Outlander ist eine amerikanische Fernsehserie, die auf den Büchern der Autorin Diana Gabaldon basiert. Die Handlung spielt hauptsächlich im Schottland des 18. Jahrhunderts. Die raue Natur, die eigensinnigen Schotten und jede Menge Whisky spielen in dieser Geschichte eine große Rolle, daher gehört in diesen Blog unbedingt ein Artikel über diese Serie. Katharina Löffler ist durch die Outlander Romane zur Whisky-Liebhaberin geworden. Wie sie auf die Bücher gekommen ist, warum sie ihr gefallen und was sie von der Fernsehserie hält, verrät sie hier.
Ja, es ist soweit – Jamie und Claire haben es ins deutsche Fernsehen geschafft. Am 20. Mai strahlte VOX die erste Doppelfolge der vom Sony Konzern verfilmten Serie aus. Für mich bedeutet dies zunächst zwei Dinge, nämlich
- Mein Buchgeschmack ist durchaus massentauglich (ob das gut oder schlecht ist, ist egal, es ist eben so) und
- Es kann verdammt lange dauern, bis guter Stoff verfilmt wird (hier stellt sich sofort die Frage, ob es gut für guten Stoff ist, verfilmt zu werden. Meine Meinung hierzu später).
Diana Gabaldon fing genau am 6. März 1988 an, ihren ersten Roman zu schreiben, ohne die Absicht, diesen jemals zu veröffentlichen (was 1991 geschah). Sie wollte lediglich wissen, wie es sich anfühlt, ein Buch zu schreiben. Nachdem sie nun bereits am neunten Band arbeitet (jeder Outlander Band ist um die 1.000 Seiten lang, pro Buch schreibt sie drei bis vier Jahre!), weiß sie dies vermutlich ziemlich genau. Dass sie mittlerweile unter anderem noch einen komplett separaten Serienstrang über einen der Charaktere aus Outlander geschrieben hat, sei hier nur am Rande erwähnt.
Fazit 1: Wer sich auf diese Bücher einlässt, darf sich auf den Beginn einer langen, wunderbaren Freundschaft freuen!
Wie ich auf die Bücher gekommen bin
Ich habe den ersten Band, der auf deutsch „Feuer und Stein“ heißt, circa 1996 ganz zufällig als Taschenbuch in einer Karlsruher Buchhandlung entdeckt, die es heute gar nicht mehr gibt. Da ich ein Faible für historische Romane habe, hat mich die kurze Zusammenfassung auf der Rückseite leicht überzeugt. Eine englische Armee-Krankenschwester (Claire), die es nach dem zweiten Weltkrieg, während ihrer zweiten Flitterwochen in Inverness (die ersten wurden durch Ausbruch des Krieges abgebrochen), durch einen Steinkreis ins Schottland des Jahres 1743 verschlägt, wo sie nicht nur unmittelbar in den Konflikt zwischen Engländern und Schotten gerät, sondern dabei auch auf den rothaarigen Bilderbuchschotten Jamie trifft, an den sie im Laufe des Buches zunächst zögerlich, schließlich jedoch endgültig ihr Herz verliert – das war genau nach meinem Geschmack. Wer jetzt Bedenken bekommt, es handle sich hier um puren Kitsch, der möge bitte weiterlesen und mir die Chance geben, diese Bedenken zu zerstreuen. Dem ist nämlich ganz und gar nicht so.
Warum mir diese Bücher gefallen
Naturwissenschaftlerin mit Erzählbegabung
Diana Gabaldon ist promovierte Meeresbiologin, Zoologin und quantitative Verhaltensforscherin (Quantitative Behavioral Ecology) und hat zwölf Jahre als Professorin an einer amerikanischen Universität gelehrt. Das hat nichts mit der Handlung von Outlander zu tun, mit der Fähigkeit der Autorin, detailliert und akribisch zu recherchieren und Dinge sehr genau zu beschreiben, jedoch sehr wohl. Und genau dieser Fähigkeit verdanken Diana Gabaldons Bücher ihre magische Authentizität. In Kombination mit ihrem angeborenen Erzähltalent, sind so Romane entstanden, die mittlerweile über 25 Millionen Menschen weltweit in ihren Bann ziehen und es nun sogar ins deutsche Fernsehen geschafft haben.
