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Grundwissen Whisky – Teil 2: Lagerung

Bourbon Sherry und Portwein Faesser von innen St Kilian Destillerie
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Die Lage­rung ist einer der ent­schei­dends­ten Fak­to­ren in der Whis­ky­her­stel­lung. Sie gibt dem Destil­lat nicht nur sei­ne Far­be, son­dern prägt vor allem den Geschmack und die Aro­men. Dabei spie­len Fass­art, Lager­dau­er, Kli­ma und Stand­ort eine zen­tra­le Rolle.

Fassarten und ihr Einfluss auf den Whisky

Die Art des Fas­ses, in dem ein Whis­ky reift, hat maß­geb­li­chen Ein­fluss auf den spä­te­ren Geschmack. Die meis­ten Whis­kys rei­fen in Eichen­fäs­sern, da die­se robust sind und gleich­zei­tig wert­vol­le Aro­men abge­ben kön­nen. Es gibt jedoch Unterschiede:

Amerikanische Weißeiche:

Die­se Fäs­ser (meist ehe­ma­li­ge Bour­bon­fäs­ser) brin­gen Noten von Vanil­le, Kara­mell und Kokos­nuss her­vor. Sie domi­nie­ren in der schot­ti­schen Whis­ky­in­dus­trie und sind für ihre mil­de, süße Geschmacks­ge­bung bekannt.

Europäische Eiche:

Dabei han­delt es sich oft um ehe­ma­li­ge Sher­ry­fäs­ser, die sem Whis­ky eine kom­ple­xe, wür­zi­ge Note mit Aro­men von dunk­len Früch­ten, Scho­ko­la­de oder Nüs­sen ver­lei­hen. Heut­zu­ta­ge sind Sher­ry­fäs­ser aller­dings auch meist aus ame­ri­ka­ni­scher Weiß­ei­che und euro­päi­sche Eiche kommt eher bei ehe­ma­li­gen Wein­fäs­sern zum Einsatz.

Experimentelle Fassarten:

Neben Sher­ry- und Bour­bon­fäs­sern kom­men zuneh­mend Fäs­ser zum Ein­satz, die zuvor Port­wein, Rum, Madei­ra oder Bier ent­hiel­ten. Sol­che außer­ge­wöhn­li­chen Fäs­ser ver­lei­hen dem Whis­ky zusätz­li­che Geschmacks­nu­an­cen und sor­gen für krea­ti­ve Variationen.

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Bour­bon, Sher­ry und Port­wein­fass in der St. Kili­an Destillerie

Einfluss von Lagerzeit und Klima

Die Rei­fung eines Whis­kys hängt nicht nur von der Fass­art, son­dern auch von der Lager­zeit und den kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen ab. In den küh­len, feuch­ten Regio­nen Schott­lands ver­läuft die Rei­fung lang­sa­mer als in wär­me­ren Län­dern wie Indi­en oder Tai­wan. Dies liegt dar­an, dass Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de den Aus­tausch zwi­schen Holz und Whis­ky beein­flus­sen. Wäh­rend ein 10-jäh­ri­ger Whis­ky aus Schott­land als gereift gilt, kann ein Whis­ky aus einem tro­pi­schen Kli­ma bereits nach weni­gen Jah­ren die­sel­be Inten­si­tät erreichen.

Es ist jedoch ein Irr­tum, dass ein älte­rer Whis­ky auto­ma­tisch bes­ser ist. Jün­ge­re Whis­kys kön­nen durch kür­ze­re, aber inten­si­ve Lage­rung eben­so viel­schich­tig sein. Die Wahl des rich­ti­gen Fass­ma­nage­ments ist hier entscheidend.

Was passiert bei der Reifung im Fass?

Die Rei­fung im Fass ist ein kom­ple­xer Pro­zess, bei dem der Whis­ky über Jah­re hin­weg sei­ne end­gül­ti­gen Aro­men und sei­ne Far­be ent­wi­ckelt. Dabei spie­len che­mi­sche und phy­si­ka­li­sche Reak­tio­nen zwi­schen dem Destil­lat, dem Holz des Fas­ses und der Umge­bung eine zen­tra­le Rol­le. Die­ser Pro­zess lässt sich in drei Haupt­me­cha­nis­men unter­tei­len: sub­trak­ti­ve, addi­ti­ve und inter­ak­ti­ve Rei­fung.

