Der SHERISHÒR Pure Malt Whisky wird von The rare cask company GmbH aus Reilingen vertrieben und ist nun schon eine ganze Weile auf dem Markt. Bisher ging er aber trotzdem halbwegs an mir vorbei, obwohl mit @the.whisky.ambassador ein alter Bekannter von mir mit an Bord ist, der auch auf der neuen (und sehr gelungenen) World of Whisky in Mannheim den Messestand betreut hat. Das war eine gute Gelegenheit, eine Wissenslücke zu schließen.
Der SHERISHÒR (von Sherish für Sherry und dem alten mauretanischen Namen der Stadt Jerez und òr, schottisch-gälisch für Gold) ist eigentlich ein schottischer Malt Whisky aus einer namhaften Destillerie, deren Name nicht genannt werden darf. Glen Voldemort? Egal!
Nach drei Jahren Lagerung in Ex-Bourbon-Fässern reist er nach Spanien (weshalb er sich dann auch nicht mehr Scotch Whisky nennen darf) und reift dort mindestens neun weitere Jahre in alten Sherry-Fässern. Warum das etwas Besonderes ist, könnt Ihr in meinem Artikel „Sherry-Cask oder Sherry-Farce?“ nachlesen. Kurz zusammengefasst: Die wenigsten „Sherry Casks“ entstammen wirklich der traditionellen Sherry-Produktion, sind meist nicht besonders alt und oft auch aus amerikanischer Weißeiche statt der klassischen europäischen Eiche.
Die hier verwendeten Fässer sind dagegen bis zu 50 Jahre alt und wurden wirklich für Sherry benutzt. Wie beim Sherry wird der SHERISHÒR im Solera-Verfahren produziert, bei dem die Fässer übereinander gestapelt werden und von oben nach unten immer älter werden. Von unten wird ein Teil abgefüllt und von oben jüngeres Destillat nachgefüllt. Das Destillat in der untersten Reihe war dann in diesem Fall mindestens 12 Jahre alt.
Zusammen mit dem milden Atlantik-Klima sorgt das für eine besonders weiche Note und klassische Sherry-Aromen, wie man sie heute nur noch selten findet. Statt „viel Fass“ kommt hier „viel Sherry“ durch, mit den klassischen Trockenfrüchten, aber ohne die trockene Holznote, die durch zu junge Fässer und zu viele Tannine zustande kommt. Im Mund kommt eine würzige Kräuternote zum Vorschein und im Abgang dann der volle Sherry, mit nur sehr wenig Holz und dafür einem sehr langen Abgang.
Klar, der SHERISHÒR 12 hat „nur“ 46 % und ist daher nicht mit fassstarken Sherrybomben neuerer Bauart vergleichbar, und das ist auch gut so. Es gibt oder besser gab auch eine limitierte Edition mit 54 %, die zurzeit aber leider ausverkauft ist. Demnächst soll es eine Neuauflage geben, dann in edler Holzbox mit Glas und dem passenden Moscatel-Sherry. Eine Flasche aus jedem Batch enthält außerdem eine echte spanische Golddublone im Wert von 600 € – die anderen Flaschen immerhin einen historischen schottischen Schilling.
Obwohl „Pure Malt“ auf dem Etikett steht, ist der SHERISHÒR eigentlich ein Single Malt. Da eine Belieferung durch dieselbe Destillerie aber nicht dauerhaft garantiert werden kann, haben sich die Produzenten von Anfang an für die Bezeichnung Pure Malt (gleichbedeutend mit Blended Malt) entschieden, denn durch das Solera-Verfahren entsteht dann zwangsweise eine Mischung.
Ich finde den SHERISHÒR sehr lecker. Er hat was Old-School-artiges, was an die Sherry-Whiskys von früher erinnert. Das fanden übrigens auch andere, unter anderem hat er eine Goldmedaille bei den Meininger’s International Spirits Awards bekommen. Auf der Website der the rare cask company könnt Ihr noch weitere Auszeichnungen, Meinungen und Videos anschauen und den SHERISHÒR natürlich auch für 89,00 € zzgl. Versand bestellen.
Danke an Tim Scholl für die wie immer gute Beratung und das Sample, um nochmal in Ruhe urteilen zu können!
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