Fazit 2: Wenn Wissenschaftler Geschichten erzählen, kann es richtig gut werden!
Faszination Kulturgeschichte
Dass die Handlung in Schottland spielt und die männliche Hauptrolle einen Kilt trägt, war eher Zufall. Auf der Suche nach einem Aufhänger für ihr Romanexperiment sah Gabaldon eine Folge der 60er Jahre BBC Serie „Dr. Who“, in der Schauspieler Frazer Hines einen gewissen Jamie MacCrimmon spielt und einen Kilt trägt. (Warum ihr Romanheld den Namen James Fraser erhielt, dürfte nun geklärt sein). Diese kurze Szene war der Urknall, aus dem das Outlander Universum geboren wurde.
Schottland und das 18. Jahrhundert waren so gut wie jedes andere Setting, warum also nicht? Schließlich fand in dieser Zeit die letzte große Schlacht der Schotten gegen die Engländer in Culloden statt. Ein letzter Versuch der Stuarts, den Thronanspruch durchzusetzen. Der Sieg der englischen Armee hatte die Zerstörung des Clan-Systems und den fast völligen Untergang der gälischen Kultur zur Folge. Wohl einer der schmerzhaftesten Punkte in der schottischen Geschichte. Noch dazu, wo dieser vernichtenden Schlacht zwei durchaus erfolgreiche (aus schottischer Sicht) in Prestonpans und Falkirk voraus gingen, die den Schotten zunächst Hoffnung auf Erfolg machten. Diese politischen Verstrickungen zwischen Engländern und Jakobiten auf ihre wissenschaftlich kompetente Art aufzudröseln und dem Leser daraus eine faszinierend bunte, authentische und spannende Erzählung zu stricken, ist Diana Gabaldon meisterhaft gelungen.
Nur einen historischen Liebesroman zu schreiben war für die Autorin jedoch offensichtlich zu eintönig. So mixte sie spontan den Zeitreise Aspekt hinein, würzte ihre Geschichte dezent mit etwas Fantasy und sogar einigen Science Fiction Elementen hier und dort und macht es so Kritikern nahezu unmöglich, ihre Bücher in eine Schublade zu zwängen. Man muss jedoch keine Angst haben, dass sie sich verzettelt oder gar unglaubwürdig wird. Alles in ihren Geschichten ergibt perfekten Sinn – so sehr, dass sich heute Millionen von Lesern danach sehnen, durch einen Steinkreis in die Vergangenheit zu reisen. (meins wär’s ja nicht …)
Fazit 3: Erlaubt ist, was Spaß macht!
Charaktere, die nicht vor Schmalz triefen
Ein wesentlicher Teil des Erfolges von Outlander lässt sich auf die absolut geradlinige und konsequent authentische Darstellung der Figuren, vor allem der beiden Hauptfiguren Claire und Jamie zurückführen. Eine mit allen Wassern gewaschene Armee-Krankenschwester des 20. Jahrhunderts, die als Waisenkind aus dem ersten Weltkrieg bei ihrem Onkel in archäologischen Ausgrabungscamps aufwuchs, dabei ganz Nordafrika und Europa bereiste und auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges gelernt hat, in äußerst prekären Situationen zu überleben und sich durchzusetzen, einem schottischen Mannsbild des 18. Jahrhunderts mit eben dieser Weltanschauung gegenüberzustellen, birgt Potential für weit mehr als nur unterhaltsame Dialoge. Es ist das Wasser des Lebens der gesamten Romanserie. Obwohl Jamie für seine Zeit erstaunlich gebildet und weltoffen ist (er hat als Neffe des Clanführers immerhin in Paris studiert!), stellt ihn die unerschrockene und direkte Art von Claire, der die angemessene schickliche Zurückhaltung, die damals für Frauen üblich war, so gar nicht liegt, ständig vor neue Herausforderungen und nicht nur unangenehme Überraschungen.