Subtraktive Reifung

Zu Beginn hat der New Make Spi­rit – also der frisch destil­lier­te Roh­whis­ky – oft einen schar­fen, metal­li­schen oder sogar aggres­si­ven Cha­rak­ter. Bei der sub­trak­ti­ven Rei­fung wer­den die­se uner­wünsch­ten Bestand­tei­le wie Schwe­fel­no­ten oder har­sche Alko­ho­le durch das Holz des Fas­ses abge­baut oder absor­biert. Die Holz­koh­le­schicht, die durch das Toas­ten oder Rös­ten des Fas­ses ent­steht, wirkt dabei wie ein Fil­ter und macht den Whis­ky wei­cher und harmonischer.

Additive Reifung

Im Lau­fe der Zeit gibt das Fass­holz Stof­fe an den Whis­ky ab, die des­sen Geschmack und Aro­men berei­chern. Beson­ders ent­schei­dend ist hier Lignin, eine natür­li­che Ver­bin­dung im Holz, die bei der Fass­her­stel­lung auf­ge­spal­ten wird. Lignin ist die Quel­le von Vanil­lin, das dem Whis­ky sei­ne cha­rak­te­ris­ti­schen Vanil­le­aro­men ver­leiht. Dar­über hin­aus tra­gen wei­te­re Holz­be­stand­tei­le wie Tan­ni­ne und Zucker­stof­fe zu Aro­men wie Kara­mell, Honig oder Gewür­zen bei. Der Pro­zess ist beson­ders stark aus­ge­prägt bei Fäs­sern, die zuvor mit ande­ren Flüs­sig­kei­ten wie Bour­bon, Sher­ry, Port­wein befüllt waren.

Interaktive Reifung

Die inter­ak­ti­ve Rei­fung beschreibt den Aus­tausch von Aro­men zwi­schen dem Whis­ky, dem Holz und der Umge­bung. Durch die Poren des Fas­ses atmet der Whis­ky im wört­li­chen Sin­ne: Er nimmt Sau­er­stoff auf und gibt Alko­hol oder Was­ser an die Umge­bung ab. Die­ser Aus­tausch wird stark durch das Kli­ma beein­flusst. In feuch­ten, küh­len Regio­nen wie Schott­land ver­duns­tet vor allem Alko­hol (der soge­nann­te „Angel’s Share“), wäh­rend in wär­me­ren Gegen­den wie Indi­en oder Tai­wan mehr Was­ser ver­duns­tet. Gleich­zei­tig kön­nen Umwelt­ein­flüs­se wie salz­hal­ti­ge Luft in Küs­ten­re­gio­nen den Whis­ky geschmack­lich beein­flus­sen und ihm mari­ti­me Noten verleihen.

 Grundwissen Whisky – Teil 2: Lagerung

Das Fassmanagement und der Lagerort

Die Lage­rung eines Whis­kys in der Nähe sei­nes Pro­duk­ti­ons­orts kann des­sen Cha­rak­ter beein­flus­sen. In Küs­ten­re­gio­nen, wie etwa auf Islay, neh­men Whis­kys oft eine sal­zi­ge oder mari­ti­me Note an, da die Lager­häu­ser direkt am Meer lie­gen und die salz­hal­ti­ge Luft Ein­fluss auf die Fäs­ser nimmt. In ande­ren Regio­nen, etwa in den High­lands, domi­nie­ren eher erdi­ge und wür­zi­ge Töne.

Lei­der wird heut­zu­ta­ge ein Groß­teil des Whis­kys nach der Destil­la­ti­on in zen­tra­le Lager­häu­ser trans­por­tiert, die oft in der Nähe von Glas­gow oder Edin­burgh lie­gen. Die­se Pra­xis ist zwar effi­zi­ent, kann jedoch bedeu­ten, dass der Whis­ky nicht mehr unter den spe­zi­fi­schen kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen sei­ner Hei­mat­re­gi­on reift, was den regio­na­len Ein­fluss mindert.

Fazit

Die Lage­rung ist weit mehr als nur ein not­wen­di­ger Schritt in der Whis­ky­pro­duk­ti­on – sie ist die Kunst, einem Destil­lat Leben ein­zu­hau­chen. Ob durch die Aus­wahl der Fäs­ser, den Stand­ort der Lage­rung oder die Dau­er der Rei­fung: Jede Ent­schei­dung beein­flusst den Geschmack und macht jeden Whis­ky ein­zig­ar­tig. Die Rol­le des Fas­ses ist dabei nicht zu unter­schät­zen: Es wird oft gesagt, dass bis zu 70 % des end­gül­ti­gen Geschmacks eines Whis­kys durch die Fass­rei­fung bestimmt wird.

Hier fin­det Ihr die ande­ren Tei­le die­ser Serie:

Wei­te­re Infos zum The­ma Fassreifung:

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