Da ich mich nach 15 Jahren beim schottischen Whisky einigermaßen auskenne, habe ich in letzter Zeit vermehrt über den Glasrand geschaut und mich mit Whisky aus anderen Ländern beschäftigt. Für Japanese Whisky interessiere ich mich schon seit langem, da gibt es ein gleichnamiges Buch von Ulf Buxrud. Im letzten Jahr war Canadian Whisky dran mit dem ebenso faszinierenden „Portable Expert“ von Davin de Kergommeaux.
Durch Zufall bin ich vor Kurzem nun über das Buch American Whiskey Bourbon & Rye von Clay Risen gestolpert. Bourbon ist nicht unbedingt mein favorisierter Whisky, seine Schärfe und relativ eintönige Grundsüße sprechen mich allerhöchstens im Sommer an, ansonsten gibt es meiner Meinung nach deutlich interessantere Single Grains aus Schottland. Und Rye Whisky ist wiederum etwas sehr spezielles mit großen Unterschieden im Geschmack von eher brotlastig bis eher bourbonartig.
Anyway – das Buch hatte mich von der Optik her angesprochen, mit der im wahrsten Sinn ausgeprägten goldenen Typografie auf der Vorderseite und der knallorangen Banderole hinten. Als (Web-)Designer bin ich ja immer der Meinung: Wer sich Gedanken über die Verpackung macht, macht sich auch Gedanken um den Inhalt. Oder anders gesagt: Wenns schön aussieht, kauft man in der Regel keinen Mist.
So ist es auch hier. Clay Risen ist Redakteur bei der New York Times und schreibt für sie und weitere Publikationen Artikel über Whisky, Rum und andere Spirituosen. Zudem hat er bereits einige Bücher über die Geschichte der USA geschrieben. Auf den ersten 65 Seiten des Buches wird denn auch ausführlich auf die Geschichte und die Herstellung des amerikanischen Whiskeys eingegangen. Dabei erfährt der Leser (zumindest in meinem Fall) einiges Neues. Beliebte Irrtümer werden klar gestellt und manche Mythen entzaubert. Wie so oft in Amerika liegt vieles im geschichtlichen Halbdunkel und spätestens was vor dem Bürgerkrieg war, weiß keiner mehr so ganz genau. Clay Risen geht auch auf die Gründungsmythen so mancher Brennerei ein und erlaubt sich einige ironische Spitzen hinsichtlich des Marketing-Bullshits, den vor allem die großen Konzerne so von sich geben. Es bleibt in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt, dass es manche Brennereien gar nicht (mehr) gibt. Einige sind nur noch Markennamen, unter denen Whiskey abgefüllt wird, der ganz woanders hergestellt wird. Und die Bezeichnung „Small Batch“ ist mehr noch als bei manch schottischen Brennereien oft eher relativ…
Apropos Small Batch. Was mir noch nicht so ganz klar war: bis in die 1990er Jahre hinein ging es der Bourbon-Industrie eher schlecht mit sinkenden Produktionszahlen. Erst Blanton’s (die mit dem Pferdekopf auf dem Korken) bescherten mit Ihren Einzelfassabfüllungen dem Bourbon einen neuen Aufschwung und zogen den Trend mit den Small Batch Bourbons und Abfüllungen in Fassstärke wie in Schottland hinter sich her. Wieder was gelernt.
Im zweiten Teil werden dann über 200 Bourbons, Ryes und auch ein paar Single Malts ausführlich vorgestellt. Den Anfang macht immer ein Text über die Brennerei bzw. den Abfüller, dann kommen kurze Tasting Notes und eine Info zur Preiskategorie (1–4 Dollarzeichen) und der Wertung (1–4 Sterne).
Das Buch ist also beides – interessante Information zu Geschichte und Gegenwart der amerikanischen Whiskyindustrie und ein Nachschlagewerk für den Kauf aktueller Abfüllungen (sofern sie denn überhaupt bei uns in Europa erhältlich sind).
Einzige Kritik von meiner Seite: So schön auch die Innenseiten gestaltet sind – die sehr dünne Schrift macht in Kombination mit den schmal gesetzten Spalten die ersten 65 Seiten sehr schwer lesbar. Wenn man sich dann auch noch auf die englische Sprache konzentrieren muss, ermüden die Augen sehr schnell. Also besser erst etwas dazu trinken, wenn man mit dem ersten Teil durch ist 😉
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
Da ich mich nach 15 Jahren beim schottischen Whisky einigermaßen auskenne, habe ich in letzter Zeit vermehrt über den Glasrand geschaut und mich mit Whisky aus anderen Ländern beschäftigt. Für Japanese Whisky interessiere ich mich schon seit langem, da gibt es ein gleichnamiges Buch von Ulf Buxrud. Im letzten Jahr war Canadian Whisky dran mit dem ebenso faszinierenden „Portable Expert“ von Davin de Kergommeaux.
Anyway – das Buch hatte mich von der Optik her angesprochen, mit der im wahrsten Sinn ausgeprägten goldenen Typografie auf der Vorderseite und der knallorangen Banderole hinten. Als (Web-)Designer bin ich ja immer der Meinung: Wer sich Gedanken über die Verpackung macht, macht sich auch Gedanken um den Inhalt. Oder anders gesagt: Wenns schön aussieht, kauft man in der Regel keinen Mist.
Apropos Small Batch. Was mir noch nicht so ganz klar war: bis in die 1990er Jahre hinein ging es der Bourbon-Industrie eher schlecht mit sinkenden Produktionszahlen. Erst Blanton’s (die mit dem Pferdekopf auf dem Korken) bescherten mit Ihren Einzelfassabfüllungen dem Bourbon einen neuen Aufschwung und zogen den Trend mit den Small Batch Bourbons und Abfüllungen in Fassstärke wie in Schottland hinter sich her. Wieder was gelernt.
Im zweiten Teil werden dann über 200 Bourbons, Ryes und auch ein paar Single Malts ausführlich vorgestellt. Den Anfang macht immer ein Text über die Brennerei bzw. den Abfüller, dann kommen kurze Tasting Notes und eine Info zur Preiskategorie (1–4 Dollarzeichen) und der Wertung (1–4 Sterne).
Das Buch ist also beides – interessante Information zu Geschichte und Gegenwart der amerikanischen Whiskyindustrie und ein Nachschlagewerk für den Kauf aktueller Abfüllungen (sofern sie denn überhaupt bei uns in Europa erhältlich sind).
Einzige Kritik von meiner Seite: So schön auch die Innenseiten gestaltet sind – die sehr dünne Schrift macht in Kombination mit den schmal gesetzten Spalten die ersten 65 Seiten sehr schwer lesbar. Wenn man sich dann auch noch auf die englische Sprache konzentrieren muss, ermüden die Augen sehr schnell. Also besser erst etwas dazu trinken, wenn man mit dem ersten Teil durch ist 😉