Die sich entwickelnde und schließlich tiefe Bindung, die zwischen Jamie und Claire entsteht, ist neben dem historischen Aspekt jedoch nur ein Bestandteil von vielen einer äußerst komplexen Erzählung. Da gibt es schließlich noch ihren Ehemann Frank aus dem 20. Jahrhundert, mit dem sie die Flitterwochen in Inverness verbracht hat und dessen Eheweib von einem Moment zum nächsten spurlos durch einen Steinkreis verschwindet. Die beiden waren gerade dabei, ihre durch den Krieg fast sechs Jahre unterbrochene Ehe wieder aufleben zu lassen und konnten bereits erste Erfolge verzeichnen. Claires Konflikt, ja eigentlich mit einem Mann verheiratet zu sein, der erst in 200 Jahren geboren wird, den sie jedoch aufrichtig liebt und dem sie sich verpflichtet fühlt und dennoch machtlos gegen die Gefühle zu sein, die sie nach und nach für Jamie entwickelt, ist eine weitere Wendung, die das Gesamtwerk so faszinierend macht. Und dies nicht zuletzt, weil es Diana Gabaldon gelingt, auszudrücken, was ihre Charaktere bewegt, ohne dass die Erzählung vor Schmalz trieft. Und dies gerade oder erst recht in den intimsten Situationen. Sie thematisiert die Sexualität ihrer Figuren klar und eindeutig, allerdings in einer Sprache, die die Fantasie anregt anstatt lediglich plakativ zu beschreiben und mit Dialogen, die einen häufig schmunzeln lassen, ohne den Szenen ihre Leidenschaft zu rauben.
Und dann ist da noch der Bösewicht, der Antiheld, der Gegenpol und der Charakter, durch den die Story erst so richtig spannend wird: Black Jack Randall, ein englischer Offizier. Er ist eine faszinierende Mischung aus einem Abbild von Claires Ehemann Frank, dessen Vorfahre er ist, und einem absolut gestörten, sadistisch veranlagten, völlig kranken Psychopathen. Er macht die Geschichte erst so richtig gut, denn seine Handlungen, seine Art zu denken und sich auszudrücken, lassen einem beim Lesen oft einen Schauer über den Rücken laufen.
To make a long story short: Jede einzelne der vielen Figuren in diesen Büchern ist auf ihre Art faszinierend und auch der kleinste Nebencharakter ist authentisch und glaubwürdig.
Fazit 4: Sei froh, dass du deine Vorfahren nie so kennen lernen wirst, wie sie wirklich waren!
Der häufige, stets wirkungsvolle und nicht immer genussreiche Einsatz von Whisky
Whisky spielt ganz klar eine Rolle in den Outlander Romanen. Ein Flachmann ist immer dabei. Der Inhalt ist häufig so rau wie sein Besitzer. Die Situationen, in denen er eingesetzt wird, nicht minder. Die Mengen in denen er konsumiert und die Anlässe, zu denen er gereicht wird, legen den Schluss nahe, dass alle stets betrunken gewesen sein müssen. Wahrscheinlich war das auch so, obwohl sicherlich der Schotte an sich gut geeicht war beziehungsweise ist (Klischees, ich weiß … sorry).
Whisky dient als Nahrungsmittel, wenn der Magen knurrt und nichts Festes zur Verfügung steht, als Heilmittel zur inneren Anwendung beim Kurieren von Schockzuständen oder krankhaften Zuständen aller Art und als Betäubungsmittel bei mehr oder minder schweren chirurgischen Eingriffen. Als Claire ihn zu Zwecken der Wunddesinfektion auch äußerlich anwendet, bestätigt sie den Schotten damit lediglich ihre tief verwurzelte Abneigung gegen Engländer (Sassenachs) an sich und ihr nicht minder tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber Frauen, die immun gegen jegliche Art von männlichem Dominanzgebaren sind, im Besonderen. (Hier kommt Claire ihre Erfahrung als Krankenschwester in den Feldlazaretten eindeutig zugute).
In den Hallen der Clanführer und im Schottland des 20. Jahrhunderts hingegen wird passend zum Anlass hochwertiger Whisky genossen. Diesen beschreibt Diana Gabaldon dann so gekonnt, dass man beim Lesen sofort Lust auf einen Dram bekommt. Nicht, weil sie perfekte Tasting Notes liefert, sondern weil das Gesamtbild, in dem sie den Whisky ganz subtil seine Rolle spielen lässt, einfach stimmig ist. Er gehört einfach dazu. Das Bild wäre ohne ihn nicht vollständig, nicht perfekt.
