
„Für uns war der Samstag einer der besten Umsatztage der letzten Jahre,“ freute sich André M. Selbstverständlich war Limburg ein Stelldichein der Bigheads: Alex Bruce, Ashok Chokalingham Antony McCallum-Caron, Charles MacLean, Jan Beckers, Chris Pepper, Iain Scott, Alistair Hart, Grant Macpherson, Robin Laing, Charlie Smith, Alistair Walker. Die Exoten Ichiro Akuto von der japanischen Chichibu Brennerei, Jasmin Haider von Roggenreith, Hans Kemenater von Slyrs, Jean Donnay von Glan Ar Mor und David Roussier von Amorik. Doug Clement von der zukünftigen Lowland Distillery Kingsbarns berichtete enthusiastisch über den Stand des Baus der neuen Brennerei in der Nähe von St Andrews. Malt Maniac Serge Valentin war ebenso unter den Besuchern wie der Herausgeber des Malt Whisky Yearbooks Ingvar Ronde. Alle brachten sie etwas Flair in die nüchterne und schmucklose Proben-Halle. Abseits auch ein Zelt in dem es unter Whiskies und Rums einen vorzüglichen Mezcal – Agavendestillat – aus zu verkosten gab.
Der Sonntag ist auf jeden Fall für einen Besuch vorzuziehen, denn die Horden erholen sich bereits von ihren samstäglichen Strapazen.
Zwei Limburg Whisky Fair Entdeckungen aus Islay:
Die Whiskytales legten mit ihrer Edition „Hebridean – The Hydra“ einen Islay Vatted Malt vor, der 16 Jahre in einem Bourbon reifte. In der natürlichen Fassstärke mit 57,5% Vol. wurden nur 180 Flaschen abgefüllt. Das Vatting mit Malts von Ardbeg, Bowmore und Lagavulin erfreut jeden Islay-Liebhaber mit seiner angenehmen Rauchigkeit, die weder an Teer noch an Gummi erinnert, eine wunderbare ölige Süße mit einer leichten Würzigkeit und schmeichelnden Samtigkeit füllen lang anhaltend Zunge und Gaumen. Der starke Alkohol ist sehr gut eingebunden und dominiert nicht. Selbstverständlich ist THE HYDRA nicht kühlfiltriert und nicht gefärbt. Preis: Euro 75,00. Bezug: www.whiskytales.de
Alba-Import überraschte mit einem eigenen Blended Scotch Whisky ISLAY TIME, abgefüllt mit 40 vol. %. Mit einem hohen Malt-Anteil aus einer zentralen Islay Distillery sowie einer Brennerei aus dem südlichen Teil der Hebrideninsel. Der Blend ist rauchig mit maritimen Noten, frisch mit leichtem Zitrus, anfänglich leicht süß und dann malzig mit angenehmen Rauch. Aufgrund des hohen Malt-Anteils tritt der Grain-Anteil nicht in den Vordergrund, macht aber dennoch den gefärbten Blend aus jungen Malts weich und leicht fruchtig. Corinna Schwarz und Dietmar Schulz präsentierten mit diesem Whisky unter 20,- Euro ein Nase und Zunge überzeugendes Schnäppchen, das mehr als beeindruckt. Geschaffen hat diesen „süffigen“ Blend Donald Hart von Meadowside Blending Co. Das Batch 1 besteht nur aus 2100 Flaschen. Bezug nur über den Fachhandel. Importeur: www.alba-import.de
Alle Fotos Copyright Ernst J. Scheiner. Alle Rechte vorbehalten.
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Grill-Rauch und Gegrilltes wetteiferten später mit Aromen der dunklen Früchte in den Proben und verdarben so die nachhaltige Freude an den Ausnahme-Whiskies der Glenfarclas Distillery.
Drinnen in der großen Halle ein Geschiebe und Gedränge. Die Tribüne bis auf die letzten Plätze gefüllt, man suchte Ruhe, denn der Regen und die kühlen Temperaturen zwangen zum Verweilen im Trubel. Dennoch, der Umgang war freundlich und angenehm.
Der Sonntag ist auf jeden Fall für einen Besuch vorzuziehen, denn die Horden erholen sich bereits von ihren samstäglichen Strapazen.
Zwei Limburg Whisky Fair Entdeckungen aus Islay:
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