Fazit 5: Lies keinen Outlander Roman, ohne einen guten Dram in Reichweite zu haben!
Nächste Woche folgt die Fortsetzung des Artikels. In Teil 2 spricht Katharina Löffler über die Fernsehserie, die zur Zeit auf VOX läuft. Wer sich bis dahin schon mal einen Dram genehmigen möchte, findet bei unserem Partner-Shop Finde-DEINEN-Whisky.de viele Anregungen 😉
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
Outlander ist eine amerikanische Fernsehserie, die auf den Büchern der Autorin Diana Gabaldon basiert. Die Handlung spielt hauptsächlich im Schottland des 18. Jahrhunderts. Die raue Natur, die eigensinnigen Schotten und jede Menge Whisky spielen in dieser Geschichte eine große Rolle, daher gehört in diesen Blog unbedingt ein Artikel über diese Serie. Katharina Löffler ist durch die Outlander Romane zur Whisky-Liebhaberin geworden. Wie sie auf die Bücher gekommen ist, warum sie ihr gefallen und was sie von der Fernsehserie hält, verrät sie hier.
Ja, es ist soweit – Jamie und Claire haben es ins deutsche Fernsehen geschafft. Am 20. Mai strahlte VOX die erste Doppelfolge der vom Sony Konzern verfilmten Serie aus. Für mich bedeutet dies zunächst zwei Dinge, nämlich
Diana Gabaldon fing genau am 6. März 1988 an, ihren ersten Roman zu schreiben, ohne die Absicht, diesen jemals zu veröffentlichen (was 1991 geschah). Sie wollte lediglich wissen, wie es sich anfühlt, ein Buch zu schreiben. Nachdem sie nun bereits am neunten Band arbeitet (jeder Outlander Band ist um die 1.000 Seiten lang, pro Buch schreibt sie drei bis vier Jahre!), weiß sie dies vermutlich ziemlich genau. Dass sie mittlerweile unter anderem noch einen komplett separaten Serienstrang über einen der Charaktere aus Outlander geschrieben hat, sei hier nur am Rande erwähnt.
Wie ich auf die Bücher gekommen bin
Ich habe den ersten Band, der auf deutsch „Feuer und Stein“ heißt, circa 1996 ganz zufällig als Taschenbuch in einer Karlsruher Buchhandlung entdeckt, die es heute gar nicht mehr gibt. Da ich ein Faible für historische Romane habe, hat mich die kurze Zusammenfassung auf der Rückseite leicht überzeugt. Eine englische Armee-Krankenschwester (Claire), die es nach dem zweiten Weltkrieg, während ihrer zweiten Flitterwochen in Inverness (die ersten wurden durch Ausbruch des Krieges abgebrochen), durch einen Steinkreis ins Schottland des Jahres 1743 verschlägt, wo sie nicht nur unmittelbar in den Konflikt zwischen Engländern und Schotten gerät, sondern dabei auch auf den rothaarigen Bilderbuchschotten Jamie trifft, an den sie im Laufe des Buches zunächst zögerlich, schließlich jedoch endgültig ihr Herz verliert – das war genau nach meinem Geschmack. Wer jetzt Bedenken bekommt, es handle sich hier um puren Kitsch, der möge bitte weiterlesen und mir die Chance geben, diese Bedenken zu zerstreuen. Dem ist nämlich ganz und gar nicht so.
Warum mir diese Bücher gefallen
Naturwissenschaftlerin mit Erzählbegabung
Diana Gabaldon ist promovierte Meeresbiologin, Zoologin und quantitative Verhaltensforscherin (Quantitative Behavioral Ecology) und hat zwölf Jahre als Professorin an einer amerikanischen Universität gelehrt. Das hat nichts mit der Handlung von Outlander zu tun, mit der Fähigkeit der Autorin, detailliert und akribisch zu recherchieren und Dinge sehr genau zu beschreiben, jedoch sehr wohl. Und genau dieser Fähigkeit verdanken Diana Gabaldons Bücher ihre magische Authentizität. In Kombination mit ihrem angeborenen Erzähltalent, sind so Romane entstanden, die mittlerweile über 25 Millionen Menschen weltweit in ihren Bann ziehen und es nun sogar ins deutsche Fernsehen geschafft haben.
Faszination Kulturgeschichte
Dass die Handlung in Schottland spielt und die männliche Hauptrolle einen Kilt trägt, war eher Zufall. Auf der Suche nach einem Aufhänger für ihr Romanexperiment sah Gabaldon eine Folge der 60er Jahre BBC Serie „Dr. Who“, in der Schauspieler Frazer Hines einen gewissen Jamie MacCrimmon spielt und einen Kilt trägt. (Warum ihr Romanheld den Namen James Fraser erhielt, dürfte nun geklärt sein). Diese kurze Szene war der Urknall, aus dem das Outlander Universum geboren wurde.
Schottland und das 18. Jahrhundert waren so gut wie jedes andere Setting, warum also nicht? Schließlich fand in dieser Zeit die letzte große Schlacht der Schotten gegen die Engländer in Culloden statt. Ein letzter Versuch der Stuarts, den Thronanspruch durchzusetzen. Der Sieg der englischen Armee hatte die Zerstörung des Clan-Systems und den fast völligen Untergang der gälischen Kultur zur Folge. Wohl einer der schmerzhaftesten Punkte in der schottischen Geschichte. Noch dazu, wo dieser vernichtenden Schlacht zwei durchaus erfolgreiche (aus schottischer Sicht) in Prestonpans und Falkirk voraus gingen, die den Schotten zunächst Hoffnung auf Erfolg machten. Diese politischen Verstrickungen zwischen Engländern und Jakobiten auf ihre wissenschaftlich kompetente Art aufzudröseln und dem Leser daraus eine faszinierend bunte, authentische und spannende Erzählung zu stricken, ist Diana Gabaldon meisterhaft gelungen.
Nur einen historischen Liebesroman zu schreiben war für die Autorin jedoch offensichtlich zu eintönig. So mixte sie spontan den Zeitreise Aspekt hinein, würzte ihre Geschichte dezent mit etwas Fantasy und sogar einigen Science Fiction Elementen hier und dort und macht es so Kritikern nahezu unmöglich, ihre Bücher in eine Schublade zu zwängen. Man muss jedoch keine Angst haben, dass sie sich verzettelt oder gar unglaubwürdig wird. Alles in ihren Geschichten ergibt perfekten Sinn – so sehr, dass sich heute Millionen von Lesern danach sehnen, durch einen Steinkreis in die Vergangenheit zu reisen. (meins wär’s ja nicht …)
Charaktere, die nicht vor Schmalz triefen
Ein wesentlicher Teil des Erfolges von Outlander lässt sich auf die absolut geradlinige und konsequent authentische Darstellung der Figuren, vor allem der beiden Hauptfiguren Claire und Jamie zurückführen. Eine mit allen Wassern gewaschene Armee-Krankenschwester des 20. Jahrhunderts, die als Waisenkind aus dem ersten Weltkrieg bei ihrem Onkel in archäologischen Ausgrabungscamps aufwuchs, dabei ganz Nordafrika und Europa bereiste und auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges gelernt hat, in äußerst prekären Situationen zu überleben und sich durchzusetzen, einem schottischen Mannsbild des 18. Jahrhunderts mit eben dieser Weltanschauung gegenüberzustellen, birgt Potential für weit mehr als nur unterhaltsame Dialoge. Es ist das Wasser des Lebens der gesamten Romanserie. Obwohl Jamie für seine Zeit erstaunlich gebildet und weltoffen ist (er hat als Neffe des Clanführers immerhin in Paris studiert!), stellt ihn die unerschrockene und direkte Art von Claire, der die angemessene schickliche Zurückhaltung, die damals für Frauen üblich war, so gar nicht liegt, ständig vor neue Herausforderungen und nicht nur unangenehme Überraschungen.
Die sich entwickelnde und schließlich tiefe Bindung, die zwischen Jamie und Claire entsteht, ist neben dem historischen Aspekt jedoch nur ein Bestandteil von vielen einer äußerst komplexen Erzählung. Da gibt es schließlich noch ihren Ehemann Frank aus dem 20. Jahrhundert, mit dem sie die Flitterwochen in Inverness verbracht hat und dessen Eheweib von einem Moment zum nächsten spurlos durch einen Steinkreis verschwindet. Die beiden waren gerade dabei, ihre durch den Krieg fast sechs Jahre unterbrochene Ehe wieder aufleben zu lassen und konnten bereits erste Erfolge verzeichnen. Claires Konflikt, ja eigentlich mit einem Mann verheiratet zu sein, der erst in 200 Jahren geboren wird, den sie jedoch aufrichtig liebt und dem sie sich verpflichtet fühlt und dennoch machtlos gegen die Gefühle zu sein, die sie nach und nach für Jamie entwickelt, ist eine weitere Wendung, die das Gesamtwerk so faszinierend macht. Und dies nicht zuletzt, weil es Diana Gabaldon gelingt, auszudrücken, was ihre Charaktere bewegt, ohne dass die Erzählung vor Schmalz trieft. Und dies gerade oder erst recht in den intimsten Situationen. Sie thematisiert die Sexualität ihrer Figuren klar und eindeutig, allerdings in einer Sprache, die die Fantasie anregt anstatt lediglich plakativ zu beschreiben und mit Dialogen, die einen häufig schmunzeln lassen, ohne den Szenen ihre Leidenschaft zu rauben.
Und dann ist da noch der Bösewicht, der Antiheld, der Gegenpol und der Charakter, durch den die Story erst so richtig spannend wird: Black Jack Randall, ein englischer Offizier. Er ist eine faszinierende Mischung aus einem Abbild von Claires Ehemann Frank, dessen Vorfahre er ist, und einem absolut gestörten, sadistisch veranlagten, völlig kranken Psychopathen. Er macht die Geschichte erst so richtig gut, denn seine Handlungen, seine Art zu denken und sich auszudrücken, lassen einem beim Lesen oft einen Schauer über den Rücken laufen.
To make a long story short: Jede einzelne der vielen Figuren in diesen Büchern ist auf ihre Art faszinierend und auch der kleinste Nebencharakter ist authentisch und glaubwürdig.
Der häufige, stets wirkungsvolle und nicht immer genussreiche Einsatz von Whisky
Whisky spielt ganz klar eine Rolle in den Outlander Romanen. Ein Flachmann ist immer dabei. Der Inhalt ist häufig so rau wie sein Besitzer. Die Situationen, in denen er eingesetzt wird, nicht minder. Die Mengen in denen er konsumiert und die Anlässe, zu denen er gereicht wird, legen den Schluss nahe, dass alle stets betrunken gewesen sein müssen. Wahrscheinlich war das auch so, obwohl sicherlich der Schotte an sich gut geeicht war beziehungsweise ist (Klischees, ich weiß … sorry).
Whisky dient als Nahrungsmittel, wenn der Magen knurrt und nichts Festes zur Verfügung steht, als Heilmittel zur inneren Anwendung beim Kurieren von Schockzuständen oder krankhaften Zuständen aller Art und als Betäubungsmittel bei mehr oder minder schweren chirurgischen Eingriffen. Als Claire ihn zu Zwecken der Wunddesinfektion auch äußerlich anwendet, bestätigt sie den Schotten damit lediglich ihre tief verwurzelte Abneigung gegen Engländer (Sassenachs) an sich und ihr nicht minder tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber Frauen, die immun gegen jegliche Art von männlichem Dominanzgebaren sind, im Besonderen. (Hier kommt Claire ihre Erfahrung als Krankenschwester in den Feldlazaretten eindeutig zugute).
In den Hallen der Clanführer und im Schottland des 20. Jahrhunderts hingegen wird passend zum Anlass hochwertiger Whisky genossen. Diesen beschreibt Diana Gabaldon dann so gekonnt, dass man beim Lesen sofort Lust auf einen Dram bekommt. Nicht, weil sie perfekte Tasting Notes liefert, sondern weil das Gesamtbild, in dem sie den Whisky ganz subtil seine Rolle spielen lässt, einfach stimmig ist. Er gehört einfach dazu. Das Bild wäre ohne ihn nicht vollständig, nicht perfekt.
Nächste Woche folgt die Fortsetzung des Artikels. In Teil 2 spricht Katharina Löffler über die Fernsehserie, die zur Zeit auf VOX läuft. Wer sich bis dahin schon mal einen Dram genehmigen möchte, findet bei unserem Partner-Shop Finde-DEINEN-Whisky.de viele Anregungen 😉